Keine Bange, das Blut stammt aus Kapseln: Die Filmcrew mit Regisseurin Isabella Vinet (Fünfte von links). Fotos: Wiegert  Foto: Schwarzwälder-Bote

Film: Team dreht Action-Drama in Reinerzau und tritt damit bei internationalen Wettbewerben an

Wer am Sonntag die Sonne am Waldrand oberhalb des Ganzbauernhofs in Reinerzau genoss, konnte nicht nur Vogelgezwitscher hören, sondern auch barbarische Schreie. Ein rund 20-köpfiges Film-Team aus Berlin dreht dort gerade ein düsteres Action-Drama.

Alpirsbach-Reinerzau. Auch ein seelenloser Terrorrebell muss sich mitunter der schwäbischen Sparsamkeit beugen: "Die Blutkapseln kommen erst zum Einsatz, wenn alles sitzt", bestimmt die Regisseurin und zählt die nächste Probe an: "Drei, zwei, eins – und Action." Mit grausamer Brutalität stürzt sich der schwarz gekleidete Judas auf seinen Widersacher und schlägt erbarmungslos auf ihn ein. "Würg ihn", ertönt es aus der Regie-Ecke, während sich das Opfer brüllend zur Wehr setzt. Nach sechs Probeläufen ist die Szene endlich perfekt: Zeit für die Kapseln.

"Sae" heißt der Kurzfilm, für den einige Sequenzen auch im Kletterpark in Hallwangen aufgenommen wurden, der aber hauptsächlich in Reinerzau spielt. Mit dem Streifen will die Truppe bei internationalen Filmwettbewerben punkten. Seit knapp einer Woche arbeiten Schauspieler und Stuntmen schon im und am Ganzbauernhof – für die aus Freudenstadt stammende Schauspielerin Isabella Vinet die ideale Kulisse für das Action-Drama. Diesmal steht Vinet allerdings nicht vor, sondern hinter der Kamera. Denn "Sae" ist ihr Regiedebüt.

Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Hannes Pastor, Stuntman und Mitinhaber der Firma Impulse Action Design, hat sie das Drehbuch für den Streifen geschrieben. Der spielt in einer Zukunft, in der fast alles durch Krieg und Terror zerstört ist und es kaum noch Ressourcen gibt. Nur wenige Wälder sind wie Oasen in der Wüste. Sie bieten Unterschlupf für Terroristen und das Mädchen Sae, das seit der Ermordung seiner Familie versteckt und ohne menschlichen Kontakt aufwächst. Als der Kämpfer Joel von einer der Terrorbanden fast zu Tode gefoltert wird, beschließt Sae, sich heimlich um ihn zu kümmern.

"In einer Zeit, in der es keine Menschlichkeit und kein Vertrauen mehr gibt, finden zwei, die alles verloren haben, auf ganz eigene Art zusammen", beschreibt Vinet den Inhalt. Mehr will sie noch nicht verraten, nur so viel: "Der Film ist natürlich eine Anspielung auf die politischen Extreme unserer Zeit. Er ist sozusagen ein politisches Päckchen mit Schleife." Und er ist eigentlich durch und durch schwäbisch, denn der Low-Budget-Film wird von Sponsoren aus dem Ländle unterstützt – angefangen beim Reinerzauer Ortsvorsteher Gerold Wein, der sich um die Unterkunft der Filmtruppe kümmerte, über einen regionalen Getränkehersteller bis zu Gasthäusern aus der Umgebung, die für die Verpflegung sorgen, und einer Stuttgarter Schule, die das Equipment für die Dreharbeiten stellte. "Wir hoffen, dass wir mit dem Film bei den internationalen Wettbewerben auf uns aufmerksam machen", sagt die Regisseurin.

Dafür könnte auch manch ein Name oder Gesicht am Set sorgen: Das Mädchen Sae wird von Lena Rettinghaus, der Tochter von Schauspieler Charles Rettinghaus, gespielt, und für die Rolle des Joel schlüpft Robert Maaser in den Kampfanzug. Der Schauspieler und Stuntman hat bereits bei Filmen wie "Mission Impossible" mitgespielt und hat derzeit in der Seifenoper "Alles was zählt" eine der Hauptrollen.

Bekannte Darsteller aus Kino und Fernsehen

In der Rolle des Judas ist Johann Fohl in Reinerzau am Start, der schon bei zahlreichen bekannten Fernsehproduktionen wie "Notruf Hafenkante" oder "In aller Freundschaft" vor der Kamera stand und auf vielen Theaterbühnen zu sehen war.

Sollte es mit der Aufmerksamkeit beim Filmwettbewerb klappen, haben Isabella Vinet und Hannes Pastor schon das nächste Projekt ins Auge gefasst. Einen Action-Thriller wollen die beiden dann drehen, und der könnte durchaus auch wieder im Kreis Freudenstadt spielen. Denn die heute in Berlin lebende Vinet weiß die tollen Drehorte in ihrer Heimat zu schätzen: "Die Umgebung hier inspiriert und fasziniert, deshalb möchte ich gerne weitere Filme im Schwarzwald machen."

Doch bis dahin müssen erst noch die letzten Szenen für "Sae" gedreht werden, und deshalb heißt es heute wieder: Action im Ländle.