Symbiose von Architektur und Musik unter dem romanischen Gewölbe: Takako Yamanoi, Andreas Spiegelhalder, Sebastian Patzelt, Rainer Benner und Andreas Michel (von links) sowie an der Orgel Frank Rieger Foto: Steffens Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Blechbläserensemble Neobrass und Organist Frank Rieger gastierten in der Alpirsbacher Klosterkirche

Von Georg Steffens

Ein außergewöhnliches Neujahrskonzert gaben das Blechbläserensemble Neobrass und Frank Rieger an der Orgelskulptur in der Alpirsbacher Klosterkirche.

Alpirsbach. Die fünf Blechbläser und der Organist eröffneten das Alpirsbacher Neujahrskonzert mit einer donnernden Fanfare von Arthur Bliss. Pfarrer Horst Schmelzle freute sich auf ein einzigartiges "Zusammenspiel von Akustik, Architektur und Orgel" – und versprach nicht zu viel. Die nur etwa 90 Besucher gingen in der großen Klosterkirche zwar beinahe unter, äußerten sich jedoch hinterher vielfach begeistert.

Das Programm bestand überwiegend aus Kompositionen um 1900. Wie eine Klammer umschlossen Teile der "Symphonischen Suite" das Konzert, die der 1971 geborene Traugott Fünfgeld für den deutschen evangelischen Posaunentag in Leipzig 2008 geschrieben hatte.

Warme, strahlende Klänge wechselten mit düsteren Zwischentönen. Eine zweite innere Klammer bildeten Teile einer reinen Orgelsinfonie von Louis Vierne, ab 1900 Titularorganist der Pariser Kathedrale Notre Dame.

Schnarrender Oboenklang

Der Bräunlinger Kirchenmusiker Frank Rieger spielte mit den vielfältigen Möglichkeiten der Alpirsbacher Orgel und ließ besonders die Zungenregister mit ihrem schnarrenden Oboenklang hervortreten, bevor sich die mal nachdenklichen, mal verspielten und oft reibungsvollen Töne überraschend in einem harmonischen Schlussdreiklang auflösten.

Das Blechbläserensemble Neobrass bezog Position im Altarraum der Klosterkirche. Das Quintett besteht ausschließlich aus Profis mit Hochschulstudium, die neben teils internationalen Musikengagements auch an Musikschulen unterrichten.

"Professionelle Reife" und "absolut sicheres virtuoses Können" versprach das Programmblatt. Und die Zuhörer wurden nicht enttäuscht. Mit zwei Trompeten, Posaune, Horn und Tuba wechselten sich Andreas Michel, Rainer Benner, Andreas Spiegelhalder, Takako Yamanoi und Sebastian Patzelt im weiteren Verlauf mit der Orgel ab.

Tiefes Grollen großer Orgelpfeifen

Kanonartige Frage-Antwort-Spiele von Samuel Scheidt korrespondierten mit mystisch-geheimnisvollen Klängen des "Brass Quintet No. 3" von Victor Ewald, das sich bis zu harten, kratzenden Trompetenstößen steigerte und wieder dissonanzenreich abflaute.

Auch einem Satz aus Leonhard Bernsteins West Side Story wurde geboten. Die Vorstellung gewaltiger aufziehender Gewitterwolken mit dem tiefen Grollen großer Orgelpfeifen und Anklängen peitschender Windböen erweckte Camillo Schumanns Orgel-Präludium zum Choral "Nun danket alle Gott". Das war zugleich das einzige Stück, das unmittelbar einen inhaltlichen Glaubensbezug herstellte. Die Titel blieben ansonsten neutral, und auch moderierende Erläuterungen gab es nicht. So blieb es im Wesentlichen beim reinen Kunstgenuss – doch der konnte sich hören lassen.

Als Zugabe zeigten die Musiker mit der bekannten "Highland Cathedral" von Ulrich Roever und Michael Korb noch einmal besonders ihr Können und vielfältige Variationsbreite – auch ohne die eigentlich dazugehörenden Rhythmusinstrumente.