Im Anschluss an die Veranstaltung unterhielt Kabarettist Heinrich Del Core. Foto: Reinhard

Volksbank Kinzigtal informiert über Fusion mit Triberg. Bundesanleihen-Entwicklung "abartig".

Hausach/Alpirsbach - Über die Situation der Volksbank Kinzigtal und deren Fusion mit der Volksbank Triberg informierte der Vorstand bei der Mitgliederversammlung am Dienstagabend in Hausach. Als "abartig und schlimm" bezeichnete der Vorstand die Entwicklung der Bundesanleihen.

Der Mitgliederversammlung in Hausach am Dienstag folgte gestern die Versammlung im Haus des Gastes in Alpirsbach, bei der das gleiche Programm anstand.

Vier Ereignisse seien Vorstandssprecher Martin Heizmann und Vorstand Oliver Broghammer besonders in Erinnerung geblieben. "Bei zwei Ereignissen ging man ins Bett, dachte ›wird schon gut gehen‹ und wurde eines besseren belehrt", meinte Heizmann und bezog sich damit auf den Brexit und die Wahl Trumps zum US-Präsidenten. "Aber zwei andere Daten sind uns in guter Erinnerung geblieben: der 5. und 12. Oktober", so Heizmann weiter. An diesen Tagen hatten sich sowohl die Volksbank Kinzigtal als auch die Volksbank Triberg bei ihrer Vertreterversammlung mit 100-prozentiger Zustimmung für eine Fusion ausgesprochen. In diesem Sinne solle der Abend unter dem Motto "Das passt!" stehen.

Dann informierten die Beiden über die volkswirtschaftlichen Rahmendaten der Bank. Mit Rückgriff auf die Wahlen in den USA sagte Broghammer, dass diese in Bezug auf die Zehn-Jahres-Bund-Rendite nicht gerade zur Beruhigung beigetragen hätten. Von 1,85 Prozent im Jahr 2013 hätten sich die Zinsen der Bundesanleihen auf 0,82 Prozent (2014), 0,53 Prozent (2015) und dann auf 0,02 Prozent reduziert. "Sie sind also quasi abgeschafft", erklärte der Volksbank-Vorstand. "Das ist eine abartige Situation und schlimm für uns, aber auch gesellschaftspolitisch. Wie soll man jungen Menschen denn so erklären, dass sie fürs Alter sparen sollen?".

Erfreulich sei die Entwicklung der Erwerbstätigkeit in Deutschland. "Wir haben mit 5,9 Prozent so wenig Arbeitslose wie noch nie", sagte er und betonte in diesem Zusammenhang, dass mit einer Arbeitslosenquote von zwei Prozent im Kinzigtal Vollbeschäftigung herrsche. Dann erläuterten die beiden Vorstände Zahlen und Fakten zur derzeitigen Lage der Bank im Detail (siehe Zahlen und Fakten).

"Die Dynamik in Deutschland wird nachlassen, und wir können uns der globalen Entwicklung nicht entziehen", zog Borghammer als Fazit, und Heizmann fügte hinzu: "Wir sind mit der Volumenentwicklung zufrieden, nicht aber mit der Ergebnisentwicklung." Die Bankenbranche müsse strukturell umplanen, nicht jede Bank werde weiterhin alles anbieten können. Beide betonten, dass die Volksbank weiterhin auf das genossenschaftliche Modell setzen werde.

In Bezug auf die Steuerzahlungen der Bank meinten die beiden Vorstände: "Wenn wir weiterhin weniger verdienen, werden wir auch weniger Steuern zahlen müssen." In den Jahren 2011 bis 2015 hatte die Volksbank 3,53 Millionen Euro Körperschaftssteuer und 2,9 Millionen Euro Gewerbesteuer gezahlt.

Auch bei den Öffnungszeiten müsse man über kurz oder lang umdenken. "Die Auswirkungen der Digitalisierung machen auch vor uns nicht Halt", so Broghammer. "Die Filiale der Zukunft wird mit Sicherheit anders aussehen."

Als Herausforderungen für die Zukunft nannten Heizmann und er höhere Kundenanforderungen, den demografischen Wandel, Ertrags- und Kostendruck sowie eine zunehmenden Regulierungsdichte. Diese Herausforderungen würden mit der Fusion weiter bestehen, "aber sie sind leichter zu bewältigen", meinte Heizmann. Als Gründe für die Zusammenlegung der beiden Banken zählte er Wurzeln im gleichen Wirtschaftsraum, eine ähnliche geschäftspolitische Ausrichtung, bereits bestehenden Verbindungen zwischen den Mitarbeitern und die Tatsache, dass beide Banken im Wettbewerb zu den Sparkassen stehen, auf. Als Verbund seien die beiden Institutionen mit einer Bilanzsumme von insgesamt 1, 93 Millionen Euro und einem betreuten Kundenanlagevolumen von 1,35 Millionen Euro stärker und wettbewerbsfähiger.

Broghammer und Heizmann erklärten die Organisation der durch die Fusion entstandenen Bank. Demnach sei die Volksbank Kinzigtal die übernehmende Gesellschaft, die übertragende die Triberger Volksbank. Der juristische Sitz befände sich in Wolfach, die Hauptstellen in Wolfach und Triberg. Als Vorstand fungieren Borghammer, Heizmann, Rainer Engel und Manfred Kuner. Der Aufsichtsrat besteht aus 19 Personen – zehn aus dem Kinzigtal und neun aus Triberg.

Verschmelzungstag soll der 1. Januar sein

Als offizieller Verschmelzungszeitpunkt sei der 1. Januar 2017 angesetzt worden, die dadurch entstehende Bank trägt den Namen "Volksbank Mittlerer Schwarzwald".

Nach diesen Informationen und einem Grußwort von Hausachs Bürgermeisterstellvertreter Udo Prange folgte der unterhaltsame Teil. Der schwäbisch-italienische Kabarettist Heinrich Del Core trat mit seinem Programm "Alles halb so wild" auf. In diesem nahm er seinen schwäbischen "Migrationshintergrund" auf die Schippe und persiflierte alles von einer Begegnung mit Winfried Kretschmann bis zu einem Zahnarztbesuch.

Zahlen und Fakten

  Bilanzsumme: 644 Millionen Euro (2015: 604, 2014: 606)

  Kundeneinlagen (in Millionen Euro): 458 (2015: 428, 2014: 432)

  Verbundeinlagen: 344 Millionen Euro (2015: 335, 2014: 320)

  Kundenkredite: 440 Millionen Euro (2015: 421, 2014: 416)

  Verbundkredite: 43 Millionen Euro (2015: 42, 2014: 42)

 Betreutes Kundenvolumen: 1286 Millionen Euro (2015: 1226, 2014: 1209)

  Neukreditvolumen: 92 Millionen Euro