Mit "Scherben aus der Dreigroschenoper" begeisterte der Liederkranz das Publikum. Fotos: Haubold Foto: Schwarzwälder-Bote

Theater: Liederkranz präsentiert in der Tiefgarage unter dem Rathaus "Scherben aus der Dreigroschenoper"

Gier, Gewalt und Bestechlichkeit halten Einzug in Loßburgs Unterwelt: Der Liederkranz Loßburg begeisterte rund 300 Besucher in der Tiefgarage unter dem Rathaus mit "Scherben aus der Dreigroschenoper".

Loßburg. Für einen kulturellen Höhepunkt im Loßburger Veranstaltungsprogramm sorgte der Liederkranz Loßburg unter der Gesamtleitung von Lara Vivien Cieply. Mit "Scherben aus der Dreigroschenoper" des Dramatikers Bertolt Brecht luden die Sänger zu einem unterhaltsamen Schauspiel mit viel Musik in die Tiefgarage unter dem Rathaus ein.

Ein Hauch des Londoner Gaunerviertels Soho in den 20er-Jahren wehte bei der gut zweistündigen Aufführung durch die dunkle Tiefgarage. Sang und Klang lagen in der Luft. Schon am Eingang wurden die Besucher mit feiner Saxofonmusik begrüßt. Vor einer aufwendig gestalteten Kulisse webte der Liederkranz einen geheimnisvollen Klangteppich. Chorleiterin Lara Vivien Cieply gelang eine wunderbare Inszenierung der Geschichte über den legendären Gangsterboss Mackie Messer und seinen Kampf mit dem Bettlerkönig Peachum.

Die Erwartungen der Zuschauer, die aus der ganzen Region kamen, waren groß. Und sie wurden nicht nur überrascht, sie waren begeistert von der Musik, dem Bühnenbild, den stilechten Kostümen und den Sängern und Schauspielern. Sprecher Christian Ehl führte das Publikum unterhaltsam durch den Abend. Mal gewitzt, mal spöttisch und dann wieder ausschweifend und voller Leichtlebigkeit boten die Akteure ein neues Bild des Brechtschen Werks mit Musik von Kurt Weill. "Die Bettler betteln, die Diebe stehlen, die Huren huren", rezitierte Ehl bereits in der ersten Moritat, im Vorspiel auf dem Jahrmarkt in Soho, bevor der Chor die von Kurt Weill vertonten Lieder sang, die die Dreigroschenoper prägen.

Das Saxofon-Quartett Gleis 4 aus Tübingen bot zwischen den alten Chorälen, heuchlerischen Fugen und schrägen Arien mit einer für die Handlungszeit typisch ungezügelten Musik mit Elementen aus Jazz, Tango, Blues und Jahrmarktsklängen.

Pianist Johannes Söllner und Irina Lang am Akkordeon begleiteten die Aufführung von Brechts Paradestück mit viel Verve. Frank Polgart mimte eine Doppelrolle, die dreifache Wandlungsfähigkeit erforderte. Als Macheath, bekannt als Mackie Messer und Kopf einer Straßenbande, agierte er ebenso so überzeugend wie als Peachum, Chef der Firma "Bettlers Freund", der Gier, Gewalt und Bestechlichkeit verkörperte. Zudem sah man ihn mal am Klavier und mal im Chor.

"Und der Haifisch, der hat Zähne", als stürmisch geforderte Zugabe

Das bekannteste Lied war die Moritat von Mackie Messer "Und der Haifisch, der hat Zähne", deren Melodie sich am Ende als stürmisch geforderte Zugabe in den Köpfen der Besucher festsetzte. Ob die Ballade über die Frage "Wovon lebt der Mensch?", der "Anstatt-dass-Song“ oder die "Zuhälter-Ballade", die Cieply und Söllner im Duett sangen – die Sänger zeigten bei diesen Ohrwürmern viel Engagement und Begeisterung.

Immer wieder traten einzelne Sänger vor die Mikrofone und ergänzten den Chorgesang überzeugend mit ihren Solo-Einlagen. Etwa Heide Noreiks, die im "Dreigroschenfinale" vor der Pause das Lied "Die Welt ist arm, der Mensch ist schlecht" interpretierte und später im "Eifersuchts-Duett" noch einmal einen tollen Effekt erzielte.

Den Choristen gelang es bereits mit den ersten Tönen jedes neuen Liedes, die passende Stimmung zu erzeugen. Manchmal herrschte kurze Stille nach einem Lied, bevor mit Bravo-Rufen applaudiert wurde. An anderer Stelle war der letzte Ton noch nicht verklungen, und der Applaus brandete auf.

Die Ballade, in der Macheath jedermann Abbitte leistet, und der "Ruf aus der Gruft" kündigten einen für alle überraschenden Schluss an. Anhaltenden, kaum abreißenden Beifall gab es am Ende für die Akteure. In der Tiefgarage unter dem Rathaus leuchtete der Mond über Soho in einer packenden konzertanten Aufführung des zeitlosen Klassikers. Bewirtet wurden die Gäste im "Zweigroschenladen" in Loßburgs Unterwelt von Liederkranz-Mitgliedern und Partnern.