Leitung der Genossenschaft Bürgerenergie Schwarzwald neu gewählt (von links): Vorstand Albert Echle, Andreas Dohmen, Schriftführer des Aufsichtsrats, Aufsichtsratsvorsitzende Jutta Englert, Renate Plocher, Manfred Engisch, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender, und Jörg Lehmann Foto: Hering Foto: Schwarzwälder-Bote

Projekt im Bereich Heiligenberg könnte nach Ansicht der Genossenschaft bis Mitte 2017 verwirklicht sein

Von Werner Hering

Alpirsbach. Die Bürgerenergie Schwarzwald hat derzeit viele Projekte in Planung, wie bei der Hauptversammlung deutlich wurde. Unter anderem einen Windpark im Bereich Heiligenberg in Alpirsbach, der nach Darstellung der Genossenschaft bis Mitte 2017 verwirklicht sein könnte.

Aufsichtsratsvorsitzende Jutta Englert begrüßte die Mitglieder und besonders Bürgermeister Reiner Ullrich. Vorstand Jörg Lehmann blickte in seinem Bericht zunächst auf das vergangene Jahr zurück. Als größtes von fünf Projekten, die die Bürgerenergie bislang verwirklicht hat, wurde die Freiflächenanlage auf der Erddeponie in Peterzell in Betrieb genommen.

Da die Vergütung für Photovoltaikanlagen immer weiter sinkt, ist nicht mehr die Einspeisung von Strom vorrangiges Ziel der Genossenschaft, sondern Stromgewinnung für den Eigenverbrauch. So wurde in Lauterbach auf dem Dach der Seniorenanlage im April 2014 eine Photovoltaikanlage gebaut. Die Elemente sind nicht mehr nur nach Süden ausgerichtet, sondern von Ost bis West. Damit wird erreicht, dass von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang Strom produziert wird und damit auch ein Großteil des Stroms selbst verbraucht werden kann. Nur noch ein kleiner Rest wird eingespeist. Dieser soll noch weiter reduziert werden, wenn geeignete Speicherlösungen zur Verfügung stehen. 68 Prozent des erzeugten Stroms wurden selbst verbraucht, berichtete Lehmann.

Über künftige Projekte der Bürgerenergie in Oberndorf, Dornhan, Freudenstadt, Baiersbronn und Rottweil werden laut Lehmann derzeit Gespräche geführt.

Die Planungen für einen Windpark mit sechs Anlagen im Gebiet des Heilenbergs bei Alpirsbach laufen derzeit. Es wurden Vorgespräche mit verschiedenen Investoren geführt, berichtete Lehmann. Auch gab es schon drei Bürgerinfoabende in Alpirsbach und Schömberg. Mit Grundstückseigentümern wurden schon Gespräche über das Vorhaben geführt. Bei zwei Gemeinderatsitzungen wurden die Objekte vorgestellt. Derzeit laufen Untersuchungen in Bezug auf Flora, Fauna und Habitat. Bis alle erforderlichen Gutachten vorliegen, dürfte nach Meinung Lehmanns etwa ein Jahr vergehen. In dieser Zeit müssten auch die Windmessungen abgeschlossen sein. Stichtag sei der 1. Januar 2017, denn bis dahin müssen alle Vorbereitungen, Nutzungsverträge und Genehmigungen vorliegen beziehungsweise abgeschlossen sein. Die Bürgerenergie müsse für das Vorhaben eine Rücklage von 15 000 Euro bilden, was gesetzlich für den Rückbau vorgeschrieben sei. Die Mitglieder sprachen sich einstimmig dafür aus. Jörg Lehmann stellte auch den Jahresabschluss vor. Weiteres Entwicklungspotenzial sieht der Vorstand in der Nutzung der Wasserkraft und in einer Fernwärmeversorgung. Die 156 Mitglieder der Genossenschaft haben bislang 680 000 Euro als Einlagen eingebracht, wie aus dem Jahresabschluss hervorgeht.

Der Gewinn der Bürgerenergie lag im vergangenen Jahr bei 25 408 Euro. An die Mitglieder soll eine Dividende von vier Prozent ausgeschüttet werden. Dann bleibt immer noch ein Überschuss, der in die Rücklagen fließt. Dieser Vorschlag wurde bei der Versammlung einstimmig angenommen.

Bürgermeister Ullrich betonte die Notwendigkeit der Energiewende. Die Nutzung der Windkraft werde zwar immer interessanter und stelle in Alpirsbach eine wichtige Möglichkeit dar. Allerdings sei sie sehr emotional belastet. Gegner und Befürworter stünden sich unvereinbar gegenüber. Hier könnte die Bürgerenergie als Vermittler auftreten und die Argumentationen auch versachlichen.

Durch das Ausscheiden von Manuel Thiel aus dem Aufsichtsrat war eine Nachwahl erforderlich. Renate Plocher, Berufsschullehrerin aus Dornhan, kandidierte und wurde auch einstimmig gewählt. Abschließend gab Jutta Englert noch einen Hinweis: Franz Untersteller (Bündnis 90/Die Grünen), Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, referiert am kommenden Freitag, 24. April, ab 19.30 Uhr im Alpirsbacher Braukeller über das Thema "Bürger gestalten die Energiewende".