Foto: Wiegert Foto: Schwarzwälder-Bote

Blick hinter die Kulissen der Kreuzgangkonzerte / Im Veranstalterteam geht’s demokratisch zu

Von Claus Wiegert

Musikalisch anspruchsvoll, aber zugleich regional verwurzelt – so präsentieren sich die Alpirsbacher Kreuzgangkonzerte in diesem Jahr. Das Veranstalterteam stemmt die Arbeit hinter den Kulissen nach wie vor ehrenamtlich, obwohl immer mehr Auflagen zu erfüllen sind.

Alpirsbach. Das diesjährige Programm spricht nicht nur Klassik-Puristen an, sondern enthält auch viele moderne Elemente. Aber die Klassik ist die Basis der Konzertreihe, wie der Vorsitzende des Trägervereins, Bürgermeister Reiner Ullrich, betont.

Star unter den allesamt renommierten Interpreten im Kreuzgang ist diesmal der Klarinettist Giora Feidman. Er gastiert mit dem Gershwin-Quartett am 23. Juli. Die nummerierten Plätze für das Konzert sind bereits alle vergeben, aber Karten für die unnummerierten Plätze im Kreuzgarten sind noch zu haben.

Das Klenze Streichquartett aus München mit Freunden – einige Bläser – eröffnet die Konzertsaison im Kreuzgang am 25. Juni. Der erste Geiger David Frühwirth spielt auf einer wertvollen Rarität – der "ex-Brüstlein"-Stradivari.

Erstmals bei einem Kreuzgangkonzert erklingt am 9. Juli eine Panflöte. Zu Gast ist die Russische Kammerphilharmonie St. Petersburg mit dem Solisten Matthias Schlubeck. Er ist nicht nur ein meisterlicher Panflötist, sondern hat auch als Schwimm-Leistungssportler im Behindertensport viele Erfolge auf nationaler und internationaler Ebene gefeiert. So ist der erste Absolvent einer Musikhochschule im Fach Panflöte in Deutschland mehrfacher Weltrekordhalter im Behindertensport und Goldmedaillengewinner bei den Paralympics.

Barockensemble mit gebürtiger Alpirsbacherin

Beim Abschlusskonzert am 30. Juli tritt auch eine gebürtige Alpirsbacherin auf: Monika Ecker spielt mit dem jungen Barockensemble L’ Estro Armonico ein Programm mit dem Titel "Dresden – Berlin", das einen Bogen von Händel zu Bach spannt. Die Werke erklingen auf historischen Instrumenten.

Bevor brillante Musiker im Kreuzgang auftreten, ist viel Arbeit zu erledigen. Einen Blick hinter die Kulissen des kleinen Festivals boten der Vorsitzende des Vereins Kreuzgangkonzerte, Reiner Ullrich, der zweite Vorsitzende, Rainer Benz, die musikalische Beraterin, Kantorin Carmen Jauch, und Carmen Feuchter, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit (auf unserem Bild von links) im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten.

Carmen Jauch trifft eine Vorauswahl der Ensembles, die verpflichtet werden könnten. Entschieden wird dann demokratisch im Beirat, dem ein gutes Dutzend Mitglieder angehören.

Mittlerweile bieten viele Ensembles ein Gastspiel an, sagt Carmen Jauch. Längst hat sich das einmalige Ambiente des Kreuzgangs nicht nur bei Zuhörern, sondern auch bei Musikern herumgesprochen. Die Kantorin, nun gut ein Jahr in Alpirsbach, findet die Mitarbeit bei den Kreuzgangkonzerten "total spannend".

Zahl der Besucher auf 450 begrenzt

Sie freut sich, dass ihre Favoriten unter den Ensembles auch zum Zug kamen. Orchestern absagen zu müssen, sei natürlich nicht so schön. Vor den Kunstgenuss im Kreuzgang hat die Bürokratie viele Auflagen gesetzt. Vor allem wegen des Brandschutzes. So ist die Zahl der Besucher pro Konzert mittlerweile auf 450 begrenzt.

Wegen Auflagen lockerer bestuhlt

Die Zuhörer im Kreuzgang dürfte dies jedoch freuen: Dort wird bei Weitem nicht mehr so eng bestuhlt wie früher. Ein Fluchtwegelampensystem war erforderlich, und die Feuerwehr muss bei den Konzerten präsent sein.

Nun sind die Auflagen erfüllt. Auf der Wunschliste des Veranstalterteams steht noch ein größerer Posten: neue Stühle. 100 wurden bereits angeschafft.

Der musikalische Anspruch der Kreuzgangkonzerte ist hoch, aber die Eintrittspreise, darauf legt das Veranstalterteam großen Wert, sind moderat. Schließlich, so Carmen Feuchter, haben die Kreuzgangkonzerte, 1952 gegründet, geschichtlich den Anspruch eines Volksbildungswerks. Der Eintritt soll deshalb erschwinglich ein. Nicht zuletzt will der Trägerverein neben dem Stammpublikum auch junge Hörer ansprechen. Damit renommierte Ensembles engagiert werden können, ohne hohe Preise verlangen zu müssen, ist das Veranstalterteam auf Sponsoren, private Unterstützer und den Förderverein angewiesen. Schließlich, so Reiner Ullrich, sollen die Kreuzgangkonzerte "Kultur für jedermann erlebbar machen". Die Resonanz gibt den Veranstaltern recht: Das Festival hat sich trotz immer mehr kultureller Veranstaltungen auch im ländlichen Raum über die Jahre gut behauptet, mit den Besucherzahlen im vergangenen Jahr sei der Trägerverein zufrieden, sagt Rainer Benz.

Die Kreuzgangkonzerte finden jeweils samstags ab 20.30 Uhr statt. Viele Zuhörer bringen zu den Freiluftkonzerten auch eine Decke mit. Denn abends kann es im Kreuzgang auch im Hochsommer recht kühl werden.

tickets: gibt es in den Geschäftsstellen der Schwarzwälder Bote Medienvermarktung in Albstadt-Ebingen, Balingen, Calw, Freudenstadt, Hechingen, Horb, Nagold, Oberndorf, Rottweil, Schramberg, St. Georgen und VS-Villingen. Die Ticket-Hotline ist unter 07423/78790 zu erreichen, Montag bis Freitag von 7 bis 19 Uhr, Samstag von 8 bis 12 Uhr. Online gibt es Karten unter www.schwabo.de/tickets