Musik und Kunst: Beim Sulzberg Forum werden nach der Aufbauphase Führungsaufgaben neu verteilt
Die Aufbauphase hat das Sulzberg Forum Alpirsbach gut überstanden. Nach dem Weggang der Initiatorin Annegret Ernst-Weissert werden die Führungsaufgaben nun allerdings neu verteilt.
Von Claus Wiegert
Alpirsbach. Als Geschäftsführerin übernimmt Nicole Klett-Stoll die Verwaltungsarbeit. Bisher war sie Kassiererin des rund 60 Mitglieder zählenden Trägervereins. Sprecherin der Musiklehrer ist Ursula Schnidrig. Beide Funktionen sind neu, denn bisher hielt Annegret Ernst-Weissert die Fäden in verschiedenen Bereichen des Sulzberg Forums in der Hand, sagt Peter Dombrowsky, Vorsitzender des Trägervereins. Sie war der Motor beim Aufbau der Einrichtung und nutzte dabei ihre vielfältigen Kontakte.
Fächerangebot nach und nach erweitert
Gegründet wurde die Musik- und Kunstschule im Jahr 2009. Seither hat das Sulzberg Forum sein Unterrichtsangebot in den Bereichen Musik, Kunst, Theater und Tanz stetig erweitert. Mittlerweile hat die Einrichtung rund 110 Musikschüler, die von zehn Lehrern unterrichtet werden. Dazu kommen die musikalische Früherziehung mit drei Pädagoginnen und der Kunstbereich. In allen Fächern sind noch pädagogische Kapazitäten für weitere Schüler frei. Denn das Einzugsgebiet an dem Standort im ländlichen Raum ist überschaubar.
Die meisten Musiklehrer kommen von außerhalb und unterrichten auch noch an anderen Orten, um von ihrer Arbeit leben zu können. Dennoch ist das Lehrerteam kein zusammengewürfelter Haufen, sondern ein organisch gewachsenes Gebilde, wie die Pädagogen betonen. So verlief das Wachstum des Sulzberg Forums zwar stetig, aber behutsam. Werden Kontakte zu potenziellen künftigen Kollegen geknüpft, spielt es eine große Rolle, ob die "Neuen" auch ins Team passen. Bei vier neuen Musiklehrern war dies offenbar der Fall. Debora Kohler aus Schopfloch hat gerade ihr Musikstudium mit Hauptfach Querflöte und Nebenfach Klavier in Münster beendet und nun die "verwaisten" Klavierschüler von Annegret Ernst-Weissert übernommen. Sie schätzt die gute Atmosphäre zwischen allen Beteiligten im Sulzberg Forum: "Die Zusammenarbeit mit Schülern und Eltern ist unkompliziert. Man begegnet sich auf einer Ebene. So habe ich es mir immer vorgestellt. Das ist keine ›klassische‹ Musikschule." Neu im Team ist auch der junge Ulmer Cellist Jonathan Nestler. Er macht im nächsten Jahr an der Trossinger Musikhochschule sein Konzertexamen. Uli Schmidt-Haase gibt Unterricht am Kontrabass. Der gebürtige Regensburger studierte in Augsburg und Trossingen und hat viel Orchestererfahrung. Er kam durch den Kontakt mit Annegret Ernst-Weissert zum Sulzberg Forum: "Sie war meine erste Schülerin hier in Alpirsbach." Sandra Keller bietet neben musikalischer Früherziehung auch Akkordeonunterricht an.
Zu den pädagogischen Säulen des Sulzberg Forums zählt Klavierlehrerin Ursula Schnidrig. Sie absolvierte ihr Musikstudium in Basel und Luzern. Viele Jahre gab sie Privatunterricht, auch in Alpirsbach, wo sie seit zehn Jahren lebt. Vor zwei Jahren kam sie dann "mit 20 Schülern und meinem Klavier" ins Sulzberg Forum.
Die Schweizerin legt großen Wert darauf, dass die Lehrer nicht nur zum Unterricht auf den Sulzberg kommen, sondern sich auch untereinander austauschen. Und dafür sorgen, dass sich die Schule in der Öffentlichkeit präsentiert, etwa bei Vorspielen oder der regelmäßigen "Musik um Fünf".
Im März, kündigt Ursula Schnidrig an, veranstaltet das Sulzberg Forum gleich eine ganze Musikwoche – jeden Tag ein Vorspiel. Ende Juni gibt’s dann wieder das "offene Sulzberg Forum", unter anderem auch mit einem Bildhauerworkshop.
(cw). Das Sulzberg Forum hat sich als feste kulturelle Größe in der Klosterstadt etabliert. Ein Selbstläufer ist sie deshalb aber nicht: "Wir leben von der Hand in den Mund", bringt Peter Dombrowsky die finanzielle Lage der ehrenamtlich geführten Musik- und Kunstschule auf den Punkt.
Der Betrieb der Einrichtung wäre laut Dombrowsky nicht möglich, wenn Rudolf Ruoff-Schäfer die großzügig bemessenen Räume auf dem Sulzberg nicht mietfrei zur Verfügung stellen würde. Lediglich die Nebenkosten – rund 500 Euro im Monat – muss das Sulzberg Forum aufbringen. Der Besitzer übernahm auch die umfangreichen Renovierungsarbeiten, die vor der Nutzung des Gebäudes für den Unterricht notwendig waren. Ein beachtlicher Kostenfaktor für den Trägerverein sind die Instrumente und deren Versicherung. Dabei ist das Sulzberg Forum auf Spenden angewiesen. 4000 bis 5000 Euro kommen jährlich zusammen.
Die Volkshochschul-Außenstelle Alpirsbach kooperiert im Kunstbereich mit dem Sulzberg Forum. Nach dem Weggang von Rosanna Marullo Mellert ist nun Beatrix Werner für diesen Bereich zuständig. Noch ausgebaut werden könnte die Zusammenarbeit mit den Alpirsbacher Schulen, meint Dombrowsky. Das muss keine Zukunftsmusik bleiben: Das Bildungszentrum auf dem Sulzberg ist nur einen Steinwurf entfernt.
