Drei Talente im Trikot des Volleyball-Bundesligisten Allianz MTV Stuttgart (v. li.): Julika Hoffmann, Julia Wenzel und Viktoria Seeber. Foto: Baumann

Volleyball-Bundesligist Allianz MTV Stuttgart gibt drei Talenten eine Chance, wovon alle Beteiligten profitieren – neben dem Trio auch der Trainer und der Manager.

Stuttgart - Mareike Hindriksen stellt die Bälle jetzt in Dresden, Außenangreiferin Jelena Wlk befindet sich nach einer Knie-Operation in der Reha und fällt noch länger aus – es könnte gut sein, dass Volleyball-Bundesligist Allianz MTV Stuttgart beim Saisonstart am 15. Oktober in Schwerin ohne deutsche Spielerin antritt. Ein Problem ist das nicht, es ist aber auch nicht im Sinne von Bernhard Lobmüller. Der Manager hat nicht nur das Ziel, ein erfolgreiches Team zu bauen, er will zudem deutschen Talenten eine Perspektive aufzeigen. Und er erzählt nicht nur davon, er handelt auch. Zuletzt, im Test gegen Bundesliga-Konkurrent VC Wiesbaden, stand die Zukunft bereits auf dem Feld.

Julia Wenzel (17), Julika Hoffmann (17) und Viktoria Seeber (18) machen im nächsten Frühjahr Abitur. Ihre Volleyball-Ausbildung erhalten sie am Bundesstützpunkt in Stuttgart, und seit neuestem trainieren sie auch noch unter Bundesliga-Coach Guillermo Naranjo Hérnandez. Bei dem Spanier haben sie bereits einen bleibenden Eindruck hinterlassen. „Alle drei müssen natürlich noch hart an sich arbeiten“, sagt er, „aber alle drei haben das Potenzial, zumindest sehr gute Bundesliga-Spielerinnen zu werden.“ So sieht es auch Lobmüller: „Die drei Mädels sind so talentiert, dass wir überzeugt davon sind, dass sie in ein, zwei Jahren Stammspielerinnen bei uns sein können.“

Das ist ein weiter Weg, aber die ersten Schritte sind getan. Vor allem von Julia Wenzel. Die Außenangreiferin spielte die vier Sätze gegen Wiesbaden durch (2:2), und sie spielte so gut, dass ihr Lobmüller hinterher im Spaß eine der übrig gebliebenen Kappen auf den Kopf setzte, mit denen vergangene Saison nach jeder Partie die beste Akteurin ausgezeichnet wurde. „Es ist eine große Ehre, in einer der stärksten Mannschaften Deutschlands trainieren und spielen zu dürfen“, meint Julia Wenzel, „mittelfristig ist es mein Ziel, mich hier zu etablieren.“

Auch der Trainer profitiert von dem Trio

Das gilt auch für die beiden anderen Talente. „Ich habe noch nie auf einem so hohen Niveau gespielt und trainiert“, sagt Zuspielerin Julika Hoffmann, „wir bekommen unglaublich viele Tipps. Das ist mega cool.“ Ähnlich denkt Viktoria Seeber. „Es ist eine tolle Erfahrung und alles andere als selbstverständlich, hier mittrainieren zu dürfen“, sagt die Diagonal- und Außenangreiferin, „der Traum von der Bundesliga ist jetzt irgendwie greifbar.“ Und wenn’s doch nicht klappen sollte? „Dann hat uns alleine schon das Training ungemein weitergebracht.“

Die drei Talente profitieren von Trainer Hérnandez, doch umgekehrt gilt das auch. Weil sich vier Spielerinnen aus seinem Kader mit ihren Nationalteams auf die EM vorbereiten und neben Jelena Wlk auch Tamari Miyashiro (Anriss des hinteren Kreuzbandes) verletzt ausfällt, wären ohne das Trio sinnvolle Einheiten kaum möglich. Zudem werden die Youngsters erste Erfahrungen in der Champions League sammeln – wenn wohl auch nur auf der Bank. In der Königsklasse muss jedes Team mindestens zwölf Spielerinnen aufbieten, sonst verhängt der europäische Verband drastische Strafen. Sein Geld will Lobmüller aber lieber investieren: in die eigene Nachwuchsarbeit.