Beeindruckend war das Orgelspiel von Jens Wollenschläger. Fotos: Miller Foto: Schwarzwälder-Bote

Kirchenkonzert: Martinskantor Schwarz bringt Bach und Reger zusammen

Von Sabine Miller

Vor 100 Jahren starb der Komponist Max Reger – Martinskantor Steffen Mark Schwarz hat ihm und seinem Vorbild Johann Sebastian Bach aus diesem Anlass eine Reihe von Konzerten gewidmet, deren viertes am Sonntag in der Martinskirche zu hören war.

Albstadt-Ebingen. "Halleluja! Gott zu loben bleibe meine Seelenfreud!" lautete der Titel einer anrührenden "Stunde der Kirchenmusik", deren Programm der Martinskantor zusammen mit der Kantorei, der Kinderkantorei und dem Organisten Jens Wollenschläger bestritt. "Die Protestanten wissen nicht, was sie an ihrem Chorale haben", soll Max Reger gesagt haben – der musikalische Grenzgänger zwischen Romantik und anbrechender Moderne führte zeitlebens einen künstlerischen Dialog mit der Tradition, und zwar, wiewohl selbst katholisch, vor allem mit dem protestantischen Choral. Nach Johann Sebastian Bach hat wohl kein anderer Komponist jene Choräle in all ihrer geistigen Tiefe zu erfasst und musikalisch auszuformulieren verstanden.

Vielschichtige Klangräume

Wovon das Auftaktstück "Auferstanden, auferstanden bist du Herr, der uns versöhnt" – es gehört zu den zwischen 1903 und 1906 entstandenen Choralkantaten Regers – ein beredtes Zeugnis ablegte. Die Sänger und Musiker in der Martinskirche wussten seinen harmonischen Reichtum auszuschöpfen, besonders den der Vokal- und der streckenweise überaus belebenden Orgelpartien. Danach sangen Kinderkantorei und Chor den auf dem Psalm 146 basierenden Choralsatz "Halleluja! Gott zu loben bleibe meine Seelenfreud", der aus gutem Grund an dieser Stelle des Konzertprogramms platziert war: Ihm folgte die auf ihm aufbauende gleichnamige Choralfantasie Regers für die Orgel. Die vielschichtigen Klangräume dieses Werks erschloss Gastorganist Jens Wollenschläger – mit Phantasie, Augenmaß und traumwandlerischer Sicherheit lotete der Tübinger den vom leisen, kaum vernehmlichen Flüstern bis zum mächtigen Rauschen reichenden Regerschen Klangkosmos aus.

Bekannt ist Max Reger heute vor allem für seine Orgelwerke; gerade die Choralfantasien gehören zum organistischen Kernrepertoire. Welch anrührende Vokalwerke er aber auch hinterlassen hat, zeigte – nach der Bachmotette "Sei Lob und Preis mit Ehren" – der Konzertschluss, zwei Lieder aus den acht geistlichen Gesängen, einem Spätwerk Regers. Feinsinnig deuteten der Martinskirchenchor und sein musikalischer Leiter sowohl "Unser lieben Frauen Traum" als auch das "Nachtlied" aus und brachten das klare, innig-schlichte Klangbild beider Stücke wirkungsvoll zur Geltung.