Albstadt will nicht nur sein Krankenhaus behalten, sondern dort auch wichtige Schwerpunkte erhalten wissen. Foto: Archiv

In Albstadt formiert sich Unterstützung zum Erhalt des Krankenhauses. Sind neue Nischen die Lösung?

Albstadt - 4000 Unterstützer haben sich bis zum Redaktionsschluss am Donnerstag in die Unterschriftenliste eingetragen, mit der die Stadt Albstadt ihre Forderung nach Erhalt der Krankenhäuser in Balingen und Albstadt unterstreicht. Am Freitagabend gründet sich die Bürgerinitiative.

"Angesichts der Vielzahl der Menschen, die hier an einem Strang ziehen, gehen wir davon aus, dass wir etwas erreichen", sagt Oberbürgermeister Klaus Konzelmann über die Debatte um den Erhalt des Krankenhausstandorts Albstadt – und den des Standorts Balingen.

Auf der Internetseite www.albstadt.de, wo sich Unterstützer derzeit in Listen eintragen können, lautet die Forderung konkret: "1. Der Landkreis hält am Doppelstandort Albstadt und Balingen fest." und "2. Beide Standorte sind auf die Notwendigkeit der medizinischen Grundversorgung und der Schwerpunktmedizin auszugestalten." 4000 Unterstützer haben sich bis Donnerstag Abend eingetragen, und Klaus Konzelmann hofft außerdem auf Rückenwind von örtlichen Unternehmern.

Landrat Günther-Martin Pauli wolle in Albstadt eine geriatrische Abteilung ansiedeln, erklärte Konzelmann auf Anfrage des Schwarzwälder Boten. "Aber eine solche gibt es ja schon in der Acura-Klinik in Truchtelfingen, die außerdem ihre Notfallchirurgie ausbauen will." Mit medizinischen Schwerpunkten dieser Art das Überleben der Klinik in Ebingen zu sichern, ist dem Oberbürgermeister – und dabei weiß er die Albstädter hinter sich – allerdings nicht genug: "Nicht nur kleine Abteilungen, sondern echte Schwerpunkte" seien in der größten Stadt des Zollernalbkreises gefragt.

Für eine mögliche Option hält es Konzelmann, Nischen aufzutun, und nennt als Beispiele Dermatologie und Augenheilkunde. "In Sigmaringen gibt es zum Beispiel keinen einzigen Hautarzt mehr – die hiesigen werden überschwemmt mit Patienten." Allerdings betont er, dass auch wichtige Schwerpunkte wie Notfallchirurgie und Innere Medizin in das Krankenhaus einer 44 000-Einwohner-Stadt gehörten. Aus der Bedeutung der Tatsache, dass dem Albstädter Krankenhaus die Möglichkeit gegeben werden müsse, schwarze Zahlen zu schreiben, macht Konzelmann kein Hehl, zumal er befürchtet, dass dessen Zukunft andernfalls schnell in Frage gestellt werden könnte.

Niedergelassene Ärzte will die Stadtmit ins Boot holen

Die niedergelassenen Ärzte will die Stadt in jedem Fall mit ins Boot holen auf der Suche nach einem umfassenden medizinischen Konzept, und zusammen mit den Ärzten ein Positionspapier erarbeiten.

Den Beteuerungen des Landrats, das Medizinkonzept, das der Kreistag kürzlich in Auftrag gegeben hat, sei ergebnisoffen, traut Konzelmann ebenso wenig wie viele Gemeinde- und Kreisräte aus Albstadt. Das hatte er schon kurz nach der Kreistagssitzung im Gespräch mit unserer Zeitung klar gemacht.

Welche Optionen hat Albstadt, sollte der Kreistag sich tatsächlich für eine Zentralisierung in Balingen entscheiden? Eine Kooperation mit dem Krankenhaus Sigmaringen bezeichnet Klaus Konzelmann als "Plan D".

Eine weitere Option sei eine Lösung nach dem Vorbild des Krankenhauses in Oberndorf am Neckar: Die dortige Klinik wird von der SRH-Holding mit Sitz in Heidelberg, einem privaten Träger, betrieben und schreibt schwarze Zahlen – seit 2011 hat die SRH 26,2 Millionen Euro in den Standort Oberndorf investiert.

Wenn heute Abend um 18.30 Uhr eine Bürgerinitiative zum Erhalt des Krankenhauses Albstadt im Restaurant Apfelbaum in der Ebinger Langwatte gegründet wird, wird auch Klaus Konzelmann mit dabei sein, ebenso wie eine Reihe von Stadträten. Lara Herter von der SPD-Fraktion, die zurzeit in Indien weilt, hat sogar von dort signalisiert, dass sie sich einbringen möchte. Und unter den Einträgen auf der Unterstützer-Liste der Stadt finden sich längst nicht nur Albstädter – solche die noch dort und solche die längst woanders wohnen –, sondern sogar etliche Balinger.