Unterwegs in Tailfingen: Das Bild zeigt Nils Schmid (Zweiter von links vorne) mit Hendrik Dahlhoff und Elmar Maute vom Stadtverband Albstadt sowie der SPD-Landtagskandidatin Angela Godawa (von links). Foto: Weiger

SPD-Wirtschaftsminister Nils Schmid ist auf Wahlkampftour. Er befürtwortet Regionalstadtbahn und warnt vor AfD.

Albstadt-Tailfingen - Einen Parforce-Ritt durch die Regierungsarbeit bot Wirtschafts- und Finanzminister Nils Schmidt bei seinem gestrigen Besuch in Tailfingen (Zollernalbkreis), einer von rund 200 Stationen auf seiner Tour durch die Wahlkreise. Und er hatte ein Bonbon mitgebracht: ein Ja zur Regio-Stadtbahn.

Der Rundgang durch die "Südliche Stadtmitte", deren Sanierung das Land auch dank der Hartnäckigkeit der Albstädter Sozialdemokraten mit Fördermitteln bedacht hatte, fiel vergleichsweise kurz aus – zum einen wegen eines äußerst strammen Zeitplans, zum anderen wegen der eisigen Kälte. Dass die 1,6 Millionen Euro, die seit 2014 nach Tailfingen geflossen sind, gut angelegtes Geld sind, davon ist auch Nils Schmid überzeugt. Nicht zuletzt dank dem Kontakt zum langjährigen Landtagskollegen Hans-Martin Haller kenne er Tailfingen gut und sei auch über seine Affinität zur Textilindustrie bestens informiert.

Dem Zwischenstopp beim mittlerweile recht verwaisten AC Kaufpark folgte die Stippvisite bei der Bahnlinie – und ein klares Bekenntnis des stellvertretenden Ministerpräsidenten zur Regionalstadtbahn Neckar-Alb. Diese, versprach er, soll definitiv realisiert werden; schließlich habe die SPD sie – fast buchstäblich – "auf den Schienen gehalten". Die Zollernalb, so Schmid, solle dabei nicht außen vor bleiben, sondern eng an den Großraum Stuttgart angebunden werden. Allerdings, so räumte der Minister ein, könne auch dieses Projekt nur Schritt für Schritt verwirklicht werden.

Ziel des Spaziergangs, den der SPD-Spitzenkandidat in Begleitung von SPD-Landtagskandidatin Angela Godawa und den Vorstandsmitgliedern des Albstädter SPD-Stadtverbands unternahm, war das Haus der Vereine. Trotz Wahlkampf-Endspurts ließ Schmid die harten Bandagen im Schrank; abgesehen von zwei, drei Spitzen verzichtete er auf Schimpftiraden wider die politische Konkurrenz und konzentrierte sich auf die Werbung für die eigene Partei. Diese, so befand er, habe in den vergangenen Jahren erfolgreiche Regierungsarbeit geleistet. Deutliche Worte fand er zur AfD: "Anständige Leute wählen keine Rassisten." Eine gerechte Politik müsse allen Menschen zugutekommen – "sowohl den Einheimischen als auch jenen, die neu zu uns kommen". Baden-Württemberg wünscht Nils Schmid sich "vielfältig und weltoffen" – man dürfe niemanden gegen den anderen ausspielen.

Gleichwohl kann es Schmid nachvollziehen, dass die stetig wachsende Zahl der Zufluchtsuchenden viele Bürgern im Land verunsichert. Was kann man ihnen sagen? Nils Schmid rät, sich auf die deutsche Geschichte zu besinnen: "Viele, die sich hier zu Hause fühlen, sind irgendwann einmal von irgendwo zu uns gekommen." Keine Lösung sei es, "die Axt an den sozialen Frieden zu legen" – der Mindestlohn dürfe nicht "aufgeweicht" werden.

Umgekehrt gelte: Wer in Baden-Württemberg zu Hause sein wolle, müsse sich neben Integrations- und Sprachkursen um solide berufliche Qualifikationen bemühen. "Wir brauchen im Pionierland des Automobils nicht nur Ingenieure, die Wagen entwickeln, sondern auch Fachleute, die sie bauen."