Oberbürgermeister Jürgen Gneveckow (rechts) bittet um Geduld, Jörg Sauter will Taten sehen. Foto: Eyrich

Oberbürgermeister Jürgen Gneveckow bittet bei Korpsversammlung um Geduld. Jörg Sauter will Taten sehen.

Albstadt-Ebingen - Keine Polemik, kein Gepolter – die Stimmung bei der Korpsversammlung der Feuerwehr Ebingen am Freitagabend war von großer Ernsthaftigkeit geprägt – und verlief reibungsloser, als manche im Vorfeld erwartet hatten.

Einzig den Satz, dass der Stadtbrandmeister "glücklicherweise verhindert" sei, schob der stellvertretende Kommandant Jörg Sauter, der die Abteilung seit Juni kommissarisch leitet, in seine Begrüßung ein. Danach ließ er Walter Böger und Manfred Stingel, zwei der ältestgedienten Kameraden, die Stimmung in der Abteilung beschreiben.

Böger sprach von der Ruhe, die Björn Schmid als Kommandant und Sauter als dessen Vize wieder in die Abteilung gebracht hätten. Auch das Verhältnis zur Stadt und zum Kommando habe sich deutlich verbessert – "leider" habe das nur in punkto Stadt angehalten. Als Beispiele für das Verhalten des Stadtbrandmeisters, das seine Kameraden demotiviere, nannte Böger einen Brandmeldealarm in einer Schule nach einem gescheiterten naturwissenschaftlichen Experiment. Dass der Stadtbrandmeister die Schulleitung angerufen, von Suspendierung des Lehrers und davon, dass dieser einen guten Anwalt brauche, gesprochen habe, sei auf die Abteilung Ebingen zurückgefallen.

Zudem habe der Stadtbrandmeister versucht, einen Kameraden bei dessen Arbeitgeber in ein schlechtes Licht zu rücken. Björn Schmid, der einstige Kommandant, ist inzwischen ganz aus der Wehr ausgetreten – mit Wirkung zum heutigen Samstag. Auch etliche andere Kameraden hätten ihren Dienst beendet, "weil sie sich ungerecht behandelt fühlten und aufs Schärfste angegriffen wurden", wie Stingel sagte. Er kritisierte auch, dass der Stadtbrandmeister die Ausbildungslehrgänge in Ebingen abgeschafft habe, die er, Stingel, nach seiner eigenen Ausbildung zum Truppmann und Truppführer 1978 aufgebaut habe und die Hunderte Kameraden durchlaufen hätten: "Ohne jedes Gespür und in einem Rundumschlag" sei das geschehen. "Sensibilität und Führungsqualitäten" fehlten in hohem Maße, so Stingel, und es sei "beschämend, "wie durch eine Stadtverwaltung und ihre Führungspersonen mit freiwilligen Helfern umgegangen wird".

Aktuell sei "die oberste Führungskraft in neue Dimensionen vorgestoßen", ergänzte Sauter und sprach eine Situation an, "wenn man bei seinem Arbeitgeber so in Misskredit gebracht wird, dass man um seine Existenz bangen muss". Freiwillige würden "bewusst denunziert und zum Austritt gezwungen". Mittlerweile werde "nicht mehr nur neben dem Pulverfass geraucht, sondern Zigarren werden darin ausgedrückt".

Oberbürgermeister Jürgen Gneveckow hörte sich die Reden mit sehr ernster Miene an – und sehr gut zu. Das Ergebnis waren sein Dank, die Bitte, motiviert zu bleiben und der Feuerwehr die Stange zu halten. "Mir ist klar, dass Ihnen das sehr viel abverlangt", sagte Gneveckow, bat um Sachlichkeit – den Weg hätten Böger und Stingel gewiesen – und wurde dann deutlicher: Es sei "von elementarer Bedeutung", dass die am stärksten beanspruchte Abteilung der Stadt – 58 Prozent der Einsätze 2014 hat Ebingen bewältigt – nicht führungslos dastehe. "Besprechen Sie sich, einigen Sie sich und wählen Sie den neuen Kommandanten" – für diesen und für Sauter stünden seine Tür und die des Ersten Bürgermeisters Anton Reger "zu jeder Zeit weit offen".

Sauter formulierte seine Antwort ebenso nachdrücklich: Es sei sein "Herzenswunsch, dass den warmen Worten Taten folgen". Darauf trat Gneveckow zu ihm ans Pult, berichtete, dass die Stadt ihre Forderung nach einer amtsärztlichen Untersuchung des Stadtbrandmeisters "aus formalen Gründen" zurückgezogen habe und betonte: "Ich verstehe Ihre Ungeduld. Aber Taten sind in gewissen Konstellationen manchmal sehr schwierig zu vollziehen."

Sauter schloss: "Wenn das gravierende Fehlverhalten des Stadtbrandmeisters weiter ohne Konsequenzen bleibt, werde nicht nur ich meine Konsequenzen ziehen. Mit diesem Menschen möchte keiner in dieser Abteilung mehr irgendetwas zu tun haben."