Steht leer: der einstige Kindergarten Gärtnerstraße. Foto: Kistner

Stadt hält sich die Option offen, in leer stehenden Kindergärten Asylbewerber einzuquartieren.

Albstadt - Die einstigen Kindergärten Auf Winkel und in der Gärtner- und der Ammerstraße auf Stiegel stehen leer – die Kinder haben ein neues Domizil im Veilchenweg gefunden. Laut Angaben der Stadt hat es bereits Anfragen kaufwilliger Privatleute gegeben, aber die Stadt veräußert derzeit nichts. Warum? Weil sie sich die Option offenhalten möchte, diese und andere leer stehende Gebäude in ihrem Besitz zu Flüchtlingsunterkünften umzubauen, falls der Bedarfsfall eintreten sollte.

Momentan liegt er nicht vor. Ehe feststand, dass in Meßstetten eine Landeserstaufnahmestelle eingerichtet wird, musste der Zollernalbkreis 1,8 Prozent aller dem Land zugewiesenen Flüchtlinge aufnehmen, doch danach wurden die Kommunen des Kreises von dieser Verpflichtung entbunden – das sogenannte "Lea-Privileg". Faktisch bringen sie jedoch weiterhin Flüchtlinge unter, etwa solche, die schon als Kriegsflüchtlinge oder politisch Verfolgte anerkannt sind, oder unbegleitete Minderjährige.

Dass man sich nicht aufs absolute Minimum beschränkt, ist zum einen der Solidarität mit dem Rest des Landes geschuldet und zum anderen einer praktischen Überlegung: Noch gilt als ausgemacht, dass die Meßstetter Lea 2016 wieder dicht gemacht wird, und dann wäre es vorbei mit dem Lea-Privileg, und die Gemeinden bekämen wieder Flüchtlinge zugeteilt. Unter diesen Umständen Beherbergungskapazitäten brach liegen zu lassen, wäre unsinnig.

In Albstadt ist die Zahl der Flüchtlinge daher mehr oder weniger konstant: Rund 160 waren es im Januar; nach Schätzung vom Andreas Ilch vom Amt für Familie, Bildung, Sport und Soziales liegt sie derzeit zwischen 170 und 180 – immer wieder gibt es Fluktuation: Eine Familie zieht aus, eine andere ein. Ein beträchtlicher Teil derjenigen Flüchtlinge, die ihr Prüfungs- und Anerkennungsverfahren erfolgreich durchlaufen haben, kehren dem Kreis und gegebenenfalls Albstadt den Rücken und ziehen fort in die Ballungszentren, wo sie Verwandte und Freunde haben.

Also Kontinuität? Aber wie lange noch? Kann das Land es sich weiterhin leisten, Ellwangen und dem Zollernalbkreis eine Vorzugsbehandlung zu gewähren – zumindest "Beas" gibt es längst in vielen anderen Kreisen; es wird bereits gemunkelt, dass das Lea-Privileg dahingehend abgeändert werden soll, dass auch der Zollernalbkreis Zuweisungen erhält – aber nur halb so viele wie anderen. Albstadt könnte das 300 bis 400 zusätzliche Flüchtlinge bescheren, es sei denn, die avisierte Beschleunigung der Verfahren drückte die Zahl. Aber auch dann wäre sie höher als bisher.

Aus diesem Grund verkauft die Stadt Albstadt momentan keine leer stehenden Kindergärten. Und die zahlreichen Anfragen von Privatleuten, ob man Wohnraum für Flüchtlinge suche, verneint sie auch nicht einfach. "Jetzt nicht – aber vielleicht später", lautet die Antwort, und Name und Kontaktdaten des Anbieters werden notiert. Womöglich braucht man sie ja noch einmal.