Verdächtig hohe Sterberate meist ganz junger Stubentiger ruft Ebinger Nachbarschaft auf den Plan.

Albstadt-Ebingen - Drei tote und zwei vermisste Katzen in zweieinhalb Jahren – das alleine klingt schon recht ungewöhnlich für ein eine 50 Meter lange Sackgasse im Wohngebiet Mehlbaum. Es sind jedoch auch die Umstände ihres Todes, die ihre Besitzer stutzig gemacht haben – und inzwischen haben sie einen konkreten Verdacht.

Tatort: Keltenstraße. Dort ist Katze "Mo" in der Nacht zum Samstag, 11. April, zusammen mit der zweiten Katze desselben Besitzers, draußen. Wie üblich. Doch – anders als üblich – steht am Morgen nur eine Katze vor der Tür.

Weil seit September 2012 fünf Katzen in der selben Nachbarschaft verschwunden oder tot aufgefunden wurden, hat der Besitzer seine Katzen mit einem Peilsender bestückt – und stellt so fest, dass Mo sich in der Garage eines Nachbarn befinden muss. Ob er wieder seine Katze suche, fragt dessen Frau ihn, als er näher kommt und das Ehepaar bittet, die Garage zu öffnen, weil Mo da drin sei. Antwort des Mannes: Das könne nicht sein – das wüsste er.

Frau nutzt Ablenkungsmanöver und braust davon

Das Ablenkungsmanöver des Nachbarn, der angeblich den Schlüssel sucht, gibt dessen Frau Gelegenheit, mit dem Auto aus der Garage zu brausen – gefolgt vom Katzenbesitzer. Als sie an seinem Auto, in dem sich der Peilsender befindet, vorbei fährt, schlägt dieser voll aus. Für ihn ein eindeutiges Signal. Es kommt zu einer Verfolgungsfahrt quer durch Albstadt. Am Ende muss die Frau halten, es kommt zu einer verbalen Auseinandersetzung, in deren Verlauf sich herausstellt, dass sich die tote Katze in einem Käfig, einer Lebendfalle, im Auto befindet. In einem Autofahrer, der hinter ihm hält, findet der Katzenbesitzer einen Zeugen. Nun versucht die Frau sich in einer neuen Erklärung: dass sie davon ausgegangen sei, einen Marder gefangen zu haben. Dann braust sie davon.

Gemeinsam rufen der Katzenbesitzer und der Zeuge die Polizei, ehe der Katzenbesitzer nach Hause fährt, sein totes Haustier im Auto, und von seiner Frau erfährt, wer eben zu Besuch war: die Nachbarn. Eben jene. "Sie sagten, dass es ihnen leid tue – die Katze sei in der Regentonne ertrunken und sie wüssten nicht einmal, dass wir eine Katzen hätten." Doch wieso hatte die Nachbarin dann noch kurz vorher gefragt, ob der Mann seine Katze suche? Wieso besitzen die Nachbarn eine Lebendfalle? Warum flüchtet die Nachbarin vor dem Katzenbesitzer, wenn die Katze aus Versehen in der Regentonne ertrunken ist? Und: Wo ist die Regentonne? Auf dem Grundstück der Eheleute – rundum einsehbar – sei keine zu sehen, berichten die Nachbarn.

Auch sie haben mehrere Katzen verloren: "Kimba", damals sieben Monate alt, ist seit dem 19. Dezember 2012 vermisst. Auch "Sammy" – er hatte den gleichen Besitzer wie "Mo" – verschwand, im Alter von einem Jahr, am 13. September 2012 – und ward nicht mehr gesehen. "Socke", neun Monate alt, wurde ohne sichtbare Verletzungen am 6. Mai 2014 tot am Straßenrand aufgefunden. "Tommy", der erst seit kurzer Zeit in der Straße lebte, hat einige Tage später am Straßenrand gelegen – ebenfalls tot. Alles Zufall? Stutzig wurden die Nachbarn auch, als "Socke" eines Tages nicht nach Hause kam.

Lautes Schreien dringtaus der Garage

Die Familie machte sich auf die Suche und hörte ein lautes Schreien aus der Nachbargarage. Das Rolltor stand wie jeden Tag und jede Nacht rund 20 Zentimeter weit geöffnet. Erst nach Aufforderung der Familie betraten die Garagenbesitzer durch die Hintertüre ihre Garage, den Nachbarn verwehrten sie den Zugang. Kurz darauf sprang die Katze durch das leicht geöffnete Garagentor heraus, und die Garagenbesitzer erklärten: "Die Katze hat sich in einem zerlegten Moped verfangen."

Dass sie eine Lebendfalle besitzen, wie sich herausgestellt hat, erklärten die Garagenbesitzer damit, dass ein Marder in ihrer Garage gewesen sei. "Doch wie kam Mo, die Katze, die angeblich in der Regentonne ertrunken ist, in die Lebendfalle?"

"Das Schlimmste ist, dass auch die Kinder um die Katzen trauern", sagt eine Bewohnerin der Straße, in der Stubentiger eine verdächtig geringe Lebenserwartung haben. Nun ermittelt die Polizei. Laut Paragraph 17 des Tierschutzgesetzes wird Tierquälerei mit Geldstrafe oder bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft.