Umsichtig leitete Martin Künstner das Ebinger Kammerorchester, verstärkt durch die Bläser der Württembergischen Philharmonie Reutlingen. Foto: Groh Foto: Schwarzwälder-Bote

Sinfoniekonzert: Ebinger Kammerorchester und Janina Ruh in perfekter Harmonie

Ein großartiges Musikerlebnis von hohem Niveau hat das Ebinger Kammerorchester seinem Publikum in der voll besetzten Festhalle bereitet.

Albstadt-Ebingen. Eine ideale Ergänzung der motiviert spielenden und optimal besetzten Streicher des Ebinger Kammerorchesters beim Konzert in der Festhalle waren die Bläser der Württembergischen Philharmonie Reutlingen – insgesamt ein respektables Sinfonieorchester unter Martin Künstners umsichtiger Leitung.

Im Mittelpunkt stand das Konzert für Violoncello und Orchester in a-moll von Robert Schumann mit der aus Rottweil stammenden Janina Ruh als überragender Solistin. Mit ausgefeilter Spieltechnik meisterte sie jede der virtuosen Passagen glänzend und in den melodischen Partien erklang das Cello betörend gesanglich schön. Die mehrfach ausgezeichnete Musikerin spielte dabei ohne Notenblatt.

Nach kurzen Orchesterakkorden präsentierte Janina Ruh das kantable Hauptthema, vom Orchester leise begleitet. Zwischen den teils virtuosen, teils melodiösen längeren Solopassagen setzte das Orchester präzise Tutti-Akzente. Im langsamen Mittelsatz, der sich nahtlos anschloss, entwickelte sich ein lyrisches Spiel von großer Ausdruckskraft, ein Lied ohne Worte des geradezu singenden Cellos.

Der führenden Melodielinie der Solistin gesellte sich ein zweites Solocello aus dem Orchester, von Wolfgang Brobeil gespielt, bei. Dabei entstanden köstliche Dialoge zwischen der Solistin und dem Orchester bis hin zu einer kunstvollen Kadenz des Cellos, ehe das Werk in entschlossenem Dur endete und das Publikum Janina Ruh für ihr überragendes Spiel feierte. Dafür bedankte sie sich mit "Das Buch" aus der Feder des lettischen Komponisten Peteris Vasks, in dem in aparten, virtuosen Klängen die Ausdrucksmöglichkeiten des Cellos ausgelotet wurden und Janina Ruh die Melodie durch ihre Gesangsstimme nachzeichnete.

Die Unvollendete wirkt gar nicht so unvollendet

Doch am Anfang stand die Londoner Sinfonie in D-Dur von Joseph Haydn, ein Werk von großer Ausgewogenheit, eine optimale Synthese von Struktur und Emotion. Gravitätisch leitete ein Signaltonmotiv den ersten Satz ein, von den Streichern geheimnisvoll umspielt, dessen Allegroteil auf einem prägnanten Thema basierte, das nicht nur vielgestaltig verarbeitet wurde, sondern auch Heiterkeit ausstrahlte. Von liedhaft melodiösem Streicherklang war das dreiteilige Andante charaktervoll geprägt. Entzückend geriet das teils würdevoll, teils keck gespielte Menuett mit elegantem Trio, und im "Finale spirituoso" mit seinem volksliedhaften Thema ging es temperamentvoll zu.

Zum Abschluss des Konzertes erklang die "Sinfonie in h-moll" von Franz Schubert, besser bekannt als die "Unvollendete" – wegen ihrer Zweisätzigkeit. Gleichwohl erlebte sie das Publikum als vollkommenes Meisterwerk, ausdrucksstark und mit emotionaler Intensität gestaltet. Das Allegro moderato begann mit einem geheimnisvoll anmutenden Thema der tiefen Streicher, in das Geigen und Bratschen einfielen, ehe sich die Bläser gestaltend einbrachten und für beeindruckende Farbigkeit sorgten. Nach einem wundervollen Wechselspiel voller Lieblichkeit und dramatischen Einschüben endete der Satz mit einem kraftvollen Schluss.

Das Andante con moto begann mit einem wunderschönen, herzerwärmenden Thema, unterbrochen von dramatischen Passagen in Moll, ehe die Holzbläser wieder zu melodiöser Heiterkeit zurückführten. Mit einem schön abgestimmten leisen Musizieren endete der Satz im versonnen pianissimo, ehe Beifall für das Orchester und seinen Leiter aufbrandete.