Rolf Held (links), der Ebinger, und Martin Metzger, der Tailfinger Pastor, haben bei der Entstehung des neuen Kirchenbezirks Albstadt Hebammendienste geleistet – die Einheit mit Leben zu erfüllen wird Aufgabe ihres Nachfolgers sein. Foto: Kistner Foto: Schwarzwälder-Bote

Fusion: In Albstadt gibt es nur noch einen evangelisch-methodistischen Kirchenbezirk

Von Martin Kistner

Die beiden evangelisch-methodistischen Kirchenbezirke Albstadts schließen sich zu einem zusammen – am morgigen Sonntag um 10 Uhr wird in der Tailfinger Johanneskirche der Vereinigungsgottesdienst gefeiert.

Hintergrund des Zusammenschlusses sind Entwicklungen, mit denen sich auch die anderen christlichen Kirchen auseinandersetzen müssen: Die Bevölkerung altert, die Gemeinden schrumpfen, die Mitarbeiter sind überlastet und kommen immer öfter an ihre Leistungsgrenzen. Die strukturelle und bauliche Infrastruktur entspricht nicht mehr den Bedürfnissen, geschweige denn den personellen und finanziellen Kapazitäten; sie müsste angepasst werden. Mehrere Monate lang hatte ein sogenannter Lenkungskreis, der sich aus jeweils vier Vertretern der beiden Kirchenbezirke Ebingen-Meßstetten und Tailfingen-Pfeffingen zusammensetzte, die Grundlagen für die Fusionsentscheidung gelegt. Im März durften sich dann nach den Sonntagsgottesdiensten in Ebingen, Tailfingen und Meßstetten die Gemeindeglieder dazu äußern, wie sie sich das künftige Miteinander vorstellen – zumal in der Frage, wo künftig die Gottesdienste gefeiert werden, sollten sie das Sagen haben und nicht nur die "Entscheidungsträger" in den Bezirkskonferenzen.

Qual der Wahl zwischen fünf Modellen

Zur Wahl standen fünf Modelle: Ein Kirchenbezirk mit zwei Gotteshäusern in Ebingen und Meßstetten, eine weitere Zweierlösung Tailfingen-Meßstetten, die Dreier-Variante Ebingen-Meßstetten-Pfeffingen, ein ganz neuer Standort – oder der Status Quo. Zur Erleichterung von Lenkungskreis und Pastoren ergab die Umfrage per "Pünktchenklebevotum" ein recht einhelliges Meinungsbild: Die meisten Gemeindeglieder favorisierten Ebingen-Meßstetten. Den Ausschlag für die Kirche am Ebinger Häringstein dürfte nicht zuletzt der Umstand gegeben haben, dass das Tailfinger Gotteshaus in der nach dem Gründervater der methodistischen Bewegung benannten John-Wesley-Straße mehrfach gehandicapt ist: Es verbraucht mehr Heizenergie als die vergleichsweise dickwandige Ebinger Kirche, ist wenig behindertenfreundlich gebaut und hat – was am schwersten in die Waagschale fällt – "zugenähte Ärmel": Sie ist so beengt gelegen, dass sie sich weder umbauen noch erweitern lässt.

Allerdings ist die Entscheidung für Ebingen und Meßstetten eine vorläufige: Vom Herbst an werden Ebingen und Meßstetten Hauptpredigtorte sein – doch im Frühjahr 2017, nach halbjähriger Probezeit, kommt diese Entscheidung erneut auf den Prüfstand. Die Kirchen in Tailfingen und Pfeffingen bleiben Eigentum der Gemeinde; Tailfingen soll auch künftig Schauplatz von Seniorennachmittagen und Adventsverkauf sein – dass es langfristig ein Luxus ist, Kirchengebäude zu unterhalten, die kaum genutzt werden und entbehrlich wären, ist Rolf Held und Martin Metzger freilich bewusst.

Der Nachfolger heißt Walther Seiler

Indessen liegt die Entscheidung darüber nicht bei ihnen: Sie hatten schon dem Lenkungskreis nicht mehr angehört und werden sich beide im Juli von Albstadt verabschieden. Ein Nachfolger steht schon fest; er heißt Walther Seiler und kommt aus Freudenstadt. Die zweite Stelle ist vorerst vakant, ob sie danach wieder mit einem Pastor besetzt oder etwa in eine Referentenstelle umgewandelt wird, bleibt abzuwarten.

Den neuen Kirchenbezirk Albstadt werden Held und Metzger nicht mehr erleben – oder allenfalls so wie Mose das gelobte Land: vom Berg Nebo aus sehen, aber nicht betreten. Zuversichtlich sind sie dennoch: Die evangelischen Methodisten im Norden und Süden Albstadts betreiben schon lange eine gemeinsame Jugendarbeit und unternehmen gemeinsame Seniorenausflüge – sie sind einander keine Fremden.