Andrea Sawatzki liest aus ihrem neuesten Psychothriller "Der Blick fremder Augen" – 300 Literaturfans fiebern dabei in Ebingen mit. Foto: Bender Foto: Schwarzwälder-Bote

Lesung: Andrea Sawatzki stellt in Ebingen ihren neuen Psychothriller vor

Von Vera Bender

Albstadt-Ebingen. Die bekannte Schauspielerin und Bestseller-Autorin Andrea Sawatzki ließ am Samstagabend in Ebingen 300 Besucher Zeugen grausamer Morde werden – so geschehen in ihrem neuesten Psychothriller.

Dass es im November im Rahmen der Literaturtage Albstadt nicht mit der Lesung geklappt habe, sei an Terminschwierigkeiten gelegen, so die Schauspielerin. Nichtsdestotrotz war die Veranstaltung im Auditorium des Technologie- und Enzwicklungszentrums von Groz-Beckert ausverkauft. Und die Zuhörer erlebten einen spannenden Abend mit Gänsehautgefühl.

"Der Blick fremder Augen" ist das vierte Buch und der zweite Psychothriller, den Sawatzki verfasst hat. Und es ist mit Sicherheit nicht der letzte. Denn eine Fortsetzung inklusive Verfilmung sei schon geplant, verriet die Berlinerin. Natürlich werde sie selbst die Rolle der taffen Kommissarin Melanie Fallersleben übernehmen, sagte Sawatzki augenzwinkernd.

Die deutsche Schauspielerin beeindruckte bei ihrer Lesung in Ebingen mit Natürlichkeit, Charme und Humor – schwarzem Humor. So wird die Ermittlerin im Roman beschrieben als "Frau um die 50 – also schon mit einem Fuß im Grab". Diese sucht im Datingportal nach einem "netten Mann zum gemeinsamen Stalken". Denn tatsächlich greift Kommissarin Fallersleben gern beim Frühstück zum Fernglas, um das Leben der Menschen in ihrer Nachbarschaft zu beobachten. Dann fühlt sie sich nämlich nicht so allein. Wenn jemand denkt, das seien psychische Probleme, dann hat er sich noch nicht mit Katrin, der zweiten Hauptfigur im Psychothriller, beschäftigt.

Die 24-jährige Verkäuferin im Drogeriemarkt ist eigentlich glücklich verheiratet, wird aber immer boshafter zu ihrem Mann Bernd. Außerdem trauert sie ihrem Kind "Nana" nach, das nie geboren wurde. Katrin ist tablettenabhängig, fühlt sich ständig beobachtet und verfolgt. Ihre Nachbarin, Frau Klammroth, macht Katrin Angst.

Arbeit bei Stiftung bringt sie auf Ideen

Schon auf den ersten Seiten des Buchs lauert der Tod. Qualvoll stirbt der kleine Yorkshire-Terrier. Es soll nicht der einzige Tote bleiben. Ein grausamer Mord folgt dem nächsten. Und Kommissarin Fallersleben tappt zunächst im Dunkeln. Auch Katrin wurde mit nur zehn Jahren Zeugin, wie ihr Vater regelrecht verendet – so wie der Fisch, dem die Augen langsam herausquollen. Es ist das Kindheitstrauma, das die junge Frau mit sich trägt.

"Wie ich auf solche Geschichten komme?", blickt Autorin Sawatzki plötzlich mitten im Lesen auf und erntet Gelächter. Nein, sie selbst müsse zum Glück kein Kindheitstrauma verarbeiten. Aber Andrea Sawatzki engagiert sich in der Stiftung "Ein Platz für Kinder", in deren Häuser Kinder betreut werden, die misshandelt oder missbraucht wurden. Der Besuch im Haus in Hannover hat Sawatzki "ganz schön mitgenommen", wie sie sagt. Und da sie das Thema Kindheitstrauma schon immer interessiert habe, wollte sie eine Figur erschaffen, von der man sagt: "Die war doch immer total nett. Das hätte ich der gar nicht zugetraut." Solche Schicksale liegen der ehemaligen Tatort-Kommissarin am Herzen, doch in Schutz nehmen will sie die Opfer, die zu Täter werden, nicht.

Bevor die Besucher Fragen an die Bestseller-Autorin stellen, meint Andrea Sawatzki schelmisch: "Wollen Sie noch wissen, was aus Frau Klammroth wurde?" Und schon findet man sich im Treppenhaus des Miethauses wieder, als die Nachbarin verzweifelt nach ihrem Wohnungsschlüssel kramt und plötzlich eine dunkle Gestalt im Flur wahrnimmt. Dann geht das Licht im Treppenhaus aus – und Sawatzki schlägt das Buch zu.