So bunt wie nie war der Sommerempfang der Hochschule Albstadt-Sigmaringen dank der Studierenden aus Afrika. Fotos: Eyrich Foto: Schwarzwälder-Bote

Hochschule Albstadt-Sigmaringen: Bisher buntestes Sommerempfang reißt mit

Die beste denkbare Werbung für Weltoffenheit und Toleranz, das schönste denkbare Zeichen gegen Isolationismus war am Dienstagabend der Sommerempfang der Hochschule Albstadt-Sigmaringen – mit einem Programm, welches das Attribut "bunt" verdient hatte.

Albstadt-Ebingen. "Erstmals ohne berühmte Redner", verspreche der vierte Sommerempfang der Hochschule Albstadt-Sigmaringen doch, etwas ganz Besonderes zu werden, kündigte Rektorin Ingeborg Mühldorfer an – und sollte wenigstens im zweiten Punkt Recht behalten. Was die Berühmtheit der Redner anging – nicht ganz. Denn schließlich war keine Geringere als Landesmutter Gerlinde Kretschmann persönlich gekommen, um Professor Markus Lehmann auszuzeichnen.

Die kluge und hintersinnige Rektorin hatte den Abend geschickt eingefädelt. Während anderswo auf der Welt Mauern gebaut werden – sichtbare und unsichtbare – hat Ingeborg Mühldorfer die Studierenden ihrer Hochschule, die aus Afrika kommen und ihre ganze bunte Kultur mit in die Festhalle brachten, sprechen lassen. Wie gut es doch sei, dass heute ein Auslandsaufenthalt im Studium üblich sei, betonte sie, erinnerte an große Studienreisende wie Platon, Marcus Tullius Cicero, Alexander von Humboldt und Johann Wolfgang von Goethe – und schwärmte von eigenen Erfahrungen.

In Boston haben sie damals richtig geraten

Ihre Kollegen in Boston hätten damals gewettet, was die Deutsche im Chemielabor wohl verändern würde, berichtete sie verschmitzt. Tatsächlich habe sie den Vorschlag gemacht, die Chemikalien alphabetisch zu ordnen, wie ordentliche Deutsche das eben tun. Volltreffer!

Auch auf ihr Zusammentreffen mit einem Shoah-Überlebenden bei einem Abendessen in Polen ging sie ein – eine der eindrücklichsten Erfahrungen ihres Lebens.

"Wer lernt, die eigene und die andere Kultur wertzuschätzen, wird tolerant für eine offene Gesellschaft", betonte Mühldorfer und fügte mit einem Seitenhieb in Richtung der angloamerikanischen Welt hinzu: "Das ist die beste Antwort auf den Isolationismus."

Das unterstrich auch Conny Bast, die sich mit großem persönlichen Engagement für die Studierenden aus dem Ausland und jene, die ein Auslandssemeter einlegen, kümmert. Was die Rektorin nicht eigens betonen musste: Basts Appell an Studierende wie Lehrende, einmal über Grenzen zu gehen, fiel mitreißend aus.

Die afrikanischen Studierenden, die anschließend ihren Kontinent – jenseits dessen, was aus dem Fernsehen bekannt ist – vorstellten, haben diesen Schritt gewagt. Und dafür viel auf sich, viel Unterstützung von Familie und Freunden in Anspruch genommen, wie sie betonten. Sie gingen auf die Bildungswege in ihren Ländern – nach englischem oder französischem Vorbild – ebenso ein wie auf die Landwirtschaft, von der 80 Prozent der Menschen lebten. Und zum Teil nicht leben könnten: etwa wegen des Einflusses großer Nahrungsmittelkonzerne.

Schmeckt gut und hilft gegen Kinderarbeit

Für alle, die gegen Kinderarbeit und Flüchtlingsströme seien, hatten die Afrikaner einen Tipp, wie man ihren Landsleuten zu einem besseren Leben verhelfen und dabei noch genießen könne: durch den Kauf fair gehandelten Kaffees und fair gehandelter Schokolade. "Wir reden von Kinderausbeutung und vergessen dabei, warum Kinder eingesetzt werden." (Wir werden noch berichten.)