Landwirt Matthias Conzelmann (rechts) hat eine Unterschriftenaktion gegen die Flurneuordnung gestartet. Foto: Bender

Gegner wollen 500 Protest-Unterschriften an Oberbürgermeister überreichen. "Wir haben es nicht bestellt."

Albstadt - Mit massivem Widerstand gegen die geplante Flurneuordnung im Teilbereich Ost sieht sich die Stadt Albstadt konfrontiert. Dies ist bei der zweiten Informationsveranstaltung deutlich geworden.

"Wir wollen es nicht, wir brauchen es nicht, wir haben es nicht bestellt, und wir zahlen es nicht", machte ein Grundstückseigentümer bei der Präsentation erster Ergebnisse seinem Ärgerung Luft.

Bürgermeister Udo Hollauer und Susanne Riehle, Leiterin der Flurneuordnungsstelle des Landratsamtes Zollernalb, versuchten in Anwesenheit von Martin Zaiser und Alexander Schäfer vom Kreisbauernverband sowie Edith Fehrenbach vom Landwirtschaftsamt, die Zuhörer von den Vorteilen einer Flurneuordnung zu überzeugen. Dabei liegen die Vorteile nach ihren Angaben klar auf der Hand: Ausbau des landwirtschaftlichen Wegenetzes und Anbindung aller Flurstücke an dieses Wegenetz, Vergrößerung der Flurstücke durch Zusammenlegung sowie Rechtssicherheit durch Neuvermessung der Grundstücksgrenzen und Erfassung in den Grundbüchern, wie Susanne Riehle ausführlich erläuterte.

Betroffen wären 1492 Hektar auf den östlichen Hochflächen der Gemarkungen Onstmettingen, Tailfingen, Truchtelfingen und Ebingen. Insgesamt 3800 Grundstücke liegen in diesem Gebiet, und etwa 750 Grundstückseigentümer sind betroffen. In anderen Gemeinden wie Nusplingen oder Burladingen-Salmendingen sei die Flurneuordnung erfolgreich gewesen. Doch die Albstädter wehren sich vehement. Sie wollen keine Flurneuordnung und fragten nach den Möglichkeiten, wie man sie verhindern könne. Bürgermeister Hollauer war sich nicht sicher, ob die anwesenden 80 Personen tatsächlich die Meinung von 750 Grundstückseigentümern widerspiegelten. Denn laut Susanne Riehle hätten viele ihr Interesse an der Neuordnung bekundet.

"Jährlicher Verlust: 4,5 Prozent"

Matthias Conzelmann, der gemeinsam mit seinem Bruder 90 Hektar Land bewirtschaftet, hat hingegen von 500 Unterschriften gesprochen, die er schon gesammelt habe, um die Flurneuordnung zu verhindern. In seinem Betrieb seien zwar nur zehn Hektar Land betroffen, dennoch habe er einen jährlichen Verlust von 4,5 Prozent errechnet. Für eine solche Lohnerhöhung streikten gerade Piloten und Lokführer, führte Conzelmann an. Bis 6. November will er die Unterschriftenliste an Oberbürgermeister Gneveckow überreichen.

Weshalb gehen einige Eigentümer und Bewirtschafter auf die Barrikaden? Sie müssen etwa 4,5 Prozent ihrer Fläche für den Ausbau des öffentlichen Wegenetzes abgeben und sich außerdem mit rund 60 Euro pro zehn Ar landwirtschaftlicher Fläche an den Ausführungskosten beteiligen. Demgegenüber stehen allerdings öffentliche Zuschüsse. Von 3,85 Millionen Euro Kosten würden laut Susanne Riehle über drei Millionen durch Zuschüsse gedeckt. Lediglich 770 000 Euro entfielen auf die Teilnehmergemeinschaft, zu der auch die Stadt Albstadt gehört, die ebenfalls ihren entsprechenden Anteil bezahlen muss.

Bürgermeister Hollauer ging noch weiter. Er versprach, beim Gemeinderat eine sechsstellige Summe locker machen zu wollen, mit der die Kommune die Kosten der Grundstückseigentümer weiter senken wolle – ähnlich wie in Nusplingen. "Die Stadt braucht schöne Rad- und Wanderwege. Auf dem Rathaus in Albstadt weht ein ziemlich starker Ostwind", schmetterte ein Bürger dem Schultes entgegen.

"Schließlich profitieren auch alle davon"

Dass die Stadt die Sanierung von 12,7 Kilometern Wegen mit Kosten von über 2,3 Millionen Euro nicht allein stemmen könne, daraus machte Hollauer kein Hehl. Und hohe Zuschüsse gebe es eben nur durch Flurneuordnung, von der alle profitierten.