Harte Rocker: Manfred Rollinger mit der Kehrwoch-Gitarre, Dr. Horst Rock mit der elektronischen Variante. Fotos: Eyrich Foto: Schwarzwälder-Bote

Schwabensause: "Rock & Rollinger" machen im Brauhaus Zollernalb ihrem Namen alle Ehre / Sogar Bundesregierung zeigt Interesse

"Oh, fortuna" kündigt einen Auftritt im Hollywood-Format an, und "Gott", die Stimme im Off, fragt die Steine: "Wollt Ihr Schwaben sein?" Sie weinen und sagen: "Ja, aber wir sind nicht hart genug." Warum? Bei der "Schwabensause" wird’s klar.

Albstadt-Ebingen. Wer ist so hart wie Landwirt – beim Klassentreffen immer noch "der kleine dicke Bauer" – und Rocksänger Manfred Rollinger, 50 und von der Schwäbischen Alb? Höchstens der Star, den den er ankündigt und der einst gesagt hat: "Ich geh’ nach Hollywood, und wenn ich’s da geschafft hab’, komm’ ich nie mehr zurück." Außer zur Schwabensause, mit Kunsthaar-Mähne – "die splisst nicht, aber brennt wie der Teufel" – und Lederjacke: Dr. Horst Rock und sein Freund Rollinger schmettern unplugged ihr Gegenstück zum Badenerlied, die "Schwabenhymne" mit dem Publikum im ausverkauften Brauhaus Zollernalb als Backround-Sänger, denn den Kultsong kennen alle.

"Rock & Rollinger" freuen sich "wie der Lump am Stecken", in Albstadt zu spielen. "Wo ist das überhaupt? Wenn man’s ins Navi eingibt, sagt es: ›Drehen Sie wenn möglich um.‹" Aber die beiden sind ja hart genug, in einer Stadt zu spielen, "die halb so groß ist wie der Friedhof von Chicago, aber doppelt so tot", schließlich spielen sie sogar "bis ins Badische nei" und haben deshalb im Stuhlkreis beschlossen, auch in Albstadt "die Leute von den Stühlen zu holen". Wie? Mit Witzen: "Kommt ein Musiker zum Arzt. Sagt der Arzt: Sie haben noch drei Monate zu leben. Fragt der Musiker: Ja, wovon denn?" Rollinger macht "tumultartige Zustände" im Saal aus – geht gar nicht. Schließlich ist bald Weihnachten, jenes Fest, an dem man sich früher über ein Bonanza-Fahrrad freute und an dem statt "Blockbustern" "Gassenhauser" im Fernsehen liefen.

Rocker können’s auch sentimental

Ja, "früher war halt alles noch ganz anders", ein Lied, das beweist, dass die Mundart-Rocker auch sentimental können. Wer’s lieber fetzig mag, für den schwingt Rollinger zum Kehrwoch’-Rock den Besen als besten Beweis, "dass Schwaben das reinlichste Volk auf der Welt sind". Und der gibt sogar Töne von sich – mindestens so heiß wie Rollingers E-Gitarre, aber nicht so laut wie der Applaus, der folgt. "Ihr habt die ganze Woche g’schafft – lasset’s raus!", ruft Rock. Dem Wunsche kann entsprochen werden.

Zurück zum romantischen Teil und dem Satz der Sätze, auf Schwäbisch: "Ich bin so brutal verliebt". Sofort gehen die Feuerzeuge hoch – echte, obwohl’s auch "eine Feuerzeug-App täte", meint Rock.

Wer so schön singen kann, wird sogar von der Bundesregierung angeschrieben, ob sie nicht an der Kampagne "Kein Alkohol an Weihnachten" mitmachen möchten. Ihre Antwort passt nicht zur Kampagne, aber zur Schauplatz der Schwabensause: "In der Weihnachtsbrauerei" – Hardrock, leicht gelallt und schwungvoll getanzt, frei nach dem Motto der beiden "Wenn’s Ärschle rockt, isch’s Herzle g’sund".

Der letzte Alb-Indianer ist stramm melancholisch

Das Lied vom letzten Alb-Indianer hingegen ist ein stramm-melancholischer Blues und fließt weich durch die Kehlen der beiden grandiosen Sänger wie das Alb-Bier durch die der Gäste. Fehlt nur noch eine Massage – eine Seelenmassage mittels Reggae-Musik. "Ich bin der Dr. Horst Rock, nicht der Dr. Horst Reggae", protestiert es unter der Matte hervor. Das Publikum jedoch geht gerne mit und Rollinger so ab, dass Rock vermutet: "Du hast Deinen Garten geraucht!"

Als international erfahrener Gitarrist, der schon mit Top-Stars gespielt hat, kann Rock freilich auch Reggae, wenngleich er dafür "Smoke on the Water" malträtieren muss. Wer das Video zu einem Song wie "Sommer auf der Alb" bei minus 23 Grad und scharfem Ostwind im Freien dreht, kann nicht feinfühlig mit karibischer Musik umgehen und lässt das Publikum seine "dead bloody fucking fingers" schnippen. Die beiden sind wirklich hart – dagegen hätten Steine nicht konkurrieren können.