Vorstandsvorsitzende Martina Bandte begrüßte Kai-Uwe Götz (links) als neuen Geschäftsführer der "Fachvereinigung Wirkerei Strickerei Albstadt" und damit Nachfolger von Rainer Lopau, der nach 35 Jahren in Albstadt seinen Ruhestand anpeilt. Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder-Bote

Fachvereinigung Wirkerei-Strickerei: Rainer Lopau übergibt die Geschäftsführung an Kai-Uwe Götz / Das Motto lautet: "KISS"

Fließend wie Seide vollzieht sich der Wechsel in der Geschäftsführung der "Fachvereinigung Wirkerei Strickerei Albstadt": Rainer Lopau übergibt sie nach 35 Jahren an Kai-Uwe Götz, will ihm in der Anfangszeit allerdings noch zur Seite stehen.

Albstadt. Es ist ein Geben und Nehmen: Manchmal sei es gut, sich Rat zu holen von einem, bei dem das Examen noch nicht so lange zurückliege – "dann habe ich immer Kai-Uwe Götz angerufen", sagt Rechtsanwalt Rainer Lopau über seinen Fachkollegen, der nun sein Nachfolger wird. Im Gegenzug wird er ihm weiter mit seinem Erfahrungswissen und seinen Kenntnissen der "Fachvereinigung Wirkerei Strickerei Albstadt" (FWS) aus 35 Jahren als Geschäftsführer zur Verfügung stehen. Die beiden kennen sich seit elf Jahren aus dem Verband "Südwesttextil" und "können miteinander", wie sie sagen.

So wird aus dem offiziellen Wechsel zum 1. September ein fließender Übergang, was auch Martina Bandte, Vorstandsvorsitzende der FWS und Präsidentin des Gesamtverbands der deutschen Maschenindustrie, sehr schätzt. Zumal die FWS immer eine "Notrufnummer" gewesen sei, die Firmen "bei Herrn Lopau 35 Jahre lang wussten, dass sie sich auf ihn verlassen konnten und es wichtig ist, dass Herr Götz sich im Zweifel rückversichern und die Besonderheiten der Unternehmen kennenlernen kann", so Bandte.

Seit einigen Wochen tourt Kai-Uwe Götz bereits durch den Landkreis, um die rund 55 Mitgliedsfirmen kennenzulernen. Rund 60 Prozent seiner Arbeitszeit wird der Rechtsanwalt aus Ostfildern künftig in Albstadt respektive für die FWS einsetzen, den Rest für "Gesamtmasche" als Referent für Wirtschaftsrecht. Seine Aufgaben vergleicht sein Vorgänger mit denen eines Hausarztes, der "vieles tun kann, aber gelegentlich auch zum Spezialisten überweisen muss": Tarifpolitische, berufsfachliche, wirtschafts- und sozialpolitische sowie rechtliche Interessenvertretung und die Vorbereitung von Tarifrunden – dafür ist die FWS da und bei vielen Themen eng mit "Südwesttextil", "Gesamtmasche", "Gesamttextil" und weiteren Verbänden verknüpft.

Neue Herausforderungen für eine Traditionsbranche

Auf Kai-Uwe Götz, dem es in sechs Jahren als Geschäftsführer für Tarifpolitik und Tarifrecht bei "Südwesttextil" gelungen ist, die Manteltarifverträge zu vereinheitlichen, warten freilich neue Herausforderungen wie "E-Commerce", der Handel via Internet, und der immer schwierigere Datenschutz. Denn viele der Textilfirmen in der FWS seien Familienbetriebe, betont Lopau. Und es hätten noch längst nicht alle digitalen Möglichkeiten, die es heute gebe, ausgeschöpft, fügt Martina Bandte hinzu.

Das Motto dabei laute "KISS", sagt Lopau. Ihm, der 1947 in Hamburg geboren ist, liegt das: "Keep it small and simple" – halte es einfach und überschaubar. Auch Götz will es so halten und dabei den "intensiven Austausch zwischen den Firmen" befeuern, etwa im Bereich Arbeitsrecht.

Martina Bandte: Die Leute hängen sehr an ihm

"Als ich hier angefangen habe, waren 30 000 Menschen in der Textilindustrie im Zollernalbkreis beschäftigt", erinnert sich Rainer Lopau, "jetzt sind es knapp 4000." Diesen Strukturwandel habe Rainer Lopau, der ebenfalls von "Südwesttextil" kommt und seit 1994 gleichzeitig auch als Rechtsanwalt praktiziert, intensiv begleitet, "und die Leute hängen sehr an ihm", schwärmt Martina Bandte, die deshalb besonders froh ist über die gute Übergangslösung.

"Im Grunde soll niemand merken, dass es einen Wechsel gegeben hat", sagt Lopau und fügt dann mit der ihm eigenen Verschmitztheit hinzu: "Ich werde dann noch eine Weile als Parkplatzeinweiser und Hausmeister da sein." Kunststück: Mit seiner Frau Christa lebt er im selben Haus, über der Geschäftsstelle in der Raidenstraße 50. Da bleiben die Wege kurz – und alles einfach und überschaubar.

Kai-Uwe Götz, geboren 1972 im Sternzeichen Stier in Bietigheim, lebt mit seiner Frau und den zwei Kindern heute in Ostfildern. Nach dem Abitur in Winnenden studierte Götz Rechtswissenschaften in Tübingen und Fribourg, arbeitete als Referendar in Stuttgart und Heilbronn, wo er das zweite Staatsexamen ablegte, ehe er 2000 in eine Kanzlei in Filderstadt wechselte. Seit 2005 ist Götz als Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht in Stuttgart selbstständig, war bis Juni Syndikusanwalt bei "Südwesttextil", ab 2010 auch Geschäftsführer für Tarifpolitik und Tarifrecht sowie Referent bei der TIV Textil-Dienstleistungs GmbH und der Akademie im Bildungswerk der Baden-Württembergischen Wirtschaft.