Auf viele Stifter hoffen Martinskantor Steffen Mark Schwarz und Pfarrer Walter Schwaiger. Foto: Kistner Foto: Schwarzwälder-Bote

Kirche: Am Sonntag wird in der Martinskirche die neue evangelische Gemeindestiftung aus der Taufe gehoben

Auch die evangelische Gesamtkirchengemeinde Ebingen ruft nun eine Stiftung ins Leben. Sie trägt den Namen "Kirchen und Musik Ebingen" und wird am Sonntag, 17. Dezember, im nachmittäglichen Kirchenkonzert aus der Taufe gehoben.

Albstadt-Ebingen. In Zeiten, da sowohl die Zahlen der Gemeindeglieder als auch Einkünfte aus der Kirchensteuer schrumpfen, sehen sich die Kirchengemeinden gezwungen, zusätzliche Einnahmequellen zu erschließen, wenn sie die ererbte Infrastruktur und ihre kulturellen und sozialen Angebote zumindest teilweise aufrecht erhalten wollen.

Wo die Ebinger ihre Schwerpunkte setzen, das ist bereits dem Namen der neuen Gemeindestiftung zu entnehmen: "Kirchen" – das sind die diversen Gotteshäuser, und das Stichwort "Musik" bezeichnet die kirchenmusikalischen Aktivitäten zumal der Martinskirchengemeinde, wo Kirchenmusikdirektorin Brigitte Wendeberg in Jahrzehnten Standards setzte, die Steffen Mark Schwarz, ihr Nachfolger als Martinskantor, aufrechterhalten möchte. Doch dies erfordert neben intensiver musikalischer Arbeit auch intensives Klinkenputzen: Die Abfassung von Zuschussanträgen und Briefen an Sponsoren zählt zu Schwarz’ vornehmsten Aufgaben, und zwar je länger, je mehr: Die Mittel, die die Kirchengemeinde selbst zur Verfügung stellen kann, sind rückläufig.

Aber gibt es nicht schon längst einen rührigen Förderverein, der Spenden für die Dachsanierung der Martinskirche und andere gute Zwecke der Gemeinde sammelt? Gewiss, aber dies ist, mit einem automobilen Vergleich zu sprechen, das "kurz übersetzte" Fundraising – die Kirchensanierungen, für die eine Gemeinstiftung geschaffen werden muss, liegen in weiterer Ferne; hier bemisst sich der Zeithorizont nach Jahrzehnten. So weit im Voraus plant Kantor Schwarz natürlich nicht, aber auch er hofft, dass ihm die Stiftung etwas weitere Perspektiven eröffnen kann – er möchte, wohlgemerkt im Hinblick auf seine Veranstaltungen, nicht für alle Zeiten von der Hand in den Mund leben müssen.

Die Aufteilung der Stiftungszuwendungen auf die Zwecke "Hardware Kirchen" und "Software Musik" hat übrigens ausschließenden Charakter. Der Stifter darf nicht nur entscheiden, welchen der beiden Bereiche er fördern will, er muss es sogar.

Als Mindestbetrag, der ins Stiftungsvermögen eingezahlt werden muss, sind 2500 Euro festgesetzt; als Stiftungsvermögen visieren die Ebinger 250 000 Euro an – die Skala ist, versteht sich, nach oben offen. Die Stiftung ist unter dem Dach der Landeskirche angesiedelt; das hat den Vorteil, dass genau geprüft wird, ob die jeweiligen Geldanlagen ethisch unbedenklich sind, zum anderen gibt es eine gewisse Sicherheit: Der Zins beträgt plus minus zwei Prozent – nicht viel, aber besser als nichts, zumal in Zeiten des Niedrigstzinses.

Und wieviel Geld liegt bereits in der Stiftungskasse? Das behalten Schwarz und Pfarrer Walter Staiger bis zum Sonntag für sich; dann werden sie es im Rahmen des Gründungsaktes in der Martinskirche bekannt geben. Bei diesem leisten sämtliche Stifter, die das Licht der Öffentlichkeit nicht scheuen, ihre Unterschriften; die Zeremonie, der auch die Schirmherrin der Stiftung, die Schweizer Schauspielerin Ursula Cantieni beiwohnt, geht in der Konzertpause über die Bühne.

Davor und danach erklingen Johann Sebastian Bachs Choralkantate "Wer nur den lieben Gott lässt walten", BWV 93, die Orchestersuite Nr. 3 in D-Dur, BWV 1068, und die erste von sechs Kantaten des Bachschen Weihnachtsoratoriums. Beginn ist um 17 Uhr.