Ein Löschfahrzeug 20/16 und ein LF 16/12 gehören zum Fuhrpark der Werkfeuerwehr Groz-Beckert. Beim Entwurf des Wappens und des Logos hat Helmut Brösamle sich auch kreativ betätigt. Fotos: Eyrich Foto: Schwarzwälder-Bote

Helmut Brösamle hat in 18 Jahren als Kommandant die Werkfeuerwehr Groz-Beckert ständig modernisiert

Von Karina Eyrich

Albstadt-Ebingen. 18 Jahre lang war er Kommandant der einzigen Werkfeuerwehr im Zollernalbkreis. Unter seiner Ägide ist die Betriebsfeuerwehre zur freiwillig anerkannten Werkfeuerwehr geworden. Nun ist Helmut Brösamle in den Ruhestand gegangen – auf dem Papier.

Seine Wurzeln liegen bei der Feuerwehrabteilung Tailfingen, und dort zieht es ihn wieder hin – nun, da Helmut Brösamle in den Ruhestand geht und damit auch den Dienst in der Werkfeuerwehr Groz-Beckert beendet, in der er mehr als Spuren hinterlässt.

Das fängt schon beim Logo und dem Wappen der einzigen freiwillig anerkannten Werkfeuerwehr im Zollernalbkreis an: Brösamle hat am Entwurf mitgearbeitet und war auch sonst das Gesicht der zurzeit 26 Mann starken Truppe. Denn sie hat er auch außerhalb des ständig wachsenden Werksgeländes gut vertreten: als stellvertretender Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands Zollernalb zum Beispiel und in der Arbeitsgemeinschaft der Werkfeuerwehren.

Brösamle kam nach seiner Tätigkeit als Stricker, der Arbeit in einer Textildruckerei und als Fahrer für einen Lebensmittelgroßhandel im Mai 1971 zu Groz-Beckert. 1976 trat er in die damalige Betriebsfeuerwehr. "Wir hatten ein Fahrzeug", erinnert er sich, "und das durfte damals nur auf dem Betriebsgelände eingesetzt werden."

So viel Eifer, wie er bei der Arbeit zeigte – in den Pausen schaute Brösamle, der zum Handrichten eingestellt worden war, den Maschineneinrichtern über die Schulter und half dem Hausmeister – so viel Enthusiasmus legte er auch bei der Feuerwehr an den Tag, wurde Gerätewart und 1990 schließlich kommissarischer Leiter der Werkfeuerwehr. "Irgendwann sagte dann jemand: ›Willst Du’s nicht übernehmen?‹", erinnert sich Brösamle, "und ich sagte: ›Ja, aber nur wenn wir eine anerkannte Werkfeuerwehr werden‹ – so sind wir ans baden-württembergische Feuerwehrgesetz gebunden."

Heute ist die Werkfeuerwehr besser ausgestattet denn je, verfügt über einen Einsatzleitwagen , ein Löschfahrzeug 20/16 und ein Löschfahrzeug 16/12. Das Gerätehaus ist mit der Wehr gewachsen und beherbergt unter anderem eine Atemschutzwerkstatt mit dem "Quaestor 7000" – "in Albstadt haben nur wir dieses Prüfgerät" – sowie zwei Druckluftschaumanlagen von Schmitz, auf die Brösamle großen Wert gelegt hat. Dass er gelegentlich lästig sein konnte mit seinen Wünschen nach Gerätschaften und Fahrzeugen, weiß Helmut Brösamle – und kann selbst darüber schmunzeln, ist ihm doch gleichzeitig bewusst, wie groß das Vertrauen war, das die Geschäftsleitung ihm entgegen gebracht hat: ein Vertrauen, dass er "nie aufs Spiel gesetzt" hat, wie er betont.

Für Brösamle hieß das vor allem, alle Regeln einhalten, vor allem, wenn Gäste bei Veranstaltungen oder Führungen im Haus waren. Denn was unter dem Dach des weltgrößten Herstellers von Nadeln und Systemtechnologie für die Textilindustrie an Innovationen vor sich geht, interessiert naturgemäß nicht nur dessen Mitarbeiter. Davon gibt es am Standort Albstadt derzeit 2200. Dass ihre Arbeitsplätze sicher sind und hier bleiben, war stets das oberste Ziel für Helmut Brösamle und seine Feuerwehrkameraden: "2014 hatten wir 22 Einsätze, früher waren es schon mal zwischen 50 und 70 – das ist der Erfolg des vorbeugenden Brandschutzes", betont der Feuerwehrmann im Dienstgrad eines leitenden Hauptbrandmeisters.

Warum ihm stets so viel daran gelegen hat: "Wenn eine Maschine ausfiele, könnten wir nicht produzieren." Im selben Maß, wie sich die Technik weiterentwickelt habe, habe auch der Brandschutz ausgebaut werden müssen: Brösamle hat darauf geachtet, beim Löschen so vorzugehen, dass "möglichst wenig Materialschaden entsteht".

Kino und Sauna sind tabu während der Bereitschaftswoche

Mehr als 5000 Rauchmelder gibt es heute im Werk Albstadt, dazu CO2- und Nebellöschanlagen, sauerstoffreduzierte Bereiche und Sprinkleranlagen. So nimmt das Löschen nur einen kleinen Teil der Zeit in Anspruch. Oft sind die Wehrleute, die privat in keiner anderen Feuerwehr tätig sind, mit dem Überwachen von Schweißarbeiten, dem Prüfen und Reinigen von Brandschutzanlagen und anderen Dienstleistungen zum Verhindern von Bränden oder Unglücksfällen beschäftigt.

Nach Feierabend stellt die Werkfeuerwehr zwei Mann in Rufbereitschaft, die binnen acht Minuten – oder früher – vor Ort sein müssen, deshalb in Ebingen wohnen müssen und während der Bereitschaftswoche weder ins Kino noch in die Sauna dürfen.

"Mit dem Kindergarten, der Schule und dem Gesundheitszentrum sind wir inzwischen eine kleine Stadt", sagt Helmut Brösamle und weiß, wie viel Verantwortung auf seinen Nachfolger Damir Ljeskovan zukommt. Brösamle selbst, der seit 1986 Hausmeister und zudem 25 Jahre lang Betriebsrat und Schwerbehindertenvertreter der Firma war, hatte – wenngleich für die Feuerwehr freigestellt – immer gut zu tun, hat sich darüber hinaus regelmäßig fortgebildet und wird für sein Wissen rund um die Feuerwehr längst nicht nur bei Groz-Beckert geschätzt.

Deshalb hat der gebürtige Tailfinger, der im Mai 64 wird, auch noch keine Lust, sich in einer Altersabteilung zur Ruhe zu setzen. "Ich fühle mich fit", sagt Brösamle, "und will in der Abteilung Tailfingen noch mithelfen, wo immer sie mich brauchen können." Nur die Atemschutz-Einsätze hat er inzwischen aufgegeben. Mit 63 Jahren. In diesem Alter gehören manche schon seit zehn und mehr Jahren der Altersabteilung an.