Gefängnispfarrer Thomas Hilsberg sprach über das Leben in Haft. Foto: sc Foto: Schwarzwälder-Bote

Männervesper: Gefängnispfarrer Thomas Hilsberg spricht vor 80 Zuhörern über das Leben in Haft

Albstadt-Tailfingen. Vor gut und gern 80 Männern hat und Gefängnispfarrer Thomas Hilsberg beim 37. Männervesper in der Zollernalbhalle über "Schuld, Sühne und das Leben im Knast" gesprochen. Hilsberg ist wohnhaft in Radolfzell und hat einen Spezialauftrag: Er kümmert sich um die Bewohner einer Reihe von Altenheimen – und um die Insassen zweier Justizvollzugsanstalten.

Die deutsche Justiz ist verhältnismäßig zurückhaltend bei der Verhängung von Haftstrafen: Auf 100000 Einwohner kommen im Schnitt 77 Häftlinge – in Europa sind es durchschnittlich 100 und in den USA sogar 660. Dennoch, so Hilsberg, könne man unversehens und wegen eher geringer Vergehen hinter Gitter landen, während schwerere Verbrechen milder geahndet würden. Ein Beispiel: Schulden. Trotz der vergleichsweise niedrigen Inhaftierungsquote seien die Vollzugsanstalten überfüllt – allein in Baden-Württemberg säßen 7000 Häftlinge ein und bundesweit mehr als 60000. Die Vollzugsbeamten seien überfordert; beispielsweise lasse sich der illegale Drogenhandel und -konsum im Gefängnis nur schwer unter Kontrolle bringen.

Seinen Umgang mit den Gefangenen und deren Angehörigen beschreibt Hilsberg als "hart und prinzipientreu" – aber ohne Fingerspitzengefühl gehe gar nichts. Kleine, legale Freuden bereite er seinen Klienten gerne – unter anderem mit Spruchkarten, Kalendern und Bibeln. Fast alle Gefangenen, so seine Erfahrung, fühlten sich unschuldig; die eigene Schuld und Verantwortung sei im Regelfall der blinde Fleck ihrer Selbstwahrnehmung – und auch die nicht Inhaftierten hätten sich nichts vorzuwerfen. Als Theologe sehe er das anders; zumindest vor Gott seien alle schuldig, doch Jesus sei für alle eingetreten, und daher liege gegen den, der Jesus habe, nichts mehr vor. Das bedeute aber: Christus sei die einzige Chance, und für ausnahmslos alle – für die, die mit dem Gesetz in Konflikt gekommen seien, ebenso wie für die braven Bürger. Musikalisch umrahmt wurde das 37. Männervesper vom Männergesangverein Liederkranz Lautlingen mit sieben Liedbeiträgen. Der Termin für das 38. Männervesper, steht auch schon fest; es findet am 9. März 2018 statt, sein Thema lautet "Mit Geld die Welt FAIRändern", und seine Teilnehmer erwartet eine Premiere haben: Mit Christina Alff, der Bildungsreferentin von "Oikocredit", referiert erstmals eine Frau.