Der Stifter und Namensgeber: Martin Friedrich Jehle Foto: Schwarzwälder-Bote

Festakt: Musikhistorische Sammlung Jehle feiert Jubiläum im Lautlinger Stauffenberg-Schloss

Vor 40 Jahren bezog die Musikhistorische Sammlung Jehle ihr neues Domizil im Lautlinger Schloss. Heute wird Jubiläum gefeiert.

Albstadt-Lautlingen. Solange er berufstätig war, hatte Martin Friedrich Jehle, Ebinger Musenfreund und Musikalienhändler, die musikalischen Nachlässe seines Vaters und Großvaters und die alten Instrumente, die sie und er selbst gesammelt hatten, in seinem Musikhaus verwahrt – sie bildeten die Urzelle der Musikhistorischen Sammlung Jehle, die er 1948 erstmals der Öffentlichkeit vorstellte. 1964 machte er sie für jedermann zugänglich, und zwar im obersten Stock des Ebinger Rathauses. 1970 verkaufte Jehle seine Sammlung an die Stadt Ebingen; als dauerhaften Ausstellungsort zogen die Stadtväter die spätere Städtische Galerie in Betracht.

Es kam anders. Walther Groz, Ebingens Alt-Oberbürgermeister und Ehrenbürger, schenkte seine kostbare Grafik- und Gemäldesammlung der soeben erst entstandenen Stadt Albstadt, freilich unter der Voraussetzung, dass diese geeignete Ausstellungsräume zur Verfügung stellte. Groz hatte an eben jenes Haus an der Ecke von Museumsstraße und Kirchengraben gedacht, das eigentlich die Sammlung Jehle aufnehmen sollte. Der Umbau war bereits angelaufen; jetzt bedurfte es einer geeigneten Alternative. Gefunden wurde sie in Lautlingen – es war ein glücklicher Zufall, dass die Stadt erst kurz zuvor das dortige Schloss von der Familie von Stauffenberg erworben hatte. Baubürgermeister Norbert Czernoch bejahte die Frage, ob die Räume dort für museale Zwecke geeignet seien; allerdings war klar: Ohne Umbau ging es nicht, und der wollte finanziert sein.

Aber wie? Jetzt spielte ein weiterer glücklicher Umstand der Stadt in die Karten. Oberbürgermeister Hans Pfarr war – eine Folge seiner früheren Tätigkeit als Justiziar der staatlichen Hochbauverwaltung Baden-Württemberg – ehrenamtlicher Vorsitzender des Meisterprüfungsausschusses der Stuckateure in den Handwerkskammerbezirken Stuttgart, Reutlingen und Ulm. Er hatte in dieser Funktion schon viele historische Räume für praktische Meisterprüfungen ausgewählt, unter anderem im Schloss Hohenheim, wovon die öffentliche Hand ebenso profitierte wie die Jungmeister, die der Nachwelt auf diese Weise bleibende Werte überlassen konnten. Was Hohenheim recht war, das, so Pfarrs Kalkül, konnte Lautlingen billig sein – buchstäblich, und die handwerkliche Qualität war bei Meisterprüfungen garantiert.

Das leuchtete auch dem Gemeinderat ein. Die Planung war Sache von Norbert Czernoch, der im Erdgeschoss einen Konzertsaal schuf sowie Räume für das Ortsamt und für eine Stauffenberg-Gedenkstätte reservierte. Martin Jehles Musikhistorische Sammlung kam samt Geigenbauerwerkstatt in den oberen Geschossen unter, nachdem 17 angehende Stuckateurmeister, darunter Anton Döberlin, Vizeweltmeister im Stuckateurhandwerk, segensreich an Wänden und Decken gewirkt hatten. Am Ende waren alle zufrieden: Jungmeister, Bauherr und nicht zuletzt die Familie Jehle, deren Schätze – die norwegische "Langleik", die Drehleier von 1650, der Hammerflügel aus der Werkstatt des Klavierbaupioniers Johann Andreas Stein, das südafrikanische Marimbafon mit Kalebassen als Resonanzkörpern und dazu viele weltliche und geistliche Liederbücher, hymnologische Fachliteratur, Monografien von Instrumentenbauern, Briefe und Autografen – nun eine würdige Bleibe gefunden hatten.

Eröffnet wurde das neue Musikalienmuseum fast auf den Tag genau vor 40 Jahren, am 6. November 1977. Die erste Führung übernahm damals noch Martin Friedrich Jehle persönlich – fünf Jahre später absolvierte seine Tochter Ursula Eppler, bis heute Kuratorin mit Leib und Seele, ihre erste Führung. Ihr Vater lag da bereits im Krankenhaus – er starb am 16. November 1982.

Die Musikhistorische Sammlung Jehle feiert den 40. Jahrestag ihres Einzugs ins Lautlinger Stauffenberg-Schloss genau 39 Jahre und 364 Tage danach, am heutigen 5. November, im Konzertsaal des Lautlinger Schlosses. Beginn ist um 17 Uhr; die Begrüßungsrede hält Anton Reger, Erster Bürgermeister von Albstadt, den Festvortrag Volker Jehle, der Sohn des Stifters. Der Festakt, der zugleich Vernissage der Sonderausstellung "Geschichte der Musikhistorischen Sammlung Jehle" ist, wird musikalisch umrahmt von Laura Schmid (Blockflöte) und Dieter Weitz (Cembalo), im Anschluss führt Ursula Eppler die Gäste und alle interessierten Besucher durch die Sonderausstellung im zweiten Obergeschoss.

Das Jubiläumskonzert gibt am Mittwoch, 8. November, im Konzertsaal das Barockensemble Balingen, bestehend aus Elfriede Dold (Flöten), Friedrich Dold (Cembalo) und Hubert Weinundbrot (Fagott). Beginn ist um 20 Uhr, der Eintritt ist frei. Am Samstag, 11. November, präsentiert Ursula Eppler historische Tasteninstrumente, auf denen Clemens Müller kleine Konzerte spielt. Beginn ist um 14.30 Uhr, der Eintritt erneut frei.