Eva Unterweger brillierte in Vivaldis "Vier Jahreszeiten" als Solistin. Foto: Groh Foto: Schwarzwälder-Bote

Orchesterfreunde Albstadt begeistern mit ihrer Interpretation von Antonio Vivaldis "Vier Jahreszeiten"

Albstadt-Ebingen (wgh). Ein Höhepunkt unter den musikalischen Veranstaltungen dieses Winters war die Aufführung von Antonio Vivaldis "Die vier Jahreszeiten" durch die Orchesterfreunde Albstadt.

Mit Genugtuung hatte Wolfgang Blickle vom Lions Club Balingen, der das Benefizkonzert ausrichtete, gleich zu Beginn registriert, dass alle Plätze in der Ebinger Festhalle besetzt waren. "Die vier Jahreszeiten", Vivaldis wohl be- rühmtestes Werk, besteht aus vier selbständigen Konzerten für Solovioline, Streicher und Basso continuo, die mit musikalischen Mitteln den jeweiligen Charakter von Frühling, Sommer, Herbst und Winter wiedergeben – dasselbe taten mit Worten vier Sonette, die Pfarrerin Sibylle Biermann- Rau vortrug.

Spielfreude verbindet sich mit Präzision

Eine überragende, reife Leistung als Solistin bot an diesem Abend die junge Violinistin Eva Unterweger, deren Spiel virtuos und zugleich ausdrucksvoll war. Mit Cellistin Ellen Winkel-Lim und Wolfgang Ehni am Cembalo war die Generalbassgruppe bestens besetzt. Gut aufgelegt präsentierten sich die Streicher der Orchesterfreunde Albstadt, die unter dem umsichtigen und präzisen Dirigat von Brigitte Wendeberg Spielfreude und Differenzierungsvermögen an den Tag legten – machtvoll erklangen die Tuttipassagen, exakt war das Wechselspiel mit der Solovioline, einfühlsam die Begleitung des Solospiels.

Schon das erste Konzert, der "Frühling", ließ im ersten Satz durch seinen beschwingten Orchesterklang aufhorchen. Die Solistin und die Violinen imitierten mit Läufen und Trillern Vogelstimmen, vor dem Hintergrund kraftvoller Tremoli zitierten schnelle Läufe ein Gewitter. Im zweiten Satz evozierten zarte Melodien das Bild eines unter Bäumen ruhenden Schäfers, eine lieblicher Reigen war der dritte.

Danach der Sommer. Der erste Satz zeichnete die Trägheit eines heißen Tages nach, dann signalisierten lebhaftere Passagen das Aufkommen des Windes. Im Mittelsatz störten Mückenschwärme in Gestalt von Orchestereinwürfen einen schläfrigen Hirten auf; im abschließenden Presto brach der Sturm los, und Hagel, Blitz und Donner brausten übers Land. Der "Herbst", das dritte Konzert, begann mit dem Erntedank und einem freudevollen Tanz. Im Mittelsatz skizzierten zarte Sordinoklänge eine Schlaf- und Traumszene, das abschließende Allegro schilderte eine Jagdpartie – die Rolle des flüchtenden Wildes übernahm die Solovioline.

Zum Schluss der Winter: Ein pochender Rhythmus rief im ersten Satz das Bild einer in Kälte erstarrten Welt vors geistige Auge, das folgende Largo gab mit den schmeichelnden Figuren der Solovioline und Pizzicato- Klängen des Orchesters eine idyllische Kaminszene wieder. Schließlich der Finalsatz: eine musikalische Studie über Lust und Leid des Eislaufens. Danach brandete frenetischer Beifall auf, Eva Unterweger gab mit der Sarabande aus der zweiten Partita für Solovioline von Johann Sebastian Bach eine weitere Kostprobe ihres außergewöhnlichen Könnens, und als zweite Zugabe erklang noch einmal der zweite Satz des Winter-Konzerts. Der Erlös des Abends kommt der Jugendarbeit der Orchesterfreunde Albstadt und der musikalischen Förderung von Grundschülern an der Musik- und Kunstschule Albstadt zugute.