Klaus Konzelmann, Werner Fischer und Ulrich Bock (von links) freuen sich über den charmanten Besuch aus Japan: Haruka Abe (links) und Kana Takayama schauten auch im Rathaus vorbei. Foto: Kistner

Sportlicher Austausch: Kana Takayama und Haruka Abe aus der japanischen Hauptstadt sind derzeit zu Gast in Albstadt

Haruka Abe und Kana Takayama, zwei Sportstudentinnen aus Tokio, verbringen derzeit drei Wochen in Albstadt. Nicht nur, um Land und Leute kennenzulernen, sondern auch und vor allem, um zu sehen, wie Sport in Deutschland organisiert und praktiziert wird.

Die "Nippon Sport Science University", kurz "Nittaidai" genannt, ist eine der Kaderschmieden des japanischen Sports – zu den Absolventen zählen unter anderem der achtfache Geräteturnweltmeister Kohei Uchimura, der Judoka Toshihiko Koga und Nahomi Kawasumi, die 2011 bei der WM in Deutschland mit der japanischen Fußballnationalmannschaft den Titel holte. An dieser renommierten Sporthochschule studieren Haruka Abe und Kana Takayama, und man sollte annehmen, dass sie sich für den Studentenaustausch das Sportinstitut einer einschlägig bekannten deutschen Universität aussuchen würden. Aber nein, Haruka und Kana haben Albstadt und die Tailfinger Landessportschule gewählt – und es noch keinen Augenblick bereut.

Ganz von ungefähr kommt ihre Wahl natürlich nicht – die "Japanese Connection" des Ebinger TSV-Urgesteins Werner Fischer war in der Vergangenheit schon für die eine oder andere spektakuläre Koproduktion gut; man denke nur an die Turn-Gala mit Fabian Hambüchen und japanischen Spitzenturnern. Auch der Austausch zwischen Albstadt und Japan ist kein absolutes Novum mehr, sondern geht bereits in die zweite Runde: Im vergangenen Jahr waren zwei Albstädter Sportlerinnen, nämlich Sophia Kistermann und Anna Kurz, in Tokio und brachten von dort neben mehreren Kimonos einschlägige Erfahrungen mit japanischer Lebensart und japanischer Sportpädagogik mit zurück.

Jetzt wird ihr Gastspiel erwidert. Das Programm, das Landessportschulchef Uli Bock und Vera Mebold von der Stadtverwaltung, die Gastgeber der beiden Studentinnen, vorbereitet haben, ist recht kompakt: Eine Woche lang haben sie den Sportbetrieb in der Landessportschule kennengelernt, eine weitere Woche am Gymnasium Ebingen hospitiert und einen Eindruck vom deutschen Schulsport gewonnen. Indes weiß von deutscher Körperertüchtigung nichts, wer die Vereine nicht kennt, und so haben Haruka und Kana auch in die Programme von des TSV und der DjK in Ebingen sowie des TV Truchtelfingen hineingeschnuppert. Streng genommen "fachfremd", denn Harukas Spezialdisziplin ist Schwimmen, und Kana spielt Lacrosse, eine Art Hockey indianischen Ursprungs, das in Kanada zweiter Nationalsport neben Eishockey, in Deutschland aber noch ziemlich unbekannt ist.

Aber auch japanische Sportstudenten sind keine Fachidioten, und natürlich finden sich die beiden aus Tokio auch auf dem Volleyballfeld zurecht. Und dann ist da noch "König Fußball": Haruka Abe hat ihren Deutschland-Aufenthalt zu einem Abstecher in den Dortmunder Signal-Iduna-Park genutzt und miterlebt, wie der BVB Bayer Leverkusen mit 6:2 deklassierte. Trainer Tuchel tat ihr auch den Gefallen, 20 Minuten vor Spielende Shinji Kagawa einzuwechseln – für sportbegeisterte Japaner ist der, Edel-Joker oder nicht, ein Idol.

Aber Sport ist nicht alles: Es gibt das touristische Begleitprogramm mit Besuchen in Stuttgart, Tübingen, am Bodensee und auf der Burg Hohenzollern, und ab und an gehen die beiden Japanerinnen, die sich übrigens vor ihrem Albstadt-Austausch nicht kannten – Nittaidai ist groß! – auch mal mit den Wahl-Japanerinnen Sophia und Anna in die Disco. Für die Verständigung ist die englische Sprache da; allerdings kennen die beiden Tokioterinnen auch schon einige lebenswichtige deutsche Vokabeln – "Würstchen" zum Beispiel.

Apropos Wurst – wie halten sie es mit dem Essen? Sie probieren unerschrocken; die Beweise präsentieren sie auf dem Smartphone-Display: Kässpätzle, Maultaschen, Kartoffelsalat – alles probiert und goutiert. Und dann gibt es noch eine deutsche Spezialität, der sie sehr viel abgewinnen können: Bier – und zwar lieber mit als ohne Alkohol!

Für die nächste Austauschrunde in Japan werden noch junge Bewerberinnen oder Bewerber aus Albstadt gesucht. Zwei, maximal drei sollten es sein, volljährig, sportaffin und der englischen Sprache mächtig. Eine Empfehlung durch Schule, Verein oder eine andere Institution wäre mehr als hilfreich. Kost und Logis sind kostenlos; nur den Flug und Privateinkäufe müssen die Japanreisenden selbst finanzieren. Bewerbungen sind in schriftlicher Form ans Amt für Familie, Bildung, Sport und Soziales der Stadt Albstadt, Marktstraße 35, 72458 Albstadt, zu richten.