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Weichspüler ist heutzutage – der Landtagswahlkampf in Baden-Württemberg bringt es wieder

Weichspüler ist heutzutage – der Landtagswahlkampf in Baden-Württemberg bringt es wieder ans Licht – der am häufigsten verwendete Schmierstoff für zwischenmenschliche Beziehungen. Bloß nicht anecken! Beliebtheit bringt Punkte und "Gefällt mir"-Daumen bei Facebook! Wie wohltuend nehmen sich da drei Männer aus, die – mal aus traurigem, mal aus freudigem Anlass – in dieser Woche in den Blickpunkt rückten im Zollernalbkreis, die keinen Weichspüler kennen und vielleicht gerade deshalb so beliebt sind.

Der Geistliche Rat, langjährige Dekan und Pfarrer Karl Duttlinger hat das mit Abstand größte Trauergeleit seit Jahren bekommen, wurde als gütiger, verständnisvoller Seelsorger und Hirte gefeiert. Das war eine seiner vielen angenehmen Seiten. Die andere: Duttlinger war ein Mensch, der oft sehr deutlich wurde, seinen Glauben mit Rückgrat vertrat und sich nicht scheute, auf der Kanzel auch mal zu wettern, wenn es nötig war. Einer, der sich um kein Jota verbiegen ließ: durchsetzungsstark, zupackend, ein Mann des Wortes und der Tat, der – hatte er ein Ziel erst anvisiert – alles daransetzte, es zu verwirklichen.

Das hat ihn zur natürlichen Autorität gemacht in seiner Kirche, seiner Stadt, der ganzen Region. Sein Wort galt etwas – auch, weil darauf immer Verlass war. Und gerade, weil er so stark war, konnte er so vielen seine mitfühlende Hand reichen. Gäbe es doch ausschließlich solche väterlichen Geistlichen wie er einer war!

Nun ist Duttlinger bei seinem Vater, doch es gibt sie noch, die Führungspersönlichkeiten von seinem Schlag. Siegfried Fischer ist so einer. Seit vielen Jahren macht er als Konrektor der Ebinger Hohenbergschule einen fantastischen Job, ist Freund und Mentor der Schüler, zeigt ihnen wenn nötig aber auch, wo’s langgeht. Dazu sind Lehrer schließlich da, und Fischer hat es immer geschafft, die Balance zu halten zwischen Fördern und Fordern.

Als Rektor Georgios Mpouras die Schule verließ und viele ihn schon im Rektorenamt sahen, hat Fischer – uneitel, wie es seine Art ist – das Steuer übernommen, ohne sich mit der Kapitänsmütze schmücken zu wollen, und das Schiff im Sturm der aktuellen Bildungspolitik bestens auf Kurs gehalten.

Fischer dachte weiter, wusste er doch, dass unter seinen Kollegen ein junger Mann heranreift, der für das höchste Amt an der Schule mit über 80 Prozent Migrantenanteil geradezu prädestiniert ist. Seit wenigen Tagen ist Ertekin Avcilar, dessen Wurzeln in der Türkei liegen und der dort studiert hat, der die besonderen Herausforderung nicht deutschstämmiger Schüler kennt und ihre kulturellen Eigenheiten versteht, nun Rektor – und hat Fischer noch ein Jahr zur Seite. Albstadt darf sich freuen auf das, was an der Werkrealschule mit Wohlfühlatmosphäre und kreativem Geist noch alles entstehen wird auf dem guten Fundament, das Georgios Mpouras mit Fischer gemeinsam gelegt hat. Denn auch der einstige Werkrealschüler Ertekin Avcilar, der es mit gesunder Zielstrebigkeit zum Rektor gebracht hat, ist gut darin, Schüler zu motivieren, Vorbild zu sein, ihnen Grenzen zu zeigen, wenn nötig, und Freiräume zu eröffnen, wo möglich. Bewiesen hat er das in acht Jahren an der Schule bereits. Jetzt darf er ganz durchstarten und seine Führungsqualitäten zeigen. Hätten wir doch alle solche Lehrer gehabt wie ihn!