Gemeinschaft mit Mehrwert: Die Waldheim-Kinder feiern Abschied von den Freizeiten im 60. Jahr Waldheim Tailfingen. Fotos: Eyrich Foto: Schwarzwälder-Bote

Waldheim Tailfingen: Abschiedsgottesdienst der zweiten Freizeit im 60. Jahr regt zum Nachdenken an

"Kinder sind etwas Besonderes – zu allen Zeiten und an allen Orten." Damit spricht Carolin Hopf, Co-Leiterin der zweiten Waldheim-Freizeit, ein wahres Wort gelassen aus. Vor allem mit Blick auf die Tailfinger Waldheim-Kinder, die am Freitag Abschied feierten.

Albstadt-Tailfingen. So ein Sturm auf hoher See ist keine angenehme Sache. Doch Paulus, der heilige Mann, der gerade erst den Kerker überstanden hat und nun nach Rom gebracht werden soll, verzagt nicht: "Ich hatte auch Angst, aber ich wusste, dass ich sicher war, weil Gott mich beschützte", sagt er, und der, der ihn darstellt, tut das mit mächtig viel Überzeugungskraft.

Überhaupt ist Mathias Bitzer ein Multitalent, wie er – zum ersten Mal – als Leiter der zweiten Waldheim-Freizeit beweisen durfte, tatkräftig unterstützt von seiner Co-Leiterin Carolin Hopf. Im Abschieds-Gottesdienst in der Pauluskirche – passt zum Thema der Jubiläumsfreizeiten – greift der junge Tailfinger zur Gitarre in der Waldheim-Band und begleitet, laut schmetternd, den Chor der Mitarbeiter, die den 204 Kindern zum Schluss noch ein Ständchen bringen.

Ein dickes Lob von Jugendreferentin Birgit Bech und ein Raketen-Applaus der Kinder sind Bitzer sicher, doch auch viele andere bekommen ordentlich etwas ab davon: Annika Strohmaier und Verena Lohr, die Materialwarte, Hanna Schön, die dafür gesorgt hat, dass die Kinder jeden Tag ein blitzblankes Waldheim vorgefunden haben, und natürlich das Küchen-Team. Der Applaus für sie toppt noch jenen für die Mitarbeiter und "Jumis", und deshalb gehen sie nicht nur mit Blümchen nach Hause, sondern vermutlich auch mit einem bleibenden Schaden am Trommelfell.

Paulus freilich ist es schlimmer ergangen, wie Birgit Bech zu berichten weiß: Blind sei er geworden, und Christus habe ihn wieder sehend gemacht. Was als "Damaskuserlebnis" bekannt ist, habe das ganze Leben des einstigen Verfolgers der Christen verändert, macht Birgit Bech deutlich und geht auf die Situationen ein, die jeder erleben könne: vor den Scherben seines Lebens zu stehen und ganz neu anfangen zu müssen. "Wem ist schon mal etwas runtergefallen, so dass alles voller Scherben war?", fragt sie die Kinder. So gut wie fast alle heben die Hand. Doch die Diakonin ermutigt die Kinder, sich geführt und geleitet zu wissen: "Wer sich auf Gott verlässt..." – das nächste Lied passt perfekt.

Gruppe eins, die Ältesten, werden im nächsten Jahr höchstens als "Jumis" dabei sein, und sie verabschieden sich mit Fürbitten, die manche der Erwachsenen – viele Eltern und Großeltern sind zum Gottesdienst gekommen – sprachlos gemacht haben dürften: vor Respekt. Die Jugendlichen beten um ein Ende des Krieges in Syrien, für die Opfer des Erdbebens in Italien, die von der Hungersnot betroffenen Kinder in Nigeria und die beiden Kinder, die beim Unfall am Vorabend in Lautlingen so schwer verletzt worden sind. Damit zeigen sie nicht nur ihr großes Herz, sondern auch, dass sie bestens informiert sind über die Welt, in der sie leben.

Und sie beten für die "Lösung von Konflikten rassistischen Ursprungs", dafür, "dass Homosexualität von der Gesellschaft akzeptiert wird" und "dass die reichen Menschen lernen, ihren Wohlstand zu teilen". Typen wie Donald Trump könnten viel von Waldheim-Kindern lernen.

Während das Opfer des Gottesdienstes gestern an die Initiative "wünschdirwas e.V." ging, die schwer kranken Kindern Herzenswünsche erfüllt, spendeten die Waldheim-Kinder in diesem Jahr ihre Kronkorken: Aus dem Verkaufserlös des Metalls werden Krankenversicherungen für Kinder in Ghana finanziert. Für 15 000 Kronkorken kann ein Kind krankenversichert werden. Infos zur Initiative erhalten Interessierte unter www.kronkorken-helfen.com.