Stolz präsentieren die Schüler der WG 12 und ihre Seminarkursleiter Uwe Rütschle und Wolfgang Rödler ihr Werk. Fotos: Müller Foto: Schwarzwälder-Bote

Schüler der Walter-Groz-Schule stellen Seminararbeit im Maschenmuseum vor / Katalog Textilindustriegeschichte

Von Beatrix Müller

Albstadt-Tailfingen. Bei der Präsentation ihrer Seminararbeit im Maschenmuseum zum Thema "Boom und Niedergang der Textilindustrie im Talgang" haben acht engagierte Schüler der Walther-Groz-Schule den ersten Katalog über die gesamte Epoche der Textilindustriegeschichte herausgebracht.

Beide gewinnen: die Schüler der Walther-Groz-Schule und das Maschenmuseum Tailfingen: Im Rahmen einer Vernissage inklusive Führung und einem Film mit Interviews und Originalfilmausschnitten aus dieser Epoche haben die acht Schüler des Seminarkurses WG 12 am Freitag ihren Katalog über "Boom und Niedergang der Textilindustrie im Talgang" präsentiert – den ersten, der die gesamte Epoche in Albstadt zeigt.

Unter der Anleitung ihrer Seminarkursleiter Uwe Rütschle und Wolfgang Rödler haben sie sich ein Jahr lang – es ist seit vielen Jahren erstmals wieder eine regionale Thematik – eingearbeitet, umfassend in Archiven recherchiert, Interviews geführt, Dokumentationen gesichtet, Betriebe besichtigt und Sponsoren gesucht – all das in gut funktionierender Teamarbeit. Jeden Freitag planten sie im Nachmittagsunterricht die weiteren Schritte. "Auch wenn die Ergebnisse nicht ganz perfekt sind – dafür sind sie jedoch authentisch", lautet das Lob an die Kursteilnehmer, die mit ihrer Arbeit alle Erwartungen übertroffen hätten.

Zum Erfolg trug das Ausstellungsambiente seinen Teil bei. "Spontan zugesagt", hat Susanne Goebel, Leiterin der Albstädter Museen, sieht sie es doch als gelungenen Vesuch an, den "Stoff" – im doppelten Wortsinn – aufzubereiten. Ebenso wie der Arbeitskreis Maschenmuseum war sie gespannt, wie junge Menschen an die Sache herangehen. Goebel würde sich freuen, wenn die Ausstellungsmacher öffentliche Führungen anböten. Erich Bizer, Sprecher des Arbeitskreises, lobte das Interesse und das Engagement der Schüler – es sei "große Klasse", was sie geschaffen hätten.

Sehr anschaulich präsentierte jeder Schüler anhand von Utensilien wie einem Flachsbüschel, einer kleinen Nähmaschine oder einer Miederbüste seine Schautafeln. Ein besonderes i-Tüpfelchen sind die Infoboxen, die Interessantes vermitteln. Betrachter erfahren zum Beispiel, dass die Mitarbeiter der Firma Comazo selbst ihre Produkte tragen und dafür Model stehen. Oder dass Opas Unterhemden von Gota sogar Hollywood-Star Brad Pitt trägt.

Warum stricken die Alten hochwertiger?

Bei der Frage des Lehrers, "warum alte Maschinen hochwertiger stricken", springt Bizer ein und erklärt, dass bei den alten Rundwirkstühlen nur ein respektive zwei Fäden einlaufen und somit der Stoff seine Formstabilität behält, während bei den heutigen Maschinen bis zu 120 Fäden einliefen – das führe dazu, dass sich der Stoff verziehe.

Durch diesen Kurs hat Ebru Köysüren bei der freien Recherche sehr viel gelernt und fühlt sich gut auf das Studium vorbereitet, ist jedoch auch überrascht, "wie wenig junge Menschen über die Region hier wissen". Luca Rückauf will künftig mehr auf die Qualität achten. Rebecca De Rossi ist beeindruckt von den alten Maschinen, und auch für Lena Völkle waren die Besuche sehr interessant und die Kreativität bei der Vorbereitung der Ausstellung überwältigend. Rebecca Göttel hat erfahren, dass man dafür arbeiten muss, will man im Leben etwas erreichen. Jasmin Beilharz betont, "dass es uns so richtig gut geht und dass wir alles dafür tun müssen, dass es so bleibt". Hannes Stingel freut sich, viel über die Region gelernt zu haben, und Sven Wizemann verwundert, wie Deutschland die einstige industrielle Führungsnation England überholen konnte. Er würde seine neu erworbene Heimatkunde gerne mit Touristen teilen.

Pfiffig umrahmt hat die Vernissage die Band "No Change".

u Die nächste Führung findet am Mittwoch, 15. Juli, ab 14.30 Uhr statt. Die Ausstellung ist immer zu den Öffnungszeiten des Maschenmuseums zu sehen, wo der Katalog für drei Euro zum Verkauf steht.