Egal ob große Probleme oder kleine Sorgen: Jürgen Gneveckow hört den Albstädtern auf dem Wochenmarkt geduldig zu. Foto: Eyrich

Jürgen Gneveckow im Wahlkampf: Er will sein Amt für glückliche Albstädter ausüben.

Albstadt - Wählern und solchen, die es werden sollen, gibt er ein Küsschen. Schoki mit Haselnussstückchen, eingewickelt in Orange, passend zum Prospekt: "Kurs halten! Albstadt gestalten" steht darauf, und es zeigt einen strahlenden Oberbürgermeister Jürgen Gneveckow, der am Sonntag, 8. März, seine dritte Wahl gewinnen will.

Eine der vielen, bei denen Gneveckow an diesem Wochenmarkt-Samstag um Stimmen wirbt, bleibt gar nicht stehen. Sie nickt ihm nur aufmunternd zu, streckt den Daumen hoch. Gneveckow weiß, dass es viele solcher Wähler gibt, die im Großen und Ganzen nichts zu meckern finden über die zurückliegenden 16 Jahre und sich ein "Kurs halten" wünschen. Seine Herausforderung ist es, sie zur Wahlurne zu bringen, und dafür steht er in der Kälte, hinter sich seine Familie.

Gneveckows Söhne helfen mit. Und die CDU, seine politische Familie. Wenngleich Gneveckow keinen Parteien-Wahlkampf führt: Im vierseitigen Wahlprospekt taucht die CDU nicht auf, dafür aber Begriffe, wie Gneveckow sie gerne benutzt: Volldampf. Volltreffer. Vordermann. Und sein Lieblingsadjektiv: kräftig.

Die Themen? Gesundheit, digitale Zukunft, finanzielle Ressourcen finden sich darin. Und beim "Blick in die Zukunft" das ganze Paket dessen, was alle irgendwie betrifft: Wirtschaft und Arbeit, Soziales und Sport, Kultur und Image, Wachstum und Bildung. Wenn ihm da jemand kommt mit dem Problem, dass die städtische Kehrmaschine nicht vor seiner Haustür kehrt, stört Gneveckow das überhaupt nicht. Geduldig nimmt er sich Zeit für jeden, der mit ihm reden will, erklärt, warum das nun so und nicht anders ist, verspricht, sich zu kümmern, oder weist den Weg zu jenem im "Konzern Stadt", der zuständig ist.

Der Volkswirt hat sich mit Zahlen gewappnet

Einige wollen übers Wasser reden. Die Erhöhung des Grundpreises ist, wie sich herausgestellt hat, zur Unzeit gekommen für den Oberbürgermeister, der auch dem Aufsichtsrat der Albstadtwerke vorsitzt. Deshalb hat Gneveckow sich gewappnet, weist immer wieder darauf hin, dass die Albstadtwerke dafür beim Strompreis günstig seien: auf Platz vier von 24 Städten, die ein Wirtschaftsmagazin unter die Lupe genommen hat. Außerdem kann der promovierte Volkswirt auf diesem Feld eine Stärke ausspielen: Gneveckow fragt nach der persönlichen Wasserkunden-Situation, nach jährlichem Verbrauch, rechnet blitzschnell, welche Folgen die neue Tarifstruktur in diesem Fall hat und findet ebenso schnell ein Trostpflästerchen. Immerhin böten die Albstadtwerke 160 Arbeitsplätze in Albstadt und müssten zudem die Hallenbäder finanzieren.

Gneveckow will versöhnen, will nicht nur zufriedene, sondern auch glückliche Albstädter. Das wird in seinem Prospekt und das wird in seinem Wahlkampf deutlich. Einer der Passanten hat das bemerkt: "Manchmal ein bisschen mehr Temperament täte Ihnen gut", sagt er. Das jedoch muss warten, bis die Wahl vorbei ist.

An diesem Wochenmarkt-Samstag scheint die Sonne, wo es tags zuvor, über dem Tailfinger Markt, noch dicke Flocken geschneit hatte und Gneveckow sich ein bisschen schwer getan hat, die Lust am Gespräch mit jenen auszuleben, die vorbei geeilt waren auf dem Weg ins Warme. Kalt ist es auch auf dem Ebinger Wochenmarkt, und doch bleibt Gneveckow länger als geplant, diskutiert über nicht mehr erneuerte Straßenlampen am Rand des Sanierungsgebiets ebenso geduldig wie über Parkplatznot, die jüngste Ladenschließungswelle in der Unteren Vorstadt und über Persönliches mit den vielen, die er auch privat gut kennt.

Wenn sich dann einer verabschiedet mit den Worten: "Meine Stimme haben Sie schon – ich hab’ schon Briefwahl gemacht", dann strahlt Gneveckow so glücklich wie auf seinem Prospekt, das er dann gar nicht mehr ausgeben muss. "Aber einen Kugelschreiber dürfen Sie mir trotzdem schenken", sagt eine Passantin. Und dazu gibt’s noch ein Ferrero-Küsschen.

Weitere Informationen: http://kurs-halten-albstadt-gestalten.de