Rechts der Schuppen, hinten die Fußballtore – ein Vogelparadies sieht etwas anders aus . Jürgen Maier möchte hinter dem Parkplatz am Burgfelder Ortseingang eine Vesperhütte bauen. Fotos: Kistner Foto: Schwarzwälder-Bote

Regierungspräsidium hält das Albstädter Hüttenkonzept derzeit nicht für genehmigungsfähig

Von Martin Kistner

Albstadt. Die Bewilligung des Albstädter Traufganghüttenkonzepts durch das Regierungspräsidium (RP) tritt offenbar auf der Stelle. Im Rathaus argwöhnt man, den Tübingern fehle das rechte Verständnis für die Sache – und in Tübingen besteht man auf Beachtung der Verfahrenswege.

Die Stadt hat das Konzept im Dezember nach Tübingen geschickt, samt einer Liste mit acht Standorten – wie Baubürgermeister Udo Hollauer gestern dem Schwarzwälder Boten mitteilte, existieren an fünf davon bereits Lokalitäten, für die restlichen drei ist eine Neubebauung vorgesehen. Der Eingabe waren laut Hollauer mehrmalige Besprechungen vorausgegangen; er hatte daher unterstellt, dass das Regierungspräsidium wisse, worum es gehe, und alle Informationen besitze, die es benötige.

Um so überraschter war er, als nach einer Arbeitsbesprechung auf Sachbearbeiterebene im Januar seine Emmissäre mitteilten, die Tübinger hielten das Konzept derzeit nicht für genehmigungsfähig und vermissten Unterlagen. Hollauer ist verstimmt – er hatte gedacht, alles Wesentliche sei geklärt, und kann sich jetzt des Eindrucks nicht erwehren, dass die Tübinger Raumordner nicht ganz begriffen hätten, was die Albstädter vorhätten: "Da wurde gefragt, warum Vesperhütten überhaupt neu errichtet werden und einzeln stehen müssten. Innerorts gebe es doch Gaststätten."

In Tübingen wiederum scheint man die Albstädter für diejenigen zu halten, denen das rechte Verständnis der Sache abgehe. Von deren Plänen seien Vogel-, Natur- und Landschaftsschutz, FFH-Gebiete und Biotope tangiert, ihnen stünden Ausweisungen und Zielvorgaben im Regionalplan entgegen, die erst im Zuge eines "Zielabweichungsverfahrens" geändert werden müssten, bevor ans Genehmigen zu denken sei. Auch das Landratsamt müsse ins Boot, ließ das RP gestern auf Anfrage unserer Zeitung verlauten – Änderungen in Sachen Landschaftschutz seien seine Sache. All diese Verfahren wollten koordiniert sein, und das sei Sache des RP. "Wir wollen Dinge möglich machen."

"Nichts als Vorschriften – und wir baden sie aus"

In Albstadt mag man das nicht so recht glauben – man hat eher den Eindruck, hier gehe es ums Unmöglichmachen. "Ständig neue Vorschriften und Verordnungen", schimpfte CDU-Stadtrat Friedrich Pommerencke am Donnerstag im Gemeinderat. "Und wir müssen sie ausbaden."

Für einen der drei vorgesehenen Neubaustandorte gibt es bereits einen Investor und eine Planung: Jürgen Maier aus Burgfelden möchte eine Hütte am Ausgangspunkt des Traufgangs "Felsenmeersteig" bauen und rätselt, welche seltenen Vogelarten durch die Überbauung eines Bolzplatzes bedroht sein könnten. Seit fünf Jahren sei er an dem Projekt, habe sogar mit dem Regierungspräsidenten über die Sache gesprochen – und sei von der Genehmigung so weit entfernt wie eh und je.

In der kommenden Woche ist auch Udo Hollauer zur Audienz bei Hermann Strampfer geladen – ob ihn das weiter bringt, bleibt abzuwarten. Im übrigen dürften nicht nur Hütten zur Sprache kommen – die ganze Infrastruktur rund um die Traufgänge, ob Parkplätze oder Toiletten, ist derzeit unterentwickelt und unterdimensioniert. Am Parkplatz Heersberg würde Hollauer gerne zusätzlichen Parkraum schaffen: mit wasserdurchlässiger Decke wohlgemerkt, geschottert oder vielleicht – nach Schweizer Vorbild – holzbeplankt. Aber ihm schwant mittlerweile, dass es auch dafür komplizierter Verfahren bedarf. Und einer Behörde, die "Dinge möglich macht".