Seit 50 Jahren verheiratet sind Giuseppe Capillo und Lucia Di Cesare. Foto: Seeger Foto: Schwarzwälder-Bote

Giuseppe Capillo und Lucia Di Cesare feiern heute in St. Elisabeth in Tailfingen ihre goldene Hochzeit

Von Anna-Lena Seeger

Albstadt-Tailfingen. Die Brautmutter war seinerzeit nicht begeistert, aber Giuseppe Capillo und Lucia Di Cesare setzten sich gegen die ältere Generation durch und heirateten dennoch. Damit taten sie ganz offensichtlich das Richtige, denn auch 50 Jahre später sind sie ein liebendes Paar. Heute feiern sie in Tailfingen goldene Hochzeit.

Giuseppe Capillo und Lucia Di Cesare stammen aus dem Süden Italiens, und zwar aus zwei apulischen Dörfern, die rund 30 Kilometer voneinander entfernt lagen. Die jungen Männer pflegten seinerzeit Ausflüge in die umliegenden Orte zu unternehmen, um einmal aus dem eigenen Flecken herauszukommen und etwas zu erleben; bei einer dieser Stippvisiten lernte der 18-Jährige die ein Jahr jüngere Lucia kennen und verliebte sich prompt. Er gefiel ihre offenbar auch, doch misslicherweise war ihre Mutter gegen eine Verbindung – viel zu jung seien die Beiden, fand sie. Worauf Giuseppe und Lucia Überzeugungsarbeit eigener Art leisteten: Sie brannten zusammen durch – am 17. Juli 1964 war es, sie werden das Datum nie vergessen – und hatten damit eine vollendete Tatsache geschaffen. Im Mezzogiorno der 60er Jahre blieb nach so einem Husarenstreich nur eine Option: Heiraten. Das taten die Beiden, und zwar am 19. September 1964, in Lucias Heimatort Serracapriola.

Dort bezogen die Zwei auch ihre erste gemeinsame Wohnung. Es waren harte Zeiten; das erste Kind überlebte die Geburt nicht, und 1965 musste Giuseppe zur Armee, so dass Lucia ganz auf sich gestellt war. 1966 endete der Wehrdienst; in den folgenden Jahren kamen vier Kinder zur Welt. In Süditalien herrschte chronischer Arbeitsmangel; um seine große Familie ernähren zu können, musste Giuseppe in die Fremde ziehen. Zwei Jahre lang arbeitete er in einem metallverarbeitenden Betrieb auf der Schwäbischen Alb; dann trieb ihn das Heimweh zurück nach Serracapriola.

1975 unternahm er dann einen neuerlichen Versuch mit Albstadt und holte bald darauf die hochschwangere Lucia und die Kinder nach Deutschland. Diesmal war ihr Aufenthalt von längerer Dauer: Beide Eheleute fanden Arbeit bei Elektra in Tailfingen, 1982 kam das sechste und letzte Kind zur Welt, doch nur ein Jahr später wurde Giuseppe Capillo krank und schließlich berufsunfähig. Als Frührentner kehrte er nach Serracapriola zurück; bald darauf folgte ihm der Rest der Familie mit Ausnahme der zweitältesten Tochter nach.

Wer freilich meint, dass sei nun das Ende des Pendelverkehrs zwischen Alb und Apulien gewesen, der irrt – jetzt begann er erst richtig. Die jüngeren Kinder gingen, sobald sie groß waren, zurück nach Albstadt, und Giuseppe und Lucia zogen daraus die Konsequenz und wurden endgültig Bürger zweier Welten: Einen guten Teil des Jahres verbringen sie in Albstadt bei der Familie und dann wieder Wochen oder gar Monate in Serracapriola – im Herzen sind sie immer Italiener geblieben.

Feiern werden sie ihre goldene Hochzeit jedoch in Tailfingen, genauer: im Saal von St. Elisabeth. Und natürlich feiert die gesamte große Familie – die beiden Jubilare haben mittlerweile elf Enkel und zwei Urenkel – mit ihnen.