Angetan vom Projekt "mikroVKK": Minister Untersteller (Mitte) mit Marcus und Dr. Harald Schäffler (rechts). Fotos: Mauritz Foto: Schwarzwälder-Bote

Umweltminister Franz Untersteller besucht Mayer & Cie /90 000 Euro Förderung für das Projekt "mikroVKK"

Von Martin Kistner

Albstadt-Tailfingen. Mayer & Cie. beschreitet neue Wege – der Rundstrickmaschinenhersteller entwickelt zusammen mit mehreren Partnern Lösungen für ein virtuelles Kraftwerk, das sich aus vielen kleinen Energiequellen speist. Dafür gibt es Fördergelder – und Ministerbesuch aus Stuttgart.

91 000 Euro lässt Franz Unterstellers Landesumweltministerium sich die Förderung des Projekts "mikroVKK" kosten, das die Tailfinger Firma GridSystronic Energy, die Freiburger Firma "schäffler sinnogy" und die Hochschule Offenburg gemeinsam in Angriff genommen haben. An GridSystronic sind wiederum zwei Unternehmen beteiligt, nämlich die Startup-Firma GridSystronic und Mayer & Cie.

Der Strickmaschinenhersteller ist zu dieser Beteiligung ein bisschen wie die Jungfrau zum Kinde gekommen – GridSystronics-Geschäftsführer Stefan Jägers, "Untermieter" von Mayer & Cie in der Tailfinger Emil-Mayer-Straße, hatte beim "Vermieter" angefragt, ob er sich vorstellen könnte, in eine gute Idee zu investieren. Die Idee hatte mit Stricken nichts zu tun – aber sie war tatsächlich gut, und so beschlossen Benjamin, Sebastian und Marcus Mayer, sich branchenfremd zu engagieren und zu sehen, was dabei herauskommt.

Was ist bisher herausgekommen? Das Problem, das "mikroVKK" lösen soll, skizzierte Minister Untersteller gestern bei der Übergabe der Förderbescheide in Tailfingen höchstpersönlich: In der "alten Energiewelt" sei Strom von Großkraftwerken erzeugt worden, die je nach Bedarf Grund-, Mittel- und Spitzenlasten bewältigt hätten. In der neuen, regenerativen Energiewelt produziere dagegen eine fast unüberschaubare Menge von Kleinsterzeugern mit Photovoltaikmodulen, Windrädern, Blockheizkraftwerken und Mikro-KWKs Energie, und unter diesen Voraussetzungen sei Versorgungssicherheit natürlich eine besondere Herausforderung – wobei Untersteller betonte, dass in Frankreich, wo man primär auf Kernkraft setze, die Netzausfallzeiten dennoch fünfmal höher seien als in Deutschland, wo mittlerweile 30 Prozent der Energie aus erneuerbaren Quellen kämen.

Europäisches Patent ist bereits angemeldet

An der Herausforderung, die Produktion der vielen Klein- und Kleinstkraftwerke so zu bündeln, zu koordinieren und bedarfsgerecht dem Verbraucher zuzuführen, dass nicht zur Unzeit Überkapazitäten und bei anderer Gelegenheiten Engpässe entstehen, ändert das freilich nichts. Dafür müssen die vielen kleinen Energiequellen zu einem "virtuellen Kraftwerk" zusammengefasst werden.

Leichter gesagt als getan – die Hindernisse sind beträchtlich. Sebastian Mayer nannte sie beim Namen: Es gilt, unterschiedliche Software, Schnittstellen, Protokolle, Hersteller unter einen Hut zu bringen. Die Eingriffsmöglichkeiten sind begrenzt, denn man kann den Einzelerzeuger nicht einfach nach gusto "entmündigen", wenn die Erfordernisse des Betriebs es nahezulegen scheinen. Die Verfügbarkeit muss ebenso gewährleistet sein wie die Daten-sicherheit. Klingt nach gordischem Knoten – aber Sebastian Mayer versichert, dass man eine "tolle", "selbststeuernde und selbstheilende" Lösung für diese Probleme gefunden – und damit allen Konkurrenten zuvorgekommen sei. "Wir haben gründlich gesucht, aber eine ähnliche Lösung nirgendwo anders gefunden." Das europäische Patent ist bereits angemeldet; als nächstes muss geklärt werden, ob das neue Konzept auch geschäftstauglich ist.

"Tolle Lösungen" für grundlegende Probleme interessieren den grünen Umweltminister sehr. Von den 91 000 Euro Fördersumme erhält GridSystronic Energy 44 000, Schäffler 19 000 und die für die Evaluation zuständige Hochschule Offenburg knapp 28 000 Euro. Untersteller wies aber daraufhin, dass der Gesamttopf 10 Millionen Euro enthalte und man sich erneut bewerben könne, wenn man gute Ideen habe. Kein Problem, erhielt er zur Antwort. "Ideen gibt es hier genug."