Der Schein trügt – Maja Das Gupta war in Albstadt vor allem mit dem Auto unterwegs. Foto: Kistner Foto: Schwarzwälder-Bote

Literaturtage: Albschreiberin Maja Das Gupta verlässt die Stadt mit vielen Eindrücken

Zwei Wochen ist es her, dass Albschreiberin Maja Das Gupta in Albstadt eintraf; heute reist sie wieder ab. Sie hat in 13 Tagen mehr Autokilometer am Steuer zurückgelegt als in zehn Monaten zuvor, sie hat viel gesehen – und den Eindruck, dass es noch viel mehr zu sehen gäbe.

Von Martin Kistner

Zwei Wochen sind am Ende nicht viel Zeit, um eine Stadt kennenzulernen – das gilt für Albstadt genauso wie für Maja Das Guptas Wahlheimat Berlin. Gewiss, wohlmeinende Albstädter hatten sie im einen oder anderen Fall darauf hingewiesen, dass sie sich um dieses oder jenes Thema nicht mehr kümmern müsse, weil ihre fünf Amtsvorgänger darüber schon geschrieben hätten und die Wiese abgegrast sei. Aber zum Einen kann man Themen nicht einfach aussortieren und zur Fußnote – "vgl. Swobodnik, 2008" – degradieren, denn die Erlebnisse, die Eindrücke und die Beschreibungen sind ja nie identisch, und jeder Albschreiber hat seine eigene Sicht der Dinge. Zum Anderen ist man auf diesem Posten in ein stabiles terminliches Korsett eingespannt, das Maja Das Gupta nur gelegentlich Ellenbogenfreiheit für eingehende Recherchen ließ – eine Stunde im Lautlinger Schloss, das ist zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel.

Unter diesen Umständen erscheint es nur zu verständlich, dass Maja Das Gupta manchmal nicht mehr wusste, wohin sie zuerst schauen sollte. Viele Eindrücke, wenig Zeit – es wird noch eine Weile dauern, bis sich alles gesetzt hat, bis sich die nötige Distanz einstellt und sich die scheinbar willkürlich verteilten impressionistischen Farbkleckse sich zu etwas arrangieren, was man ein Bild nennen könnte.

Was wird in Erinnerung bleiben? Der Besuch bei den Rotariern zum Beispiel, der Ausflug nach Sigmaringen – den Das Gupta im Gegensatz zu manchen Albstädter Kontaktleuten keineswegs als überflüssig empfand –, der Kollege Felix Huby, die allgegenwärtigen Kreisverkehre, die "upgecycelten" Modekreationen von Isabelle Kudzinski, die aus Hemden Hosen und aus Krawatten Hüte zaubert, und nicht zuletzt das Gesamtkunstwerk Burgfelden: Hier der Böllatfelsen, dort St. Michael mit seinen 1000 Jahre alten Fresken. Dass die Farben der Höllenfahrt mehr Leuchtkraft besitzen als die des Paradiesgartens, findet die Albschreiberin überaus stimmig – bei Dante ist das ja auch nicht anders.

Es gibt nichts, was man nicht verbessern könnte

Gut haben der Albschreiberin die Literaturtage gefallen – dass ein Schriftsteller für gehobene Ansprüche wie Hanns-Josef Ortheil in einer 44 000-Einwohner-Stadt Säle füllt, hält sie nicht für selbstverständlich. Allerdings gibt es nichts, was man nicht noch besser machen könnte. Maja Das Gupta hat großen Gefallen am Schulwettbewerb gefunden, sie hat sich am bundesweiten Vorlesetag an der Ignaz-Demeter-Schule in Lautlingen als Lesepatin betätigt, und sie hat an der Lammerberg-Realschule einen Hörspiel-Workshop angeboten, an dem keineswegs nur Mädchen Interesse zeigten: Maja Das Gupta weiß, wie man Tonspuren mischt und Geräusche aus dem Internet herunterlädt – so etwa beeindruckt auch die männliche Jugend. "Mehr davon, das fände ich gut – wie wäre es mit einer ganzen Hörspielnacht?"

Apropos Hörspiel: Noch kein Vorgänger von Maja Das Gupta hat seine Albstädter Erfahrungen in einen Text für Bühne oder Äther umgemünzt – wird sie ein Albstadt-Hörspiel verfassen? Nein, sie mag sich nicht festlegen – aber sie sagt auch nicht Nein. Hat sie am Ende schon einen Einfall? "Abwarten – ich könnte mir irgendetwas mit Autofahren vorstellen."