Der Stolz des Maschenmuseums: Rundstrickmaschinen aus der großen Zeit der Textilindustrie im Talgang. Archiv-Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder-Bote

Maschenmuseum: Präsentation soll zeitgemäßer werden / Neuer "Freundeskreis"

Wohl kaum ein Museum ist für Albstadt so charakteristisch wie das Maschenmuseum in Tailfingen. Vor 20 Jahren wurde es eröffnet; seither hat sich die Welt des Museums-Design gewandelt. Ein "Update" steht an.

Albstadt-Tailfingen. Man erinnere sich: Früher standen in einem Museum viele Vitrinen, und in den Vitrinen lagen Exponate und neben dem Exponate als Visitenkarte des guten Stück ein beschrifteter Zettel – vorausgesetzt, es war nicht zu groß für eine Vitrine, was natürlich auf etliche der Maschinen im Maschenmuseum zutraf. Dann gab es noch großflächige Panele und Stellwände mit zusätzlichen Informationen, und es gab Wegweiser, die der Orientierung dienten.

Vorbei. In einer digitalisierten Welt dominieren die Bildschirm und die Touchscreens, und mit der sachkundigen Hinter-Glas-Präsentation und Kommentierung von Schaustücken ist es nicht mehr getan – die "Performance" will inszeniert sein, um Besucher anzulocken und ihnen einen brauchbares "Infotainment" zu bieten. In dieser Hinsicht hat das Maschenmuseum nach zwei Jahrzehnten einen gewissen Nachholbedarf.

Das ist das eine. Es gibt aber noch weitere Gründe für Kurskorrekturen. In den 90er Jahren war das Maschenmuseum neu und lebte davon, dass der Arbeitskreis Maschenmuseum, eine Runde eminent sachkundiger und ebenso engagierter Ruheständler in mühevoller Kleinarbeit Textilmaschinen aus der großen Zeit der Maschenindustrie wieder auf Vordermann brachten und dem Museumsbestand einverleibten. Der wuchs unaufhaltsam und war irgendwann so groß, dass man nur durch räumliche Verdichtung Platz für die frisch sanierten Kostbarkeiten schaffen konnte. Die ging letztlich zu Lasten der Präsentation und der Didaktik.

Ein Zielkonflikt war die Folge: Auf der einen Seite stand das begreifliche Interesse der Arbeitskreismitglieder, ihre liebevoll instandgesetzten Maschinen zu präsentieren und nicht im Depot zu verstecken, auf der anderen Seite das der Museumsleitung, neben der technischen Seite des Themas Textilindustrie auch die sozialgeschichtliche zu akzentuieren: Ein guter, wenn nicht der größere Teil der Gäste, die an den Museumsführungen teilnähmen, berichtet Museumsleiterin Susanne Goebel, seien Frauen, und die interessierten sich neben Rundstrickmaschinen und der Strickerei auch für die Näherinnen, die – oft in Heimarbeit – ihren Beitrag zu Aufschwung und Blüte der Textilindustrie auf der Alb geleistet hätten. Der, so Goebel, solle nicht ins Hintertreffen geraten.

Die Eckpunkte der Neugestaltung, die in den kommenden zwei Jahren über die Bühne gehen wird, sind daher eine aufgelockerte Präsentation, auch mit erneuerter Bebilderung, der verstärkte Einsatz digitaler Medien und eine Erweiterung des Blicks auf die Gegenwart – die Stichworte lauten Technologiewerkstatt und technische Textilien. Regie wird, wie schon vor 20 Jahren, der Konstanzer Museums-Designer Herwig Schneider führen.

Stadt investiert 160 000 Euro

Auch bauliche Veränderungen sind vorgesehen: Der Anbau zur Hechinger Straße hin soll einem Neubau weichen, in dem das Magazin untergebracht wird. Die Gesamtkosten veranschlagt Oberbürgermeister Klaus Konzelmann mit 160 000 Euro; in die Gemeindehaushalte 2017 und 2018 sollen jeweils 80 000 Euro eingestellt werden.

Geld ist freilich nicht alles - mehr denn je sind ehrenamtliche Unterstützer gefragt: Am Montag, 24. Oktober, wird ein neuer "Freundeskreis des Maschenmuseums" aus der Taufe gehoben, für den Susanne Goebel Schulen, Unternehmen, Privatleute und nicht zuletzt jene Mitglieder des alten Arbeitskreises zu gewinnen hofft, die sich auch nach dessen mittlerweile vollzogener Auflösung weiter engagieren wollen.

Zu tun gäbe es viel: Besucherservice, Aufsicht, Führungen, Kuchenbacken, Bestands- und Kontaktpflege und natürlich wie gehabt Restaurierung, Reparatur, Instandsetzung. Die Gründungsversammlung des Freundeskreises, der ausdrücklich kein Verein ist und keine Beiträge erhebt, findet im Foyer des Maschenmuseums statt und beginnt um 19 Uhr.