Foto: Schwarzwälder-Bote

Ein Paukenschlag, mit dem niemand gerechnet hatte, hat in dieser Woche

Ein Paukenschlag, mit dem niemand gerechnet hatte, hat in dieser Woche das Rennen um die Wahl zum Oberbürgermeister am 8. März erst richtig eröffnet: Mit Klaus Konzelmann kommt ein Kandidat hinzu und doch wieder nicht, denn auf dem Wahlzettel taucht der "inoffizielle Truchtelfinger Ortsvorsteher", wie er oft genannt wird, nicht auf – es sei denn, jemand schreibt ihn aktiv drauf.

Und schon scheiden sich die Geister: Während sich die einen freuen, nun eine ernst zu nehmende Alternative zu Amtsinhaber Jürgen Gneveckow zu haben, kritisieren die anderen, dass Konzelmann innerhalb der Bewerbungsfrist hätte antreten sollen, werfen ihm gar Feigheit vor. Stattdessen haben Freunde des Kriminalhauptkommissars, der nach eigener Aussage zunächst nicht kandidieren wollte, ihn per Zeitungsanzeige ins Spiel gebracht und dazu aufgefordert, seinen Namen am 8. März auf dem Wahlzettel zu vermerken – auf dem leeren, dritten Feld, neben denen des Amtsinhabers und seines offiziellen Herausforderers Reiner Stegmüller.

Letzterer hat bei der Kandidatenvorstellung am Montagabend deutlich gesagt, dass er gar nicht Oberbürgermeister werden wolle, sondern nur auf möglichst viele Stimmen hoffe, um einen zweiten Wahlgang zu ermöglichen.

Der Schuss ist vor den versammelten Bürgern freilich nach hinten los gegangen, was Martin Schrenk von der Jungen Union durch seine spitze Frage clever entlarvt hat. Denn bei zwei Kandidaten müsste schon ein gewaltiges Wunder passieren, dass keiner von ihnen mehr als die Hälfte der Stimmen auf sich vereint – die Voraussetzung für einen Sieg im ersten Wahlgang. Selbst bei einem ähnlich hohen Stimmergebnis für den Rathaus-Chef und den Nähmaschinen-Händler – in der Praxis höchst unwahrscheinlich – hätte es einer erklecklichen Summe an Stimmen für andere wählbare Personen bedurft, um einen zweiten Wahlgang am 22. März zu provozieren.

Nun, da Klaus Konzelmann um solche Stimmen wirbt, ist die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Wahlrunde zumindest gestiegen. Welches Ergebnis der Urnengang zeitigen wird, wird nun zu einer weitaus spannenderen Frage. Zumal das Vorgehen der Unterstützer Konzelmanns in einem Punkt unmissverständlich ist: Sie drücken damit – ungleich deutlicher als im Fall einer regulären Bewerbung innerhalb der gesetzlichen Frist – aus, dass sie keinen der offiziellen Kandidaten für wählbar halten.

Jürgen Gneveckow dürfte das härter treffen als eine Bewerbung Konzelmanns auf üblichem Weg. Allerdings bietet es ihm auch eine Chance, die er andernfalls nicht gehabt hätte: Souveränität zu zeigen. Für die Tatsache, dass er Reiner Stegmüller als Gegner nicht wirklich ernst nimmt, sprechen dessen kommunalpolitischer Hintergrund – der ist schlicht nicht vorhanden – und der bisherige Wahlkampf, der – bis zum Erscheinen der Anzeige pro Konzelmann am Mittwoch – das Prädikat "nicht vorhanden" ebenfalls verdient. Doch nun hat Konzelmann Fahrt in die Sache gebracht, wartet mit eigener Internetseite und einem Facebook-Auftritt auf.

Für ihn gibt es allerdings einen Fallstrick von der Art, wie er einem Gegenkandidaten John F. Kennedys bei der Wahl zum US-Kongress 1946 zum Verhängnis wurde: Der höchst populäre Joseph Russo hatte einen Namens-Zwilling, den Kennedys Vater durch finanzielle Zuwendungen überzeugt hatte, anzutreten. So verteilten sich die Stimmen der Russo-Unterstützer und Kennedy gewann die Wahl. Klaus Konzelmann Nummer zwei ist ebenfalls in Albstadt gemeldet – in Tailfingen.