Wahlen mit inoffiziellen Kandidaten nicht nur in Albstadt / Beispiele: Hagnau und Schwaigen

Von Sarah Geiser

Albstadt. In Moment dreht sich für die Albstädter alles um die Oberbürgermeisterwahl am Sonntag, 8. März, bei der zwei offizielle und ein inoffizieller Kandidat im Rennen sind. Hat es so etwas schon einmal gegeben?

Viele Bürger fragen sich, ob ein Kandidat, der nicht offiziell auf dem Wahlzettel steht, überhaupt eine Aussicht hat, die Wahl für sich zu entscheiden. Möglich ist es, wie ein Beispiel aus dem Jahr 2003 in Hagnau im Bodenseekreis zeigt. Dort hatte Kandidat Simon Blümcke im ersten Wahlgang 45,48 Prozent der Stimmen geholt und damit die für den Sieg erforderliche absolute Mehrheit nur um gut vier Prozent verfehlt. Im zweiten Wahlgang hätte die einfache Mehrheit genügt, und Blümcke erhielt sogar 49,17 Prozent der Stimmen. Damit wäre er Bürgermeister gewesen – wäre die Wahl nicht annulliert worden. Denn sein Gegenkandidat Karl Schöllhorn, der bei den beiden ersten Wahlgängen keine einzige Stimme bekommen hatte, legte Einspruch ein: Er stieß sich an der Berufsbezeichnung Blümckes, der Rechtswissenschaften nur im Nebenfach studiert hatte, sich aber selbst "Jurist" nannte. Recht bekam Schöllhorn vom Kommunalamt des Landratsamtes.

Die Schlammschlacht, die daraufhin im Ort tobte, wollte Simon Blümcke sich ersparen und stieg aus, zumal er einen Lehrauftrag an der Verwaltungsschule Haigerloch hatte. Doch auch beim dritten Wahlgang bekam er – inzwischen nicht mehr Kandidat – 40,38 Prozent der Stimmen und damit mehr als alle offiziellen Kandidaten. Im vierten Wahlgang trat Blümcke deshalb wieder an – und siegte: mit 45,39 Prozent der Stimmen.

Aktueller und in punkto Ausgangspunkt noch besser vergleichbar ist die Bürgermeisterwahl in Schwaigen im oberbayerischen Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Erst im vergangenem Jahr fand die kuriose Wahl statt, aus der ein nicht aufgestellter Kandidat als Bürgermeister hervorgegangen ist. Gerechnet hatte niemand damit, zumal der damalige amtierende Bürgermeister Karl Schwarzberger allein zur Wahl angetreten war.

Doch nur 46,41 Prozent der Wähler machten ihr Kreuzchen hinter Schwarzbergers Namen. 22 Stimmen fehlten ihm, um die Wahl für sich zu entscheiden. 55 Stimmen bekam Hubert Mangold, der zu diesem Zeitpunkt nicht auf dem Wahlzettel stand oder für das Amt Interesse gezeigt hatte. Der Wahlausgang war deshalb eine große Überraschung für ihn – gerechnet hatte er damit nicht.

Ob er den Posten überhaupt übernehmen wollte, musste sich Mangold gut überlegen, da er eigentlich vorgehabt hatte, nach zwölf Jahren aus dem Gemeinderat auszutreten und kein weiteres politisches Amt mehr zu übernehmen. Doch aus Liebe zu seinem Dorf und angesichts der Situation, dass viel in der Gemeinde zu tun sei und bis zu Neuwahlen zu viel Zeit vergehen würde, nahm er die Wahl an.

Es folgte eine Stichwahl, die Hubert Mangold mit 64,47 Prozent eindeutig für sich entschied und die ihn zum neuen Bürgermeister von Schwaigen machte.

Wie die Wahl in Albstadt ausgehen wird, steht erst nach Auszählung der Wahlzettel – am Sonntag ab 18 Uhr – fest.