Ein kontrastreiches, vom ständigen Wechsel lebendes Programm präsentierte der Maulbronner Kammerchor in der Ebinger Martinskirche. Foto: Miller Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Maulbronner Kammerchor singt in der Martinskirche romantische und zeitgenössische Werke

Deutsche Chorklassiker und moderne Werke vor allem der baltischen Chorliteratur standen auf dem Programm des Konzerts, das der Maulbronner Kammerchor in der Martinskirche gegeben hat.

Albstadt-Ebingen. Veränderung und Umbruch waren Leitmotive dieses Programm, und wohl nicht von ungefähr – seit kurzem hat der Maulbronner Kammerchor einen neuen künstlerischen Leiter. Der Wechsel scheint geglückt zu sein: Benjamin Hartmann, der neue und noch junge Dirigent, weiß die Qualitäten seines Ensembles, seine Homogenität, Ausdruckskraft und Wärme, zur Geltung zu bringen. Er wusste genau, wann die Soprane Leuchtkraft zu entfalten hatten – etwa im eröffnenden Kyrie oder dem "Heilig" aus der Deutschen Liturgie von Felix Mendelssohn Bartholdy – und wann das Bassfundament samtig klingen sollte. Vor allem aber verstand er sich darauf, eine dynamische Einheit zu erzeugen. Vokale Energie und Sinnlichkeit waren selbst in schrillen Tonfetzen von Ingvar Lidholms avantgardistischem "Motto" spürbar, und die gekonnte Akzentuierung melodischer Schönheit hüllte Arvo Pärts "Which was the Son of" in ein weiches Licht.

Ebenso wie der Este Pärt gehört auch Peteris Vasks zu den meistaufgeführten Komponisten der Gegenwart. Seinen Tonschöpfungen wohnt eine rückhaltlose emotionale Kraft inne; sein zart aufblühendes und ätherisch strömendes "Madrigals" traf den Hörer in der Martinskirche mitten ins Herz. Das Stück des Letten war der klangmagische Mittelpunkt eines Programms, das immer wieder Türen zu neuen musikalischen Sprachen öffnete.

Pure Poesie sind auch die Bilder, die Veljo Tormis’ "Sügismaastikud" – das estnische Wort lässt sich mit "Herbstlandschaften" übersetzen – lautmalerisch beschreibt. Von der opulenten Sattheit des Spätsommers bis zur monotonen Kälte der Herbstnacht zeichnete der Maulbronner Kammerchor die sich wandelnden Gesichter dieser Umbruchsjahreszeit mit expressiver Dringlichkeit nach.

Weit unspektakulärer wirkt da Johannes Brahms’ stilles, sanftes "Im Herbst", das die Sänger wie aus einer Kehle zu singen schienen. Danach erhoben sie in Max Regers kontemplativem "Der Mensch lebt und bestehet nur eine kleine Zeit" ihre Stimmen zu musikalischer Andacht – und ließen die Stimmung dann abermals umschlagen: Euphorische Klangfarbenpracht des zeitgenössischen Komponisten Javier Busto setzte den Schlusspunkt. Wie gesagt: Dieses Konzert war dem Prinzip des Wechsels verpflichtet.

Nur eines blieb bis zur Zugabe konstant: In punkto Textverständnis, Stilgefühl und Klangbalance bewegten sich der Maulbronner Kammerchor und Dirigent Hartmann auf gleichbleibend hohem Niveau.