Deftig geht es im Stück des Theatervereins Heilig Kreuz auf dem Bauernhof der Familie Bächle zu. Foto: Raab Foto: Schwarzwälder-Bote

Theater: "Verruckte Zeit – Verruckte Leit" stellt Althergebrachtes und Erneuerungswahn gegenüber

Albstadt-Ebingen. Gelungene Premiere für den Theaterverein Heilig Kreuz mit seinem Lustspiel "Verruckte Zeit – Verruckte Leit" von Felix Buchmair im Gemeindesaal Heilig Kreuz: Die Laienspieler um Regisseur Markus Beisel haben ihr Bestes getan, um die Zwerchfellmuskeln der Besucher zu strapazieren.

Deftige, aber nie unter die Gürtellinie gehende schwäbische Ausdrücke bildeten das Salz in der Suppe, zuweilen aber auch gespickt mit Ironie und einem Hinterfragen, ob denn moderne Entwicklungen immer das Herkömmliche, das Bewährte ersetzen können. Die Zuschauer wurden ins Wohnzimmer einer heute nicht mehr existierenden Bauernfamilie entführt. Dort spielten sich turbulente Szenen ab. Die Geschichte ist schnell erzählt: Es geht lustig zu auf dem Lindenhof, während die resolute Bäuerin Hanne Bächle (Anita Nessler) einige Zeit auf Kur und Benimmkurs ist. Die Magd Evi (Nicolina Timpf) tischt auf, was Keller und Küche zu bieten haben. Knecht Flori (Markus Beisel) macht sich ein schlaues Leben und drückt sich vor der Arbeit. Der Bauer Sepp (Justin Stannage) hat als zweiter Bürgermeister mit Ambitionen auf den Chefsessel im Rathaus wenig Zeit und fährt ab und zu mit einem Donnerwetter dazwischen.

Dunkle Wolken ziehen auf, als die Bäuerin zurückkehrt, sich schon als "First Lady" der Gemeinde sieht und sich sehr für die Ideen des gescheiterten Hofnachbarn Nepomuk Feichtl (Thomas Vogt) interessiert. Der ist inzwischen Agrarmanager und wirft mit Fremdwörtern nur so um sich. Eine alte Schulfreundin des Bauern (Uschi Kowalski) weilt als Näherin auf dem Hof und sorgt mit spitzer Zunge immer wieder für Turbulenzen und erheitert das Publikum.

Nach des Nachbarn Vorschlägen soll Fremdenverkehr das Zaubermittel für mehr Einnahmen sein. Doch ist der erste Feriengast, Erna Strunz (Petra Kabel), aus dem hohen Norden entsetzt von der Atmosphäre, welche Nachbar und Bäuerin in ihrem Neuzeitwahn verbreiten. Das Gesinde und der Feriengast boykottieren das Unterfangen der Bäuerin, bilden eine verschworene Gemeinschaft und stellen mit List und Tücke die bodenständige Gemütlichkeit wieder her. Dabei müssen Nachbar und Bäuerin ordentlich Federn lassen.

Auch nach 52 Jahren präsentiert sich der Theaterverein als jung und dynamisch und bereichert mit seinem Lustspiel das kulturelle Leben in und um Albstadt. Denn neben den Aufführungsterminen am 21. und 27. Oktober im Gemeindesaal Heilig Kreuz folgt eine kleine Tournee nach Straßberg, Lautlingen, Meßstetten und Truchtelfingen. Obendrein ist auch einem guten Zweck gedient, denn der Reinerlös kommt kirchlich-sozialen Einrichtungen zugute.