Das Hundehaus im Tierheim Tailfingen muss erneuert werden und soll dabei komplett auf regenerative Energien umgestellt werden. Dahinter bieten die eingezäunten Grünflächen viel Auslauf für die Vierbeiner. Fotos: Eyrich Foto: Schwarzwälder-Bote

Tierschutzverein: Neues Hundehaus samt Heizung wird das größte Projekt / Helfer freuen sich über Zuwachs

Im Tierheim Tailfingen tut sich etwas: Frischer Wind weht, und auch baulich soll, ja muss einiges geschehen. Von seinen Qualitätsstandards will das Team um den Vorsitzenden Günter Wiebusch allerdings nicht lassen – und diesbezüglich mal einiges gerade rücken.

Albstadt-Tailfingen. Seit Januar gehört Günter Wiebusch zu den wohl meistbeschäftigten Rentnern im Zollernalbkreis: Der Tierarzt aus Burladingen hat seine Praxis geschlossen und widmet sich nun ganz seinem Ehrenamt als Vorsitzender des Tierschutzvereins Zollernalbkreis. Zur rechten Zeit, denn sowohl die Leiterin des Tierheims, das gänzlich ohne Zuschüsse auskommen muss, als auch ihre Stellvertreterin sehen Mutterfreuden entgegen. Eine langjährige Angestellte hat aus Altersgründen aufgehört, "und damit fallen binnen weniger Monaten die drei erfahrensten Kräfte weg", sagt Wiebusch. Zwar seien neue Mitarbeiter da und brächten frischen Wind, doch auch sie müssten sich erst einarbeiten.

Im landesweiten Vergleich vorzeigbar

Zumal es im einzigen Tierheim des Zollernalbkreises nicht mit ein paar Stunden ehrenamtlicher Arbeit getan ist: "Wir sind das zweite Haus überhaupt in Baden-Württemberg, das den Titel ›Qualitätstierheim des Deutschen Tierschutzbundes erhalten hat", betont Wiebusch, "und im landesweiten Vergleich eines, das man vorzeigen kann."

Zu verdanken sei das auch den dort geltenden Regeln, die manche – ohne Kenntnisse über die Hintergründe – kritisierten. Wiebusch nennt ein Beispiel: Wer mit dem Wunsch nach einem Hund komme, bekomme ihn nicht einfach so mit: "Wir wollen ein Tier nicht loswerden, sondern sicher sein, dass es in gute Hände kommt", betont der Tierarzt. Für ein paar gemeinsame Spaziergänge und ein paar Tage auf Probe vor dem endgültigen Umzug des künftigen Lieblings müsse sich ein potenzielles Herrchen oder Frauchen deshalb schon Zeit nehmen. Manche wunderten sich freilich über diese Praxis. Doch Wiebusch betont: "Wir brauchen Verständnis auf Basis dessen, was man weiß, und nicht auf Basis dessen, was man so hört."

Was das Tierheim jederzeit – und vor allem derzeit, angesichts des personellen Umbruchs – braucht, sind treue ehrenamtliche Helfer. Einzige Voraussetzung: "Sie müssen aus versicherungstechnischen Gründen Mitglied im Tierschutzverein und zudem bereit sein, die Anweisungen der Festangestellten zu respektieren", betont Wiebusch. Denn Tierliebe allein sei wichtig, aber nicht alles: "Ein paar Kenntnisse und Verständnis für den Betrieb, seine Regeln und Qualitätsstandards gehören auch dazu."

Die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften zum Schutz der Tierheim-Bewohner – "gerade wir als Tierschutzverein sollten hier doch mit gutem Beispiel voran gehen" – sind laut Günter Wiebusch auch der Grund für Größe und Zuschnitt der Boxen im 2013 eröffneten Katzenhaus, dessen äußerliche Dimension manchen Anlass gebe, zu glauben, der Tierschutzverein schwimme im Geld: Eine Zisterne etwa, notwendig auch als Feuerlöschteich, habe trotz Eigenleistung beim Bau 30 000 Euro gekostet, so Wiebusch. Die Spenden, die den Bau – inklusive Inneneinrichtung hat er 930 000 Euro gekostet – ermöglichten, seien zweckgebunden gewesen. Und allein die notwendigen Quarantäneboxen für kranke Katzen hätten 21 000 Euro gekostet.

Auch für sie gibt es einen Raum im Katzenhaus, unweit des Behandlungszimmers, das Wiebusch mit Instrumenten und homöopathischen Mitteln aus seiner früheren Praxis bestückt hat.

Frischer Wind auch in der Öffentlichkeitsarbeit

In die Öffentlichkeitsarbeit bringen Evelin Pohl und Sarah Schanz frischen Wind: Pohl koordiniert Pressearbeit und Sponsoring, Schanz gestaltet die Internet- und die Facebook-Seite des Tierheims neu. Sie stricken an Konzepten, um Menschen das Tierheim näher zu bringen, haben die Tierphysiotherapeutin Melanie Eisele gewonnen, die kostenlos Erste-Hilfe-Abende anbieten will, und wollen Infoabende organisieren.

Nächste "Baustelle" wird das Hundehaus sein, ist es doch ebenso in die Jahre gekommen wie seine Heizungsanlage. Die Genehmigung des Veterinäramts gilt noch für gerade einmal vier Jahre. Um langfristig Kosten zu sparen und mit gutem Beispiel voran zu gehen, will der Verein beim Neubau komplett auf regenerative Energien setzen, ist dabei jedoch dringend auf Spenden angewiesen. Der Tierfriedhof, den der Verein einrichten will, ist daher bisher noch "Zukunftsmusik", wie Wiebusch betont.

Ein weiteres Projekt, um älteren Tierhaltern zu helfen, wird sein, etwa bei Futterberatung oder bei Krankheit eventuell das benötigte Futter für die Fellnasen zu bringen. Auch dafür brauche das Team freiwillige Helfer mit Herz.

Noch in den Sternen steht die Zufahrtssituation: Mit seinem Nachbarn, dem Bikepark, kommt der Tierschutzverein zwar gut aus – der gemeinsam genutzte Parkplatz sei aber oft zu klein. An Tagen der offenen Tür, die auch wichtige Einnahmen bringen, habe das Tierheim daher Besuchereinbrüche zu verzeichnen, bedauert der Vorsitzende. Die oft notdürftig geflickte Melbernsteigstraße, die von der Neuweiler Straße zum Tierheim abzweigt, sei ebenfalls ein Problem.

Diesen Sonntag ist Tag der offenen Tür

Wer am Tag der offenen Tür am Sonntag, 18. Juni, zwischen 11 und 17 Uhr das Tierheim kennenlernen will, wird sich davon nicht abhalten lassen, hoffen Günter Wiebusch und Evelin Pohl, zumal sich der Besuch gut mit einer kleinen Wanderung oder Radtour verbinden lasse.

Eine gut bestückte Tombola, ein großer Flohmarkt sowie ein umfangreicher Bücherflohmarkt, Handarbeiten, Deftiges gegen den Hunger, Getränke sowie Kaffee und Kuchen warten auf die Gäste – und viele fröhliche Vierbeiner.