Wo sitzen die Mängel und Konflikte im Sanierungsgebiet Südliche Stadtmitte Tailfingen? Der Plan – Ergebnis der Vorbereitenden Untersuchung – zeigt es. Foto: Stadt

Hohes Lob der Stadträte für Baudezernat geht Beschluss über Bedingungen im Tailfinger Sanierungsgebiet voraus.

Albstadt-Tailfingen - Förmlich festgelegt hat der Gemeinderat am Donnerstag das Sanierungsgebiet Südliche Stadtmitte Tailfingen, das mit 1,5 Millionen Euro gefördert wird – bis Ende 2022. Wobei das nicht das Ende sein muss.

Dass sie eine Verlängerung des Förderprogramms für die Südliche Stadtmitte Tailfingen über 2022 hinaus für sinnvoll, ja sogar notwendig halten, haben die Sprecher der Fraktionen gestern Abend im Gemeinderat deutlich gemacht. Baubürgermeister Udo Hollauer berichtete von einem Antrag zur deutlichen Aufstockung der Fördersumme. Weitere solcher Anträge könnten folgen, und Klaus Konzelmann (Freie Wähler) hofft, "dass es nicht läuft wie einst in Laufen": Von dort habe man Fördermittel nach Onstmettingen umleiten müssen, weil sie nicht abgegriffen worden seien.

Ein Großteil der Eigentümer ist höheren Semesters

Ein Problem könnte die Tatsache werden, dass "ein hoher Anteil der Eigentümer, Mieter und Bewohner" der Häuser im untersuchten, 15,43 Hektar großen Gebiet "den Altersgruppen der 40- bis 64-Jährigen sowie den über 65-Jährigen zuzuordnen" sei. Wie aus der Sitzungsvorlage hervorgeht, wird sich Albstadt zudem anstrengen müssen, die Bevölkerungsprognose einzuhalten, wenngleich sie für 2030 ohnehin nur noch 39.889 Einwohner sieht.

Unter Eigentümern und Bewohnern im Untersuchungsgebiet, in dem 342 Gebäude stehen – 40 Prozent davon wohnlich, 20 Prozent gewerblich genutzt – hat die Stadt eine Umfrage gemacht, bei der 85 von 250 Fragebögen zurück kamen (siehe Stichwort) – mit 34 Prozent Rücklauf ist die Umfrage repräsentativ.

Die Ziele: Weniger Mängel und intensivere Nutzung

Als Sanierungsziele nennt die Stadt die Beseitigung von Substanz- und Funktionsmängeln, intensivere Nutzung und Aufwertung der Stadtmitte, den Ausbau von Gemeinbedarfs- und Dienstleistungseinrichtungen, die Stärkung der Gewerbestruktur, die Schaffung von Wohnraum und bauliche Verdichtung bisher ungenutzter Bereiche, die Aktivierung von Brach- und Entwicklungsflächen sowie die Modernisierung von Bausubstands, auch unter energetischen Gesichtspunkten, und die Verbesserung des Wohn- und Arbeitsumfeldes.

Eine Information für Experten: Die Stadt hat sich für das klassische – nicht das vereinfachte – Sanierungsverfahren entschieden, zumal Bodenwertsteigerungen zu erwarten seien, wie Baubürgermeister Udo Hollauer betonte. Er hob auch hervor, dass der Erfolg des Sanierungsgebiets wesentlich von der Mitwirkungsbereitschaft der Gebäudeigentümer abhänge. Daher seien die Fördersätze deutlich höher als etwa im Ebinger Sanierungsgebiet "Westliche Innenstadt": In Tailfingen liegen sie bei 25 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten, maximal 25 000 Euro. Bei denkmalgeschützten Gebäuden kommen weitere zehn Prozentpunkte hinzu. Zudem kann die Stadt den Eigentümern Steuerbescheinigungen ausstellen, damit sie höhere Abschreibungssätze für Modernisierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen geltend machen können. Voraussetzung in allen Fällen ist die nachhaltige Wertsteigerung eines Gebäudes. Reine Instandhaltung und Luxussanierungen werden nicht bezuschusst.

Auf einhelliges Lob der Stadträte stieß die Sitzungsvorlage in der Diskussion. Die Verwaltung habe "ihre Hausaufgaben mehr als gemacht", sagt Lambert Maute (CDU) und begrüßte, dass die Zuschüsse bei Abriss und Neubau von Gebäuden höher seien als für reine Abrisse.

Eine schöne Mitte – und bitte nicht verzetteln

Martin Frohme SPD fand, dass dem Bauernscheuerplatz eine zu wichtige Position eingeräumt werde. "Wir müssen schauen, dass Tailfingen eine schöne Mitte bekommt, und dürfen uns nicht verzetteln – so viele Menschen hat Tailfingen nicht, dass all die Plätze ausgiebig genutzt würden."

Philipp Kalenbach (FDP) wie vor ihm Lambert Maute begrüßte, dass eine Aufwertung des Uhlandsgartens geplant sei, und Friedrich Pommerencke hofft, "dass nun endlich die Negativredner und Leserbriefschreiber etwas ruhiger werden".

Frohmes Vorschlag, im Uhlandsgarten einen Pavillon für die Eisdiele zu bauen, die aus dem AC-Kaufpark ausziehen muss, erteilte Udo Hollauer eine Absage: "Wir sehen die Zukunft der Eisdiele eher in der Mitte, im Bereich Adler- oder Kronenstraße."

Seite 2: Fragebogenaktion

Die Ergebnisse der Fragebogenaktion:

- Beeinträchtigt fühlen sich die Anwohner durch Lärm und Verkehr (67,3 Prozent), Verschmutzung (55,1) sowie Geruch und Rauchgase (34). Als Gründe für die Störungen nennen 46,8 Prozent unattraktive Straßen- und Freiraumgestaltung, 38,7 Prozent fehlende Grünflächen, je 37,1 Prozent Straßenverkehr und "negatives Image", 29 Prozent fehlende öffentliche Stellplätze und 25,8 Prozent eine unattraktive Nachbarschaft. Kurios: Nur 31 Prozent halten eine Sanierung und Neugestaltung des Untersuchungsgebiets für erforderlich, 29,7 Prozent verneinen die Frage.

- Welche Maßnahmen planen die Eigentümer? 55,3 Prozent planen energetische Verbesserungen ihrer Gebäude, 44,7 Prozent eine Teilsanierung, 19,1 Prozent eine Gesamtmodernisierung und je 14,9 Prozent eine Übergabe ihres Grundstücks an Kinder oder einen Verkauf an Dritte. Der Anteil derer, die einen Gebäudeabbruch – samt respektive ohne Neubau – planen, liegt bei jeweils 4,3 Prozent.

- Den Anteil der Gebäude mit mittleren und schweren Mängeln beziffern die Teilnehmer mit 61,4 Prozent – dort seien aufwendige Instandsetzungen und Modernisierungen nötig. Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit oder Bausubstanz abgebrochen werden müssen 7,6 Prozent der Häuser. In gutem Zustand sind nur 5,6 Prozent.