Schneller, als es auf der Bundesstraße 27 bei Balingen erlaubt ist, fahren manche durch Albstadt. Damit soll Schluss sein. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder-Bote

Lärmaktionsplan: Stadt legt Entwurf mit deutlichen Zahlen vor und will handeln

Tempo 114 und mehr in Albstadts Innenstadtbereichen? Schluss mit lustig, befand der Gemeinderat Albstadt und hat dem Entwurf eines Lärmaktionsplans zugestimmt, der drastische Temporeduzierungen vorsieht.

Albstadt. Mehrere Male ging ein Raunen durch den Sitzungssaal, als Baubürgermeister Udo Hollauer dem Gemeinderat am Donnerstagabend den Entwurf des Lärmaktionsplanes – und die Gründe dafür – dargelegt hat, der auf der jüngsten EU-Umgebungslärmrichtlinie basiert. Dort, wo der Lärm tagsüber 70 Dezibel(A), nachts 60 dB(A) überschreitet, will die Stadt handeln, denn schon eine Überschreitung um 10 dB(A) entspricht laut Sitzungsvorlage einer Verdoppelung der subjektiv empfundenen Lautstärke. Dass der Straßenverkehrslärm in Deutschland mit großem Abstand Spitzenreiter unter den Nervensägen ist, geht daraus ebenfalls hervor.

Enlang der Bundesstraße 463, in weiten Bereichen der Durchfahrtsstraßen im Talgang sowie zwischen Tailfingen und Pfeffingen liegt die Belastung bei mehr als 70 dB(A),wobei Tailfingen, Ebingen, Truchtelfingen und Lautlingen am stärksten betroffen sind – auch nachts.

Tritt der Lärmaktionsplan in Kraft, stehen zweierlei Lärmschutzmaßnahmen zur Verfügung: aktive wie Schutzwände und -wälle, die Verbesserung der Fahrbahnbeläge, Tempolimits, Verkehrsbeschränkungen und die Gestaltung des Straßenraums, passive wie Lärmschutzfenster und -türen, die Dämmung von Wänden und Dächern sowie schallgedämpfte Wandlüfter.

Wie viele Häuser in den Stadtteilen in welchem Maß belastet sind, zeigte Hollauer anhand von Karten, auf denen Häuser mit 70 bis 75 dB(A) rot eingezeichnet sind: Margrethausen zwei tagsüber, eines nachts, in Tailfingen 267 tagsüber, 256 nachts, in Ebingen 167 tagsüber, 156 nachts, in Truchtelfingen je 102, in Lautlingen 44 tagsüber und 38 nachts und in Laufen fünf tagsüber, elf nachts. Der Laufener Stadtrat Christian Schlegel (FDP) hat die Raser an der Tunnelausfahrt Richtung Lautlingen als Hauptverursacher ausgemacht – laut Plan zurecht. Darunter liegen die Werte nur in Onstmettingen und Pfeffingen – das idyllische Burgfelden kommt im Plan nicht vor.

Die Verwaltung erwartet, dass die Belastung nach Ergreifen entsprechender Maßnahmen deutlich sinken wird. Doch wie sehen die aus? Geschwindigkeitsbegrenzungen von 22 bis 6 Uhr entlang der Lärmschwerpunkte – entsprechende Kontrollen inklusive, betonte Oberbürgermeister Klaus Konzelmann – sind geplant an der Ortsdurchfahrt Tailfingen, in der Konrad-Adenauer-Straße in Truchtelfingen, in Ebingen in der Schillerstraße, in der Langwatte und der Truchtelfinger Straße sowie in der Berliner Straße bis zum Einbau eines lärmmindernden Fahrbahnbelags und in Lautlingen auf der Ortsdurchfahrt. Auch dort sowie in Laufen ist ein lärmarmer Fahrbahnbelag vorgesehen, sobald eine Belagserneuerung ansteht.

Ein Schallschutzfensterprogramm ist für die Ortsdurchfahrt Truchtelfingen sowie für Gebäude über 67 dB(A) tagsüber und 57 dB(A) nachts in Lautlingen, Laufen, Onstmettingen, Margrethausen und Pfeffingen geplant.

Nachdem das Gremium bei drei Enthaltungen dem Entwurf zugestimmt hatte, wird dieser einen Monat lang im technischen Rathaus ausgelegt. Nach der Beteiligung der Träger öffentlicher Belange hat der Gemeinderat nochmals das Entscheidungsrecht.