Stadtbildprägend: Die beiden neuen Häuser setzen einen städtebaulichen Akzent am Markt. Foto: Fotostudio Kuki Weegen

Wohnbaugenossenschaft: Risikobereitschaft hat sich gelohnt. Alle 18 Einheiten bereits verkauft.

Albstadt-Tailfingen - Zwei Jahre hat der Bau der beiden neuen Wohnhäuser der Wohnbaugenossenschaft (WBG) Tailfingen am Markt in Tailfingen gedauert. Sie sind mittlerweile fertig und bezogen; offiziell gefeiert hat die WBG den Abschluss des Projekts gestern im Gemeindehaus Moltkestraße.

Begonnen hatte das Fest mit Begrüßungs- und Dankesworten des WBG-Aufsichtsvorsitzenden Bernd Stoll und einem Fototermin vor dem neuen Haus – auf dem von Kurt Alexander Weegen professionell choreographierten Gruppenbild sind alle Beteiligten versammelt, die erschienen waren: Bauherren, Architekten, Albstadts Verwaltungsspitze samt der Mannschaft des visavis gelegenen Technischen Rathauses, Ingenieure, Handwerker, Eigentümer, Bewohner und womöglich sogar Passanten. Danach begab sich die Festgemeinde ins evangelische Gemeindehaus in der Moltkestraße und lauschte den Festansprachen von WBG-Vorstandschef Axel Pflanz und Oberbürgermeister Klaus Konzelmann. Danach wurde getafelt. Axel Pflanz stellte zwei Fragen an den Anfang seiner Rede: ob das Geld gereicht habe und das Werk gelungen sei. So interessant der Schwabe die erste Frage finden mag, so einsilbig pflegt er sie zu beantworten: Nein, der Kostenrahmen wurde nicht gesprengt, ja, man hat ein wenig Geld verdient – Geld, das dringend benötigt wird, um den Wohnungsbestand der WBG zu modernisieren. "Allein mit den Kaltmieten", so Pflanz, "geht das halt nicht."

Gelungener Baukörper

Zweite Frage: Ist das Werk gelungen? Pflanz erinnert sich noch gut an die Stimmen der Skeptiker, die die beiden Häuser überdimensioniert fanden und der WBG vorwarfen, sie verunstalte den Markt und bringe ihn um seinen intimen dörflichen Charakter. Das Ergebnis, findet Pflanz, setze die Kritiker ins Unrecht: Beide Häuser bildeten mit ihrem Ambiente eine harmonische Einheit – mehr noch, sie seien stadtbildprägend. Pflanz erinnert sich ferner an die eigenen Zweifel: In Zeiten, da die Bevölkerung schrumpfte, ein Wohnbauprojekt in zentraler Lage zu betreiben, habe Mut und Risikobereitschaft erfordert – dass alle 18 Wohnungen bereits Monate vor der Fertigstellung des Hauses verkauft sein würden, das sei nicht von vorneherein abzusehen gewesen.

Die WBG hat offenbar zur rechten Zeit auf ein Phänomen reagiert, das sich in ganz Albstadt beobachten lässt: Solvente Senioren verlassen nach dem Auszug ihrer erwachsenen Kinder ihre überdimensionierten Einfamilienhäuser an den Hängen Ebingens, Tailfingens und Onstmettingens und suchen in den Stadtkernen Eigentums- oder Mietwohnungen mit passendem Zuschnitt. Innenstädtische Wohnbauprojekte haben derzeit Konjunktur – und die WBG laut Pflanz noch manche Idee, die in diese Richtung weist. Auch die Frage zwei beantwortete er daher mit einem uneingeschränkten Ja. Projekt gelungen.

Pflanz’ Dank dafür galt Architekten, Handwerkern, Kreditgebern und duldsamen Nachbarn, vor allem aber der Stadt: Ohne die Unterstützung der bürgermeisterlichen Troika, mutmaßte Pflanz, wären die Häuser Am Markt 5 und 7 wohl nie gebaut worden; sowohl das für die Genehmigung zuständige Baudezernat als auch das Dezernat 2 seines Amtsnachfolgers Anton Reger, das die Interessen der Marktbeschicker und der Bauleute miteinander vereinbaren musste, seien extrem kooperativ gewesen.

Da erschien es nur stimmig, dass Klaus Konzelmann das letzte Wort vor dem Mittagessen erhielt. Der Oberbürgermeister bescheinigte der WBG, dass ihr Neubau das Stadtbild präge und ökologisch vorbildlich sei. Sein Fazit: "Ein tolles Haus an einem schönen Platz."