Für den Standort der Multifunktionshalle – mehr als ein Ersatz für die Zollernalbhalle – gibt es mehrere Varianten: am bisherigen (links, oben links), und auf dem bisherigen Parkplatz (Mitte und rechts) mit zwei Optionen für die Anordnung der Parkplätze. Foto: sb

Hallenkonzeption: Stadträte begrüßen Bau der Multifunktionshalle und wollen über Folgen später abstimmen.

Albstadt - Sie ist eines der wichtigsten öffentlichen Gebäude, mehr als 100 Jahre alt und Anfang des Jahrtausends saniert worden. Dennoch sind die Tage der Festhalle Ebingen wohl gezählt.

Sobald die geplante Multifunktionshalle in Tailfingen steht – diese soll 2016 geplant, 2017 und 2018 errichtet werden –, wird die Festhalle Ebingen wohl überflüssig.

Dieses Ergebnis hat sich gestern, nach durchaus kontroverser Diskussion, letztlich herauskristallisiert im Gemeinderat. Dass darüber hinaus das Thalia-Theater in Tailfingen und die Zollernalbhalle fallen werden, steht schon seit längerem fest.

Warum nun aber die Festhalle im Herzen Ebingens, zumal das 1894 errichtete und 1935 zur Festhalle umgebaute Gebäude erst vor 13 Jahren für teures Geld saniert wurde? Mehrere Fachfirmen haben sich ihren Zustand angesehen und sind zum Schluss gekommen, dass in punkto Brandschutz gravierende Mängel bestehen: Das Dachtragwerk hat keinen klassifizierten Feuerwiderstand, dafür gibt es in der Unterkonstruktion von Deckenbekleidungen aber brennbare Materialien.

Die Optik ist eine Mogelpackung

Ein zweiter Rettungsweg aus Küche und Regieraum, von der Empore und vom Konferenzraum, fehlen, Schächte und Kanäle sind nicht abgetrennt, die Türen brandschutztechnisch nicht auf erforderlichem Stand, Sicherheitsbeleuchtung und Rauchgasableitungen nicht ausreichend.

Und nicht zuletzt fehlen Rettungswegweiser, Rauchmelder, eine Aufschaltung der Brandschutzmeldeanlage zur Einsatzzentrale der Feuerwehr, Feuerwehrpläne, eine Brandschutzordnung und vorbeugender Brandschutz. Reihenweise Mängel weisen Heizung, Lüftung, Sanitäranlagen und Elektrotechnik, die Baukonstruktion, Dachdämmung und Ziegeleindeckung auf, was sich zum Teil auf Betriebskosten niederschlägt. Mit anderen Worten: Die Festhalle steht zwar optisch gut da – das ist jedoch eine Mogelpackung.

Um das Schiff wieder sturmfest zu machen, wären 5,6 Millionen Euro – Mehrwertsteuer nicht eingerechnet – nötig und weitere 300 000 Euro jährlich für Nutzungskosten, so dass in den nächsten 20 Jahren 12,4 Millionen Euro zusammenkämen, erklärt Baubürgermeister Udo Hollauer – Geld, das die Stadt lieber in die Erweiterung der geplanten Multifunktionshalle an der Markungsgrenze zwischen Truchtelfingen und Tailfingen investieren will, die etwa so viel kosten soll.

Sie soll eine Drei-Feld-Sporthalle, einen Veranstaltungssaal mit Foyer, einen Multifunktionssaal mit Theater – eine große und eventuell eine weitere kleine Bühne – samt Foyer sowie einen Saal für Konferenzen und Tagungen bekommen.

"Wir haben die Veranstaltungstermine verglichen und 2014 ganze 13, 2015 dann 15 Kollisionen gefunden", sagt Hollauer mit Blick auf die Nutzungshäufigkeit von Festhalle Ebingen und Zollernalbhalle. Allerdings gebe es auch einige Wochenenden ohne Termin. Auf solche ließe sich manches Vereinsjubiläum oder Konzert legen, das unter bisherigen Umständen mit einer weiteren Großveranstaltung kollidiert wäre. Nur wenige Termine seien fix: "Fasnet ist nun mal an Fasnet."

Eine etatmäßige Schließung in Schulferien, wie bei den Turn- und Festhallen üblich, müsse für die Multifunktionshalle wohl nicht sein, meint der Baubürgermeister. Da reichten vermutlich drei Wochen Betriebsferien, etwa für Wartungsarbeiten.

Die Platzfrage entscheidet mit

Bleibt die Standortfrage, denn Ebingen hätte dann keine repräsentative öffentliche Halle mehr. Doch Hollauer winkt mit Hinweis auf den geplanten Neubau der Mazmannhalle und eventuell auch der Schlossberghalle ab. Der Platz in Ebingen reiche nicht für die Multifunktionshalle, und auch in punkto Hochwassergefahren und Anbindung sei der jetzige Standort der Zollernalbhalle dafür ideal – nicht deren derzeitiger Parkplatz, wie Hollauer sagt.

Das Gelände der früheren Ebinger Reithalle an der Straße nach Truchtelfingen falle wegen der Nähe zur Mazmannhalle flach, und zudem: "Einen optimalen Standort haben wir nirgends."

Ob das angepeilte Kostenziel für die Multifunktionshalle – elf Millionen Euro und je eine weitere Million für den Abbruch der Zollernalbhalle und das vierte Veranstaltungsmodul – einzuhalten sein wird? "Wir stellen 2016 noch einen Leistungskatalog auf – bis hin zur letzten Türklinke, und danach wird es keine Änderungen mehr geben", sagt Udo Hollauer.

Dass die Multifunktionshalle am geplanten Standort, also fast in Albstadts geografischer Mitte, sinnvoll und wichtig sei, stellte gestern keiner der Stadträte in Frage. Worte wie "Schlüsselprojekt für die Sport- und Kulturstadt" nahm nicht nur CDU-Fraktionschef Roland Tralmer in den Mund. Einschränkungen während der Bauzeit? Kein Thema. Dann müsse es aber auch "der große Wurf" werden.

Tralmer stellte jedoch einen Antrag, dem sich die SPD anschloss und der – ob der eindeutigen Abstimmungen in nichtöffentlichen Sitzungen des Technischen und Umweltausschusses sowie des Verwaltungs- und Finanzausschusses, die Siegfried Schott von den Freien Wählern ins Spiel brachte, auch Gegner fand: über die weitere Verwendung der Festhalle Ebingen erst zu beschließen, wenn die Multifunktionshalle stehe und die Übergangszeit mit derzeit schon eingeschränktem Betrieb und gesperrter Empore gezeigt habe, wie es dort laufe. Eile sei nicht geboten, wie Philipp Kalenbach (FDP) betonte.

Wobei Oberbürgermeister Klaus Konzelmann darauf hinwies, dass die Schlossberg-Turnhalle wohl ebenfalls abgerissen werde und auch dort manche Veranstaltung gastieren könne. Stehe die Multifunktionshalle erst, werde sie auch genutzt, erwartet das Stadtoberhaupt. "Jeder will in der bestmöglichen Halle seine Veranstaltung unterbringen." Fraktionschefin Manuela Heider (Freie Wähler) plädierte angesichts dessen entschieden dafür, Vereine, Schulen und Kulturamt in die Planung der Multifunktionshalle einzubeziehen.

Harald Lögler (Grüne) befürchtet, bei weiterem Bestand der Festhalle eine Überkapazität zu produzieren, welche die Stadt viel Geld koste – und sprach sich für den Abriss aus. Frank Hipp (SPD) mahnte, dass auch die Hochschule Bedarf habe respektive eine Mensa für Schlossbergrealschule und Hohenbergschule dort untergebracht werden könne. Das wäre dann die teuerste des Landes, kommentierte Baubürgermeister Udo Hollauer.

OB: Noch nichts wäre definitiv entschieden

Martin Frohme (SPD) und Matthias Strähler (CDU) brachten die Notwendigkeit einer Gesamtplanung für das ganze Areal ins Spiel, ehe der Abriss als definitiv notwendig befunden werden könne. Dass dieser "vorgesehen", aber noch längst nicht beschlossen sei, betonte Konzelmann nochmals – vergeblich: Dem Antrag der CDU, die Zukunft der Festhalle offen zu lassen, bis die Multifunktionshalle steht, stimmten letztlich 16 Räte zu, neun waren dagegen, einer enthielt sich. Der Reduzierung der Veranstaltungen dort auf das laut Brandschutzkonzept mögliche Maß und die Integration ihrer Funktion in die Multifunktionshalle stimmten alle zu.