Michaele Maier (rechts) hat wegen des guten Wetters öfters kontrollieren lassen. Foto: Eyrich

Ordnungsamt Albstadt zieht Bilanz. 2016 ist die Zahl der Tempokontrollen gestiegen. Mit Kommentar

Albstadt - Exakt 666 Mal hat die Stadt Albstadt im Jahr 2016 die Einhaltung der Höchstgeschwindigkeit kontrolliert und damit 87-mal öfter als im Jahr zuvor. Diese und weitere Zahlen hat Michaela Maier, Leiterin des Ordnungsamtes, im Gemeinderat vorgestellt.

Laut Statistik sind sie eine Minderheit – aber eine lästige: die Raser. 250 Messstellen hat die Stadt im vergangenen Jahr eingerichtet, wie Michaela Maier im Gemeinderat berichtete. 666-mal hat sie dort die Einhaltung des Tempolimits kontrolliert. 292. 217 Fahrzeuge sind am Messgerät vorbei gefahren, 14. 079 davon zu schnell. Im Vorjahr waren es noch 241 Messstellen, 579 Messungen, 255. 502 Fahrzeuge und 11. 562 Geschwindigkeitsübertretungen gewesen. Die Beanstandungsquote ist damit binnen Jahresfrist von 4,53 auf 4,82 Prozent gestiegen. Einziger Lichtblick: Im Bereich von Schulen und Kindergärten waren die Fahrer seltener zu schnell unterwegs als 2015: Hier sank die Beanstandungsquote von 7,06 auf 6,12.

An Bußgeldern hat die Stadt laut Maier im vergangenen Jahr 282. 000 Euro eingenommen; 2015 waren es 232. 000 Euro gewesen. An der stationären Messstelle an der Neuweiler Straße wurden 2016 insgesamt 3233 Verstöße registriert, was einer Beanstandungsquote von 0,27 Prozent entspricht – 2015 lag sie bei 0,24 Prozent. 55 000 Euro hat die Stadt dort kassiert. Die Statistik zeigt auch: Die Beanstandungsquote steigt seit drei Jahren und ist die höchste seit 2008, als sie bei 5,2 Prozent lag. Die meisten Beanstandeten waren dabei weniger als zehn Stundenkilometer zu schnell unterwegs.

Zu den klassischen Messstellen: Die Beanstandungsquote an der Bitzer Steige ist binnen eines Jahres von 6,33 auf 7,06 Prozent gestiegen, in der Ebingertalstraße in Lautlingen von 3,57 auf 3,78 Prozent, in der Klarastraße von 8,29 auf 9,73 Prozent, in der Tailfinger Jahnstraße von 3,86 auf 4,80 Prozent und in der Truchtelfinger Schönhaldenstraße gar von 11,62 auf 18,45 Prozent.

Laut Maier zeigen die Ergebnisse, dass eine kontinuierliche Verkehrsüberwachung notwendig ist – die Frequenz soll beibehalten werden. Wo die Messstellen stehen werden, hänge auch von den Anregungen der Bürger ab.

Friedrich Pommerencke (CDU) sähe es lieber, wenn die Stadt mehr "Smileys" und Geschwindigkeitsanzeigetafeln statt Radarfallen einsetzte – die Stadt verdiene allzu gut an den Kontrollen, findet er. Oberbürgermeister Klaus Konzelmann wies den Vorwurf zurück – die Kontrollen seien kein Selbstzweck, sondern dienten der Erziehung der Bürger. "Irgendwann muss man Nägel mit Köpfen machen." Auf die Frage nach einem nächtlichen Tempo-30-Limit in der Lautlinger Ortsdurchfahrt verwies Maier auf den Lärmaktionsplan, der in Arbeit sei. "Aber dann brauchen wir eine stationäre Messanlage – sonst hält sich keiner dran."

Kommentar: Höchste Zeit

Von Johannes Böhler

Die Statistiken der Stadt zu den Geschwindigkeitsmessungen sprechen eine klare Sprache: Raser erscheinen als marginale, aber augenscheinlich unbelehrbare Minderheit. Die erhöhte Zahl an Geschwindigkeitskontrollen zeitigt einen sichtbaren erzieherischen Erfolg: Die breite Masse der Geblitzten hat die erlaubte Höchstgeschwindigkeit um weniger als zehn Kilometer pro Stunde überschritten. Nur einstellig ist der Prozentsatz derer, die den Führerschein abgeben müssen. Derweil empfinden die Bürger die Belastung durch den Verkehr im Alltag anders. Bei jeder Bürgerwerkstatt klagten die Menschen, dass in Albstadt zu schnell gefahren werde – viel zu schnell. Und nicht nur eine Minderheit beteilige sich am Gelegenheitsrennsport durch das Stadtgebiet. Die Stadt hat angekündigt, Konsequenzen ziehen zu wollen – nach Ansicht vieler ist es höchste Zeit.