Malen, spielen, bauen: In der Kita Leo in Truchtelfingen spielen Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam. Foto: Westhauser

Kita Leo hat noch freie Plätze für Kinder ohne Behinderung. KBF leitet gesellschaftlichen Wandel ein.

Albstadt-Truchtelfingen - "Es ist normal, anders zu sein" – das ist das Motto des integrativen Kindergartens "Leo" in Truchtelfingen. Seit 2009 werden dort neben Kindern mit Behinderungen auch nicht behinderte Kinder betreut – es könnten mehr sein.

Es herrscht reges Treiben in den Zimmern der verschiedenen Gruppen. Bei den Kängurus werden Türme gebaut, und die Schnecken lassen beim Theaterspielen der Fantasie freien Lauf. In dem integrativen Kindergarten spielen alle zusammen – egal ob mit oder ohne Behinderung. "Die Kinder motivieren sich gegenseitig", erzählt Heidi Pokorny, eine der drei Leiterinnen des Kindergartens.

Raus aus der Isolation

Doch die Mitarbeiter der Kita Leo plagt ein Problem: Nur neun Plätze konnten bisher mit Kindern ohne Behinderung besetzt werden. In der Krippe gibt es noch sechs freie Plätze, im Kindergarten sind es noch acht. Als Hauptgrund nennt Diane Marx – ebenfalls im Leitungsteam des Kindergartens – die Tatsache, dass die Eltern ihre Sprösslinge mit ortsansessigen Kindern zusammenbringen wollen. "Die Plätze für die gesunden Kinder sind zwar für die Albstädter bestimmt, aber die Kinder mit Behinderungen kommen auch aus anderen Gemeinden", so Pokorny.

Die Sorgen der Eltern sind für Heidi Pokorny, Diane Marx und Beate Erhardt allerdings völlig unbegründet. Es bestehe die Möglichkeit, im letzten Kindergartenjahr die Schulanfänger in einen Kindergarten zu bringen, in dem angehende Erstklässler aus dem selben Ort sind.

Fragt man die drei engagierten Frauen nach den Vorteilen eines integrativen Kindergartens für die Kinder ohne Behinderung, fallen sofort die Begriffe Fachpersonal und Erfahrung in der Betreuung. Physiotherapeuten, Pädagogen, Erzieher und Kinderkrankenschwestern kümmern sich täglich um das Wohlergehen der Kleinen. Aber auch die behinderten Kinder ziehen ihre Vorteile daraus: Sie kommen raus aus der Isolation. "Wenn gesunde Kinder dabei sind, geht es auch mal hoch her, wie in einem Regelkindergarten auch. Die Kinder ohne Behinderung ziehen die anderen da einfach mit, und das ist gut", erzählt Pokorny. Auch das gemeinsame Erleben des Alltags ist für das Leitungsteam ein Aspekt, der für die Kita Leo spricht. "Sie lernen mit- und voneinander", so Pokorny.

"Die Kinder gehen damit ganz normal um"

Berührungsängste kennen die Sprösslinge nicht, berichten die drei Leiterinnen. "Die Kinder gehen damit ganz normal um. Auch die Eltern stehen voll dahinter", sagt Pokorny.

Fast der Großteil der behinderten Kinder ist im Sprachheilbereich untergebracht. Für Marx ist das nicht ungewöhnlich. "Auch in den Regelkindergärten gibt es einige sprachbehinderte Kinder", erzählt sie. Einige von ihnen kommen meist im Alter von fünf Jahren in die Kita Leo. "Oft warten die Eltern bei Auffälligkeiten erstmal ab", nennt Marx als Grund für den späten Therapiebeginn.

Ein Jahr Vorbereitungszeit haben die Mitarbeiter in die Umsetzung des integrativen Kindergartens gesteckt. "Der Prozess findet immer noch statt", sagt Pokorny. Für die Krippe wurden neue Möbel angeschafft und das Personal hat Weiterbildungen besucht.

Die Einführung des integrativen Kindergartens sei Teil eines beginnenden gesellschaftlichen Wandels im Umgang mit behinderten Menschen, ist sich das Leitungsteam einig. Das zeige sich auch in den Konzepten der KörperbehindertenförderungNeckar-Alb (KBF), Träger des Kindergartens.

"Die gemeinsame Erziehung wird von der KBF angestrebt", so Erhardt. Doch nicht nur das Engagement der KBF wird gelobt, sondern auch die Stadt Albstadt unterstützt die Einrichtung.