Messe Bau in München verleiht Albstädter Unternehmen den Innovationspreis Architektur und Bauwesen

Von Beatrix Müller

Die Solidian GmbH hat das neue Textilbeton-Zeitalter eingeläutet – die Sitzgelegenheit samt Tisch im Empfangsbereich des Albstädter Unternehmens sind das zukunftsweisende Beispiel dafür. Nun wird sie eine Brücke aus Textilbeton über die Schmiecha bauen.

Um 40 Prozent leichter als eine herkömmliche aus Stahlbeton und mindestens 80 Jahre lang haltbar wird die Brücke sein, welche die Firma "Solidian" über die Schmiecha bauen wird. Davon weiß Abteilungsleiter Christian Kulas beim Gespräch mit der Regierungsvizepräsidentin Grit Puchan, dem leitenden Baudirektor Wolfgang Weiß und Pressereferent Steffen Fink aus Tübingen, zu berichten.

Der enge Kontakt mit dem Regierungspräsidium (RP) ist unentbehrlich, da es bisher in Deutschland noch keine Normen für derartige Materialkombinationen gibt. So bedarf bislang jedes Bauvorhaben der "Zustimmung im Einzelfall" (ZiE) durch das RP.

Die hundertprozentige Groz-Beckert-Tochter "Solidian" habe sich seit diesem Jahr differenziert, sagt Geschäftsführer Roland Karle und nennt dies "die logische Weiterentwicklung". Gegründet Ende 2013, gehören ihr 25 Mitarbeiter an, darunter auch Mitarbeiter mit Handicap. Weitere Mitarbeiter will das Unternehmen noch einstellen – auch ungelernte. Beteiligt ist "Solidian" außerdem an der Partnerfirma Kelteks in Kroatien.

Kulas stellt in seiner Präsentation sowohl das aufwendige Herstellungsverfahren als auch längst praktizierte Projekte vor. So seien in den USA Fassaden in architektonisch schöner Natursteinoptik verbaut worden. Beispielhaft seien zudem die Fassadenplatten bei Holcim, am Gesundheits- und Bildungszentrum der Firma Groz-Beckert mit betriebseigenen Kindergarten und Grundschule sowie die Pergola im Groz-Beckert-Park.

Für die Verwendung innovativer Hochleistungsbewehrungen aus Glas-, Carbon- oder Basaltfasergitterstrukturen, getränkt in den verschiedensten Harzen, wurde den Pionieren bei der Messe "BAU 2015" in München der "Innovationspreis Architektur und Bauwesen" für ein "Produkt von hoher architektonischer Qualität" verliehen.

Die Kunden dieser Gitterstrukturen sind die über eintausend Fertigteilhersteller in Deutschland, deren Part sodann der Ausguss mit Beton ist. Die so genannte "grüne Bauweise" spart Beton, Platz und Kohlendioxid. Umsetzbar ist sie bislang bei Parkbänken, Garagen, Sichtwänden, Überdachungen und vielem mehr, wobei die Firma großen Wert legt auf die Individualität der Aufträge und die Qualitätssicherung.

Grit Puchan zollt dem Unternehmen ihren großen Respekt und sieht im Hinblick auf das langfristige Ziel von "Solidian", Autobahnen zu bauen, bundesweiten Bedarf daran, dass diese "junge Firma" bei der Sanierung der maroden Brücken zum Zuge komme.

Ihren Besuch beendete Puchan mit der Besichtigung der vor fünf Jahren gebauten, bislang weltweit längsten und zugleich schlankesten Betonbrücke der Welt in Lautlingen. Mit dem Wissen "aus dem Effeff" von Christian Kulas und Projektleiter Johann Pfaff war sie einst konstruiert und gebaut worden. Die Delegation staunte nicht schlecht darüber, dass weder Erosionsspuren noch Materialermüdungserscheinungen zu sehen sind – und Regierungsvizepräsidentin Grit Puchan ist schon voller Vorfreude auf das nächste Treffen in einem Jahr.