Von wegen faule Jugend: Auf dem Waldheim sind die Jugendlichen produktiv und gestalten selbst T-Shirts und Bilder. Fotos: Kistner Foto: Schwarzwälder-Bote

Auf dem Ebinger Waldheim hat die einwöchige Freizeit für Jugendliche begonnen / Kein Wetter für den Bodensee

Von Martin Kistner

Albstadt-Ebingen. Am Wochenende wurde neu möbliert: In den Gruppenräumen des Waldheims, die drei Wochen lang die Kinder der ersten Freizeit dieser Ferien bevölkert hatten, stehen jetzt Stockbetten. Am Montag sind die 13- bis 16-Jährigen eingezogen – und sie übernachten.

18 Jugendliche verbringen in dieser Woche die zweite Freizeit des Sommers auf dem Waldheim. Die Zimmer liegen im ersten Stock, die zwei Mädchenräume links, die der Jungen rechts; wer wo einquartiert ist, lässt sich unschwer an den Betten erkennen: Die der Mädchen sind gemacht. Auf dem Treppenabsatz steht ein quadratischer Tisch mit Stuhl; das ist der Wachposten – nach Mitternacht sitzt hier einer und behält die Türöffnung im Blick. Wer von einem Jungen- zum Mädchenzimmer will oder umgekehrt, muss hier vorbei. Es sei denn, er geht übers Dach.

Draußen regnet es; drinnen werden T-Shirts designt. Lara hat ihres in einem dezent glitzernden Anthrazit eingefärbt und beschriftet es nun mit Tipp-ex; Tabita hat sich für weißen Grund und dunkle Beschriftung entschieden. Die Aufschrift ist dieselbe: "2 eyes, 2 ears, 2 arms, 2 legs, but only one heart. Because we are supposed to find the other one". Fast alles hat der Mensch doppelt, nur das Herz nicht – es sei denn, er findet ein zweites. Woher kommt der Spruch? "Aus dem Internet."

Apropos Internet: Am Fenster steht "Smartphone Island", ein liebevoll mit einer Palme aus Pappe dekorierter Karton. In ihm werden, wenn das Programm läuft, die Handys deponiert – auch sie sollen jetzt Urlaub haben. Gesimst, getwittert und geappt wird nur in den freien Stunden. Bleibt dann noch für etwas Anderes Zeit? "Wir unterhalten uns auch untereinander", beteuern Ann-Kathrin und Nathalie. "Und wir spielen Tischtennis und Tischkicker."

Ann-Kathrin und Tabita haben bereits eine respektive drei Wochen Waldheim hinter sich – die eine als Teilnehmerin, die andere als "Green-OT", als Betreuungs-Azubine. Im nächsten Jahr könnten sie beide als Betreuerinnen wiederkommen – und sie scheinen nicht übel Lust zu haben, es zu tun. Die meisten hier sind Waldheim-Veteranen und kennen sich seit ihrer ersten Waldheim-Freizeit. Die liegt im Falle von Ann-Kathrin, die in Balingen wohnt, und Vanessa neun Jahre zurück. Seither trifft man sich alljährlich im August und gelegentlich auch mal zwischendurch. "Im badkap oder auf der Eisbahn." An dem Spruch mit den Herzen ist schon etwas dran.

Was wird die Woche noch bringen? Der ursprünglich geplante Ausflug zum Bodensee und die Übernachtung im Freien hat die Waldheimleitung aus dem Programm gestrichen – zu kühl und zu nass. Dafür geht es heute nach Ludwigsburg, zu den "Körperwelten der Tiere". Für einen der kommenden Tage ist noch ein "Kasinoabend" vorgesehen, an dem gepokert und Roulette gespielt wird und zumindest das halbe Dutzend Betreuer sich in Livree oder sonstige Schale werfen wird. Am Samstag endet dann die letzte Freizeit dieser Ferien. Was macht Michael Grieger, Ebingens evangelischer Jugendreferent, dann? "Urlaub – irgendwo in den Bergen."