Wärmedämmung – eines von vielen Instrumenten zur Senkung des CO2-Ausstoßes. Foto: Weigel Foto: Schwarzwälder-Bote

Gemeinderat gibt seine Zustimmung zum neuen Klimaschutzkonzept für Albstadt

Von Martin Kistner

Albstadt. Deutschland versteht sich als Vorreiter beim Klimaschutz und hat sich ehrgeizige Ziele in Sachen Energiesparen und Emissionsreduzierung gesetzt. Albstadt macht mit: Gestern wurde das städtische Klimaschutzkonzept im Gemeinderat vorgestellt.

Knapp 84 000 Euro hat die Studie gekostet, welche die Firma Wüstenrot Haus- und Städtebau den Ratsmitgliedern präsentierte, 40 000 davon hat die Stadt selbst bezahlt – der Rest war Zuschuss. Sie soll Aufschluss darüber geben, welche Möglichkeiten die Stadt Albstadt hat, die gesteckten Klimaziele zu verwirklichen, und was sie tun muss, um ihr Potenzial zu aktivieren.

Bei der Festlegung der Ziele orientiert sich die Stadt am Land: Bis 2020 sollen die CO2-Emissionen um 25 Prozent, bis 2050 um 90 Prozent unter denen von 1990 liegen. Die Fachleute mussten zuerst einmal ermitteln, wie hoch der Ausstoß damals war und wie hoch er heute ist. Da sie nicht jedes einzelne Haus und jede einzelne Heizung der Stadt untersuchen konnten, handelt es sich bei den präsentierten Zahlen um Näherungswerte, die um bis zu 20 Prozent von der statistischen Realität abweichen können.

Untersucht wurden vier Verbrauchertypen, nämlich private Wohnhäuser, kommunale Liegenschaften, Gewerbe und Industrie sowie Verkehr. Das fünfte Zahlenpaket hieß "Energie", beleuchtete die Erzeugerseite und kam von den Albstadtwerken. Eine wertvolle Informationsquelle waren die Schornsteinfeger – wenn jemand weiß, wie hoch der Anteil alter und neuer Heizungen am Gesamtaufkommen ist, dann sie.

Zu den Ergebnissen: Der Primärenergiebedarf in Albstadt betrug im Jahr 2014 1023 Gigawattstunden (GWh) – 8,2 Prozent mehr als 1990 – , der CO2-Ausstoß 356 440 Tonnen – dieser Wert liegt 10,5 Prozent unter dem von 1990. Der Pro-Kopf-Ausstoß in Albstadt belief sich auf acht Tonnen. Zum Vergleich: bundesweit waren es 11,5, landesweit 7,1 und kreisweit 8,8 Tonnen.

Wie weit lassen sich diese Werte noch verringern? Auf dem Weg zum Etappenziel 2020 – 75 Prozent des CO2-Ausstoßes von 1990 – sind die Albstädter ein gutes Stück vorangekommen. "Die Hälfte", sagt Baubürgermeister Udo Hollauer. Das gesamte weitere Einsparpotenziel schätzen die Experten auf 58 Prozent; beim Energiebedarf sind es 52 Prozent. Um es zu aktivieren, dürften die Albstädter allerdings keine Option ungenutzt lassen: Auf der Vorschlagsliste der Experten stehen Kraft-Wärme-Koppelungs-Verbünde von Wohnhäusern, umfassende Dämmung, Geothermie, Photovoltaik, Elektromobilität auf zwei und vier Rä-dern, Car-Sharing, Energie-lehrstunden im Kindergarten und sogar eine Windelverbrennungsanlage.

Das alles muss allerdings erst einmal auf den Weg gebracht werden, und zwar nicht allein von der Stadt, sondern von den Bürgern. Für deren Mobilisierung, die Öffentlichkeitsarbeit und die Maßnahmenkoordinierung bedarf es laut Wüstenrot eines "Klimaschutzmanagers", der sich ganz diesen Aufgaben widmen kann – sprich: einer zusätzlichen Stelle in der Stadtverwaltung. In den ersten drei Jahren würde das Land diese zu 65 Prozent mitfinanzieren; der Netto-Aufwand der Stadt betrüge 120 000 Euro. Dass dieser Manager nach Auslaufen der Förderung nicht mehr gebraucht würde, daran hegen die Gemeinderäte allerdings gelinde Zweifel.

Doch diese Entscheidung stand gestern noch nicht an. Während Lambert Maute (CDU) der Stadt bescheinigte, sie habe bereits einiges erreicht, hielt Martin Frohme (SPD) ihr vor, Zeit "verplempert" zu haben. "Wir könnten weiter sein; andere haben uns überholt." Andreas Laib fand den Beschlussvorschlag "wenig handfest", Peter Landenberger (Freie Wähler) zweifelte daran, dass die Albstädter dieser "immensen Aufgabe" gewachsen seien. Elke Rapthel (ZUG) wiederum ging das Konzept längst nicht weit genug. Uneingeschränktes Lob spendete ihm dagegen Elmar Maute (SPD). Am Ende wurde es bei zwei Gegenstimmen angenommen.

Das Albstädter Klimaschutzkonzept ist nicht ohne Beteiligung der Bürger erarbeitet worden; es gab monatlich einen "jour fixe" der "Arbeitsgruppe Klimaschutz" und am 24. April einen öffentlichen "Bürgerworkshop". Ehe man sich an die Umsetzung des Konzepts macht, soll es bei einer öffentlichen Abschlussveranstaltung vorgestellt werden. Diese findet am Montag, 19. Oktober statt.